Skiff-Segler Erik Heil und Thomas Plößel kämpfen am Donnerstag um eine Olympia-Medaille

Rio de Janeiro, 16. August 2016. Acht Jahre nach der Bronzemedaille der Brüder Jan-Peter und Hannes Peckolt in China kämpft in Rio de Janeiro wieder eine deutsche 49er-Crew um eine Olympia-Medaille. Erik Heil und Thomas Plößel haben ihren Traum von olympischem Edelmetall am Vorschlusstag festgehalten. Die Berliner ziehen am Donnerstag um 18 Uhr deutscher Zeit als Zweite in das Medaillen-Finale der Skiffsegler ein. Während sich die neuseeländischen Top-Favoriten Peter Burling und Blair Tuke bereits vorzeitig die Goldmedaille sichern konnten, kämpfen mit den Deutschen, den australischen Olympiasiegern von 2012, Nathan Outteridge und Iain Jensen, sowie den Briten Dylan Fletcher-Scott und Alain Sign noch drei Mannschaften um zwei Medaillen.

Am besten positioniert im Kampf um Silber und Bronze sind Erik Heil und Thomas Plößel, die für den Norddeutschen Regatta Verein starten. Sie haben drei Punkte Vorsprung vor den Australiern und 13 Zähler vor den Briten. „Es wird im Finale alles ganz schnell gehen“, weiß Steuermann Erik Heil aus Erfahrung, „wir müssen spritzig sein und geile Entscheidungen treffen um im Spiel zu sein.“ 49er-Trainer Thomas Rein glaubt vor dem Final-Thriller an seine Schützlinge: „Die haben Silber drauf“, traute er sich am Dienstagabend zu sagen.

Heil/Plößel weiter auf Medaillenkurs. © Sailing Energy / World Sailing

Die Segler selbst hielten sich weiter bedeckt, doch Heil sagte doch soviel: „Die Olympiasieger von 2012 zu schlagen, das wäre nicht schlecht. Wir sind gewappnet, wenn es um Stress und Hektik geht.“ Auf die heitere Frage, ob er nach der bislang so gelungenen Serie noch bereit sei, die in greifbare Nähe gerückte Medaille aus der Hand zu geben, kannte Heil nur eine Antwort: „Nein!“ Vorschoter Thomas Plößel erklärte das bevorstehende Szenario mit einem Bild aus dem Golfsport: „Im Golf gibt es Hölzer und Eisen. Bei uns gibt es im Finale zweimal Eisen und einmal Holz.“ Die am Kieler Olympiastützpunkt trainierende Mannschaft interessiert am Donnerstag das Metall in veredelter Form. Übertragen wird das Rennen von der ARD im Live-Stream.

Während die deutschen 49er-Segler der Segel-Nationalmannschaft auf der Erfolgswelle blieben, qualifizierten sich auch die 49erFX-Frauen für das Finale ihrer neuen olympischen Disziplin. Victoria Jurczok und Anika Lorenz segelten als Neunte in das Medaillenrennen. Die beiden Berlinerinnen vom Verein Seglerhaus am Wannsee sind mit ihrer Leistung dennoch nicht zufrieden und übten erfrischend offen Selbstkritik. „Wir hätten heute gerne noch etwas mehr aufgeholt, aber es herrschten hier einfach keine Vicky-und-Anika-Winde. Diese olympische Regatta war nicht unsere. Wir haben zwar das Ziel Medaillenrennen erreicht, hatten uns aber schon etwas mehr erhofft“, erklärte Steuerfrau Jurczok. Einige Plätze können Jurczok/Lorenz aber im Finale noch gut machen und darum wollen sie am Donnerstag um 19 Uhr weiter kämpfen. Gleichzeitig gestattete sich Vicky Jurczok erstmals auch einen kurzen Kommentar zur Leistung ihres Lebensgefährten Erik Heil: „Ich bin sehr stolz auf ihn.“

Ferdinand Gerz und Oliver Szymanski haben ganz knapp das Medalrace verpasst. © Sailing Energy / World Sailing
Ferdinand Gerz und Oliver Szymanski haben ganz knapp das Medalrace verpasst. © Sailing Energy / World Sailing

Für Deutschlands 470er-Crews brachte der Dienstag kein Glück. Obwohl Ferdinand Gerz und Oliver Szymanski mit den Rängen 6, 4 und 6 einen formidablen Schlussspurt hinlegten, wurden sie dafür nicht belohnt. Zunächst nach insgesamt zehn Wettfahrten als Zehnte im Klassement geführt, schien die Qualifikation für das Medaillenrennen geschafft. Dann aber folgte am späten Abend eine Protestflut, an der Gerz/Szymanski zwar nicht direkt beteiligt waren, in deren Folge sie aber auf Platz elf zurückrutschten und ihren Platz im Finale wieder verloren. Am späten Abend sagte Ferdinand Gerz vom Segler Verein Wörthsee: „Es sieht leider nicht so gut aus. Es laufen zwar immer noch Proteste, aber uns fehlen nun schon zwei Punkte auf Platz zehn. Trotzdem haben wir einen guten Abschlusstag zeigen können.“ Die 470er-Seglerinnen Annika Bochmann und Marlene Steinherr rutschten nach Protesten in ihrer Flotte auf Gesamtplatz 18 zurück und beenden damit ihre Olympia-Premiere.

In vier Disziplinen wurden am Dienstag weitere Medaillen vergeben. Dabei gab es Favoriten-Siege ebenso wie Überraschungen. Im Finn Dinghi hatte der Brite Giles Scott sich seine Goldmedaille schon vor dem Finale gesichert. Der Slowene Vasilij Zbogar gewann Silber, der Amerikaner Caleb Paine überraschte mit Bronze. Im Laser Radial feierte die Niederländerin Marit Bouwmeester ihren vor vier Jahren noch so knapp verpassten Olympiasieg und unterstrich damit, was olympische Erfahrung im zweiten Anlauf bewirken kann. Zweite wurde Annalise Murphy, die nach Platz vier in England ebenso glücklich über Silber war. Auf dem dritten Podestplatz jubelte die Dänin Anne-Marie Rindom.

Im Laser setzte sich nach spektakulären Matchrace-Szenen schon vor dem Start und einer Jury-Bestrafung von Spitzenreiter Tonci Stipanovic aus Kroatien der Australier Tom Burton durch. Stipanovic blieb Silber und der Jubel über die erste olympische Segel-Medaille für sein Land. Bronze holte der Neuseeländer Sam Meech. In der neuen olympischen Mixed-Disziplin Nacra 17 überraschten die Argentinier Santi Lange und Cacilia Carranza-Saroli mit Gold vor Jason Waterhouse und Lisa Darmanin aus Australien. Bronze erkämpften sich mit Rang drei im Finalrennen die Österreicher Thomas Zajac und Tanja Frank. Am zehnten Tag der olympischen Regatta in der Guanabara-Bucht stehen die Medaillen-Rennen für die 470er-Crews auf dem Programm. Die Skiff-Mannschaften nutzen ihren Ruhetag zur Vorbereitung auf das große Rio-Finale unter Segeln zwischen Zuckerhut, Flamenco und Marina da Glória am Donnerstag – die Abschiedsgala von den XXXI. Olympischen Spielen für den internationalen Segelsport.