Svenja Weger gewinnt die EM im Laser Radial

Vor Split in Kroatien verweist die gebürtige Heidelbergerin die Kroatin Tina Mihelic und die Britin Chloe Martin auf die Plätze zwei und drei und holt den ersten deutschen Titel in den olympischen Klassen in dieser Saison. Zu den Geschlagenen zählen auch Größen wie die Olympia-Zweite Marit Bouwmeester aus den Niederlanden und die belgische Olympia-Dritte Evi van Acker.

„Ich kann es selbst kaum fassen, mit diesem Titel habe ich überhaupt nicht gerechnet“, sagte Weger nach ihrem beeindruckenden Durchmarsch. Mit den Rängen 1, (4), 2, 1, 4 und 1 setzte sich die in Berlin aufgewachsene Steuerfrau vom Potsdamer Yacht-Club souverän durch, ließ zu keiner Zeit Zweifel an ihrer wirksamsten Waffe aufkommen: Keine der Konkurrentinnen konnte es in den leichten Windbedingungen mit dem Bootsspeed der Junioren-Weltmeisterin von 2013 aufnehmen. Bis zum Ende der in extrem leichten und drehenden Winden ausgetragenen Serie, deren Finaltag einer weiteren hartnäckigen Flaute zum Opfer fiel, hatte Weger hochkonzentriert agiert und sich nicht ein einziges Streichergebnis eingefangen.

„Wir gratulieren Svenja sehr, sehr herzlich zu diesem Erfolg“, sagte DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner, „Svenja hat nun zweimal hintereinander gezeigt, zu was sie bei großen Titelkämpfen in der Lage ist. Sie hat sich diesen Sieg mit harter Arbeit und herausregendem Talent erkämpft. Sie ist eine tolle Sportlerin, Teil einer starken und ehrgeizigen Gruppe und einer der Rohdiamanten, die der deutsche Segelleistungssport derzeit hat. Wir hoffen, dass der Erfolg auch ein weiterer Motivationsschub für die ganze deutsche Segel-Nationalmannschaft ist.“

Mit dem aufstrebenden Laser-Radial-Team von Jürgen Brandstötter trainieren neben Weger am Bundesstützpunkt Kiel auch die Laser-Radial-Seglerinnen Chiara Steinmüller (24.), Constanze Stolz (38.), Pauline Liebig und demnächst noch Lena Haverland. Gemeinsam sind die jungen Frauen aus der Nationalmannschaft des Sailing Team Germany angetreten, der seit 2008 olympischen Einhandklasse zu internationalen Erfolgen zu verhelfen.

Auch Jürgen Brandstötter hatte nicht mit einer derartigen Leistungsexplosion seines Schützlings gerechnet. „Ich weiß, dass sie sehr gut ist. Svenja ist eine smarte Seglerin. Doch dass sie ihre Leistung unter EM-Druck so beständig und zielorientiert abrufen kann, das hat mich sehr beeindruckt. Das war ganz schön frech.“ Gleichzeitig relativierte Brandstötter die Leistung: „Bei stärkeren Winden ist es immer noch schwer für sie. Es gilt jetzt natürlich mit beiden Beinen auf dem Boden zu bleiben und mit der Gruppe konsequent weiterzuarbeiten.“

Dennoch hat Weger mit ihrer Leistung Hoffnungen für die Olympischen Spiele 2016 geweckt, denn das Revier dort ist ebenfalls als eher leichtwindiges bekannt. Sie selbst will nun Schritt für Schritt weitermachen: „Erst einmal kommt die Kieler Woche. Das nächste ganz große Ziel ist dann die Weltmeisterschaft im September vor Santander. Ich denke, dass wir dort die Top 25 schaffen können.“ Bei der WM in Spanien werden im Herbst bereits die ersten Nationenstartplätze für die Olympischen Spiele 2016 vergeben. Noch vor einem Jahr hätte man den deutschen Laser-Radial-Seglerinnen die Qualifikation auf Anhieb nicht zugetraut. Das hat sich inzwischen geändert.

Während Svenja Weger sich feiern ließ, war Deutschlands Segler des Jahres noch mit der Regatta-Analyse beschäftigt. Philipp Buhl sagte: „Meine Starts und mein Risikomanagement waren in dieser Woche nicht so gut. Ich habe da zu wenig riskiert, wo ich mehr hätte machen müssen. Und da zuviel, wo mir etwas Zurückhaltung besser getan hätte.“ Mit seinem 15. Platz aber haderte der Sonthofener Sportsoldat nicht lange. „Meine Leistungen waren besser als das Papier es zeigt. Ich weiß, wo die Fehler steckten. Zum Aufholen gab es bei nur einem nicht streichbaren Rennen in der Gold Fleet leider keine Gelegenheit mehr.“

Den EM-Titel bei den Laser-Seglern sichert sich Co-Favorit Tonci Stipanovic vor dem Holländer Rutger van Schaardenburg und dem britischen Evergreen Nick Thompson. Nach den Titelkämpfen hat Buhl bereits seinen nächsten Einsatz im Visier: „Ich freue mich jetzt auf Kieler Woche im Heimatrevier! Und dann gilt alle Konzentration der WM in Spanien!“

Hier geht es zur Ergebnisübersicht der Laser-EM vor Split.