Segel-Nationalmannschaft vor der WM-Bewährungsprobe: Es geht um 50 Prozent der Nationenstartplätze für Olympia

Vor Santander in Spanien werden in allen zehn Disziplinen die ersten 50 Prozent der Olympia-Startplätze für Rio de Janeiro 2016 vergeben. „Wir wollen uns diese Startplätze in Santander in mindestens sieben von zehn Disziplinen frühzeitig sichern“, gibt DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner das ehrgeizige Ziel vor.

In einigen Klassen scheint dieses Ziel vergleichsweise leicht erreichbar: Bei den Lasern beispielsweise werden sich am Ende der bevorstehenden Titelkämpfe die besten 23 Nationen ihren olympischen Startplatz gesichert haben. Die Laser stellen nicht nur bei der Weltmeisterschaft mit 150, sondern auch bei den Olympischen Spielen 2016 mit 46 Booten die größte Flotte. Die Nationenqualifikation sollte für Deutschlands Segler des Jahres Philipp Buhl also trotz einiger Dämpfer in jüngster Zeit zu meistern sein. Der WM-Dritte von 2013 sagte: „Zuletzt habe ich deutlich jenseits der Top Drei der Welt gesegelt. Mein Medaillenziel für die WM bleibt aber unverändert bestehen. Ich will da wieder hin!“

Die schwierigste Aufgabe haben Deutschlands Top-Segler in den Skiff-Klassen 49er und 49er FX sowie bei den 470er Frauen und im neuen Mixed-Mehrrümpfer Nacra 17 zu lösen. In diesen vier Disziplinen werden vor Santander nur zehn olympische Startplätze vergeben, weil sie auch bei Olympia mit jeweils nur 20 Booten die kleinsten Flotten stellen. Während den deutschen Skiff-Seglern in den Männer- und Frauen-Feldern gute Chancen zum Überqueren der Qualifikationshürde eingeräumt werden, würde die frühe Olympia-Qualifikation Deutschlands durch eines der aufstrebenden Talente im Finn Dinghi und im Nacra 17 zu diesem Zeitpunkt einem sehr positiven Leistungssprung gleichkommen. Wichtig zu wissen: Erfüllt ein Team die Kriterien zur Qualifikation Deutschlands in seiner Disziplin, erwirbt es dadurch nicht automatisch für sich selbst das Startrecht. Über die Qualifikation der einzelnen deutschen Teams wird später in einer mehrteiligen nationalen Ausscheidung entschieden.

Ein sorgenvoller Blick der DSV-Teamleitung vor Ort ist vier Tage vor dem ersten WM-Startschuss am 12. September aber auf die zuletzt so stark agierenden 49er-Europameister gerichtet: Erik Heil und Thomas Plößel müssen um ihre WM-Teilnahme bangen. Vorschoter Plößel hatte bereits die EM mit einer nicht ausgeheilten Erkrankung bestritten und ringt nun schon seit Wochen mit einer Kiefernebenhöhlen-Entzündung, die chronisch werden könnte. Ärzte haben dem Berliner strikte Bettruhe verordnet. „Hinter unserem Start steht noch ein Fragezeichen. Wir können erst wieder aufs Boot steigen, wenn Thomas zu hundert Prozent fit ist“, erklärt Steuermann Erik Heil, „unser Material ist top vorbereitet. Wenn wir starten können, dann werden wir versuchen alles herauszuholen was geht!“ Auch für den DSV und das Audi Sailing Team Germany hat die Gesundheit des Sportlers oberste Priorität. „Das Team kann nur starten, wenn es grünes Licht seitens der behandelnden Ärzte gibt“, erklärt Nadine Stegenwalner, „in dem Fall würden wir diesem Team auch unter schwierigen Bedingungen zutrauen, den Nationenstartplatz zu sichern.“

Erik Heil beschreibt das WM-Revier als äußerst anspruchsvoll: „Es ist der Hammer! Da herrscht ein unglaublicher Schwell. Es ist sehr abwechslungsreich. Komplexer kann man es sich kaum wünschen. Da wir technisch gut drauf sind, sollte uns dieses Revier entgegenkommen. Der Ausfall unserer finalen Vorbereitung wird unsere Anpassungsmöglichkeiten an die Bedingungen aber sicher etwas erschweren, wenn wir denn starten können.“

