49er-Crew weiter auf Medaillenkurs: Erik Heil und Thomas Plößel behaupten sich im Kampf mit America’s-Cup-Stars

Rio de Janeiro  – 15. August 2016. Die deutsche Segel-Nationalmannschaft fiebert in Rio de Janeiro mit der 49er-Crew Erik Heil und Thomas Plößel mit. Drei Wettfahrten vor dem Medaillen-Finale der olympischen Skiff-Segler verteidigen die Berliner weiterhin ihren herausragenden zweiten Platz. Die für den Norddeutschen Regatta Verein startende Mannschaft agierte am Montag erneut nervenstark und konzentriert. Nachdem der Crew im ersten Rennen des Tages ein Fehler am Leegate unterlaufen war, der mit Rang 15 im Ziel endete, stellte sich das Team neu ein, veränderte den Trimm des Bootes leicht und knüpfte mit den konstant guten Rängen vier und fünf wieder an die starken Leistungen der Vortage an.

Weiterhin auf Medaillenkurs: Erik Heil und Thomas Plößel im 49er (© Sailing Energy / World Sailing)

„Die Taktik bleibt: Wir wollen weiter konzentriert und konstant fahren“, kündigte Vorschoter Thomas Plößel für die Rennen zehn bis zwölf am Dienstag an, „heute war freies Fahren in freiem Wind sehr wichtig. Da konnten wir in den letzten beiden Rennen unseren Stil wieder auspacken. Speed war von großer Bedeutung und den haben wir.“ Auch Erik Heil zog am Montagabend in der Marina da Glória positiv, aber zur Ruhe mahnend Zwischenbilanz: „Natürlich sind wir mit unseren bisherigen Leistungen sehr zufrieden. Wir sind mehr als auf gutem Kurs, aber wir gestatten uns keinerlei Medaillen-Gedankenspiele. Wir wollen auch in den bevorstehenden Wettfahrten immer die bestmöglichen Rennen rausziehen. Im Schnitt fünfte Ränge, das bleibt weiter der Plan.“ Thomas Plößel erzählte von der guten Stimmung im Team: „Ja, wir sind gut drauf und schaffen es vor allem, das zu halten.“

Bundestrainer Thomas Rein attestiert seinen Schützlingen eindrucksvolle Nervenstärke: „Erik und Thomas kriegen es sehr gut hin, die vielen Informationen und Ereignisse, die bei Olympia auf die Athleten einprasseln, für sich zu kanalisieren und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Wir haben viel Zeit in Rio verbracht und den Jungs gefällt das komplexe Revier gut. Man kann hier trotzdem nie wissen, wie der nächste Tag wird. Deswegen geht es morgen weiter wie bisher: Volle Konzentration immer auf das nächste Rennen und weiter die steigende Anspannung positiv umwandeln.“

Victoria Jurczok und Anika Lorenz im 49er FX geben sich kämpferisch (© Sailing Energy / World Sailing)
Victoria Jurczok und Anika Lorenz im 49er FX geben sichkämpferisch (© Sailing Energy / World Sailing)

Kämpfen müssen am Dienstag Victoria Jurczok und Anika Lorenz. Die Berlinerinnen waren sich einig darüber, dass es für sie am Montag nur zu „mäßigen Leistungen“ gereicht hatte. „Wir hatten keine guten Starts und auch keinen zufriedenstellenden Speed“, berichtete Anika Lorenz, „wir wollen und müssen am Dienstag einfach mehr rausholen und aufholen.“ Die Crew vom Verein Seglerhaus am Wannsee liegt drei Rennen vor dem Finale der besten zehn Skiff-Seglerinnen auf Platz elf und ist damit nicht zufrieden. „Das war bislang noch keine Top-Serie“, sagte Steuerfrau Vicky Jurczok, „uns bleiben drei Wettfahrten, um diese Serie zu retten.“ Das Angriffs-Konzept brachte Anika Lorenz kämpferisch auf den Punkt: „Hauen wir morgen nochmal drei raus und dann sind wir wieder dran.“

Der insgesamt achte Tag der olympischen Regatta zeigte sich in der Guanabara-Bucht auf den anderen Kursen von seiner launischen Seite. Die 470er-Flotten der Frauen und Männer mussten lange an Land warten, bevor sie auslaufen durften. Eine hartnäckige Flaute verhinderte auch die mit Spannung erwarteten Starts der Medaillenrennen in den Klassen Laser und Laser Radial. Als es endlich losgehen sollte, fiel am späten Nachmittag eine von den brasilianischen Wetterexperten vorhergesagte Front über die Bucht her. Während die ersten Skiffs schon den sicheren Hafen erreicht hatten, mühten sich die anderen mit den weiter draußen segelnden 470er-Seglerinnen und Seglern und den Laser-Radial-Steuerfrauen erst noch in Richtung Marina da Glória und rangen mit 30-Knoten-Böen. Kenterungen in Serie waren die Folge. Die Coach-Boote und Helfer hatten alle Hände voll zu tun.

Annika Bo
Annika Bochmann und Marlene Steinherr im 470er käpften mit dem schlechten Wetter (© Sailing Energy / World Sailing)

470er-Steuerfrau Marlene Steinherr konnte im Hafen nur noch das zerfetzte Großsegel der deutschen Jolle zeigen und ärgerte sich mit der gesamten Flotte darüber, dass die Wettfahrtleitung die Seglerinnen und Segler nicht früher in den Hafen entlassen hatte. „Das war fliegendes Wasser da draußen“, berichtete die 30-jährige Athletin vom Verein Seglerhaus am Wannsee. Die österreichische 470er-Weltmeisterin Lara Vadlau sagte: „Die Organisatoren haben einen Riesenfehler gemacht, denn jeder Wetterbericht hatte das Szenario vorhergesagt. Ich habe noch nie solche Naturgewalten erlebt.“ Für Dienstag sind wieder moderatere Segelbedingungen vorhergesagt. Gefordert sind dann in ihren Medaillenrennen neben den Laserseglern und den Laser-Radial-Seglerinnen auch die Finn-Steuerleute und Nacra-17-Mixed-Crews. Ihre Wettfahrten setzen die 470er-Disziplinen und die Skiffs fort.