Die DSV-Flotte will mit 49 Seglerinnen und Seglern (31 Teams) in zehn Disziplinen in die 10-tägigen Titelkämpfe unter dem Dach des Weltseglerverbandes (ISAF) starten. Mit Teamchefin Nadine Stegenwalner (Hamburg) werden ein großer Trainer- und Mitarbeiterstab des Deutschen Segler-Verbandes, des Audi Sailing Team Germany und des Heinz Nixdorf Vereins sowie fünf Individual-Coaches die Athleten vor Ort optimal unterstützen.

An den Welttitelkämpfen nehmen über 1400 Aktive mit mehr als 1000 Booten aus 95 Ländern teil, darunter eine Reihe Olympiasieger wie der australische 470er-Weltmeister und Weltsegler des Jahres Mathew Belcher oder der „Fliegende Holländer“ Dorian van Rijsselberge auf dem RS:X-Brett. Denn es steht nicht nur für Deutschlands Segler viel auf dem Spiel.

„Zwei Jahre vor den Olympischen Spielen ist die Weltmeisterschaft ein sehr wichtiger Meilenstein auf unserem Weg nach Rio de Janeiro“, sagt Nadine Stegenwalner. Die Zielvereinbarung des Deutschen Segler-Verbandes (DSV) mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und dem Bundesministerium des Inneren (BMI), die in Verbindung mit Vereinbarungen über die Fördermittel getroffen werden, beinhaltet als Jahreszielsetzung unter anderem zwei Medaillen und drei Top-Ten-Platzierungen. „Das ist unter den gegebenen Umständen ein extrem ehrgeiziges Ziel“, so Stegenwalner, „ich bin aber sicher, dass die Mannschaft alles geben wird. Uns ist neben guten Ergebnissen und möglichst vielen Nationenstartplätzen zu diesem Zeitpunkt vor allem wichtig, dass wir in Spanien als geschlossene Einheit auftreten. Wir wollen Teamgeist leben, weil er beflügeln kann. Wir wünschen uns, dass die Sportler und die Trainer füreinander da sind, sich gegenseitig motivieren, helfen und antreiben.“

Torsten Haverland, DSV-Vizepräsident und verantwortlich für den Leistungssport, sagte: „Wir wünschen unserem Team viel Glück für die WM-Mission. Unsere Aktiven und ihre Trainer haben sich intensiv und zielgerichtet auf diesen wichtigen Wettbewerb vorbereitet. Sie haben hart gearbeitet und deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir  als Team zu guten Ergebnissen kommen, wenn alle das Optimum aus sich herausholen.“


DIE DEUTSCHEN WM-STARTER

Surfen Männer: RS:X

Toni Wilhelm (Dogern, Württembergischer Yacht-Club)

Einhand Männer: Laser

Philipp Buhl (Kiel, Segelclub Alpsee Immenstadt)

Tobias Schadewaldt (Oldenburg, Norddeutscher Regatta Verein)

Fabian Gielen (Lindau, Lindauer Segler-Club)

Theodor Bauer (Kiel, Röbeler Segler-Verein „Müritz“)

Einhand Männer (Schwergewicht): Finn Dinghi

Phillip Kasüske (Kiel, Verein Seglerhaus am Wannsee)

Eike Martens (Ganderkese, Norddeutscher Regatta Verein)

Lars Haverland (Schwerin, Schweriner Yacht Club)

Zweihand Männer: 470er

Jan-Jasper Wagner/Dustin Baldewein (beide Kiel, Verein Seglerhaus am Wannsee)

Ferdinand Gerz (München, Seglerverein Wörthsee)/Oliver Symanski (Kiel, Joersfelder Segel Club)

Julian Autenrieth/Philipp Autenrieth (beide Augsburg, Bayerischer Yacht-Club)

Denny Naujok/Paul Kübel (beide Kiel/Wassersportverein 1921)

Skiff Männer: 49er

Erik Heil/Thomas Plößel (beide Kiel, Norddeutscher Regatta Verein)

Justus Schmidt (Schönwalde, Kieler Yacht-Club)/ Max Böhme (Kiel, Kieler Yacht-Club)

Philipp Müller (Wörthsee, Herrschinger Segelclub)/Kilian Holzapfel (Seebrucker Regatta Verein)

Surfen Frauen: RS:X

Steffi Schwarz (Schondorf, Augsburger Segler-Club)

Einhand Frauen: Laser Radial

Svenja Weger (Kiel, Potsdamer Yacht Club)

Constanze Stolz (Kiel, Düsseldorfer Yachtclub)

Chiara Steinmüller (Kiel, Segel-Club „Ahoi“)

Pauline Liebig (Kiel, Deutsch-Schweizerischer Motorboot-Club)

Zweihand Frauen: 470er

Annina Wagner (Mannheim, Potsdamer Yacht Club)/Elisabeth Panuschka (Kiel, Segelklub Bayer-Uerdingen)

Annika Bochmann (Kiel, Verein Seglerhaus am Wannsee)/Karoline Göltzer (Berlin, Segelgemeinschaft am Müggelsee(

Nadine Böhm (Kiel, Deutscher Touring Yacht-Club)/Ann-Christin Goliaß (Kiel, Duisburger Yacht-Club)

Skiff Frauen: 49er FX

Tina Lutz (Holzhausen/Chiemsee Yacht Club)/Susann Beucke (Strande/Hannoverscher Yacht-Club)

Victoria Jurczok/Anika Lorenz (beide Kiel, Verein Seglerhaus am Wannsee)

Leonie Meyer (Kiel, Norddeutscher Regatta Verein)/Elena Stoffers (Kiel, Kieler Yacht-Club)

Jule Görge/Lotta Görge (beide Kiel, Kieler Yacht-Club)

Mehrrümpfer Mixed: Nacra 17

Paul Kohlhoff/Karolina Werner  (beide Kiel, Kieler Yacht-Club)

Jakob Lenz/Susann Brechlin (beide Schwerin, Schweriner Segler-Verein)

Finn Heeg/Merle Baars (beide Kiel, Catamaran Club Flensburger Förde)

Eckart Kaphengst/Tine Kaphengst (beide Kiel, TSV Schilksee)

ZEITPLAN FÜR DIE WELTMEISTERSCHAFT

Start: 12. September

Letzter Tag Qualifikationsrennen/Halbzeit: 16. September

Medaillenrennen Laser & Laser Radial: 18. September

Medaillenrennen RS:X M & W: 19. September

Medaillenrennen 470 M & W: 20. September

Medaillenrennen Finn, 49er, 49er FX und Nacra 17: 21. September

ANZAHL STARTPLÄTZE FÜR DIE OLYMPISCHEN SPIELE 2016

Nachfolgend die Anzahl der Nationenstartplätze, die bei der WM mit den ersten 50 Prozent pro Disziplin vergeben werden. In Klammern sind die olympischen Startplätze für 2016 insgesamt pro Disziplin angegeben.

49er: 10 (20)

49er FX: 10 (20)

470er Frauen: 10 (20)

Nacra 17: 10 (20)

Finn Dinghi: 12 (23)

470er Männer: 13 (26)

RS:X Frauen: 13 (26)

RS:X Männer: 18 (36)

Laser Radial: 19 (37)

Laser: 23 (46)

Anmerkung dazu: Insgesamt werden 138 Nationenstartplätze vergeben. Brasilianische Teams müssen bei der Vergabe der Nationenstartplätze in der Reihenfolge des Abschlussklassements – maximal einer pro Land und Disziplin – nicht berücksichtigt werden, weil Brasilien als olympischer Gastgeber automatisch für alle Disziplinen qualifiziert ist. Weitere 47 Startplätze werden bei den Weltmeisterschaften der einzelnen olympischen Segeldisziplinen 2015 vergeben. Die letzten 75 Plätze können bei kontinentalen Qualifikationsregatten 2015/2016 erkämpft werden. Außerdem werden in den Klassen Laser und Laser Radial jeweils zwei Wild Cards („Tripartite“) vergeben.

(Santander, 8. September 2014)

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