(13..03.2023)
„Malizia Seaexplorer“ Zweiter bei Zwischenwertung des 3. Leg
Was für ein Erfolg nach dem schwierigen Start auf die längste Etappe des Weltrennens durch den Southern Ocean, bei dem das Team der „Malizia Seaexplorer“ erst ein Segel verlor und danach einen fast 30 Zentimeter langen Riß am Mast entdeckte. In Folge der Reparaturarbeiten gingen viele Meilen auf die Konkurrenten verloren.
Mit einem wieder voll belastbaren, reparierten Schiff lieferten sich Boris Herrmann und sein Team eine spannende Aufholjagd un konnten bis zur Zwischwertung südlich von Australien an „Biotherm“ und „11th hour racing“ vorbeiziehen. Als Erster passierte die Zeitmessung nach wie vor unangefochten an der Spitze des Feldes Kevin Escoffier mit der „Holcim-PRB“.
Für den zweiten Platz bekam das Team der „Mailizia Seaexlorer“ vier Punkte. Nächste Wertung ist im Ziel der brasilianischen Hafenstadt Itajai.
(10.03.2023)
„Guyot Environnement – Team Europe“ schneller fertig als erwartet
Unglücklich musste das Team der „Guyot Environnement – Team Europe“ mit Robert Stanjek die dritte Etappe des The Ocean Race nach einer Delamination am Rumpf aufgeben und zurück nach Kapstadt segeln. Nun sind die Reparaturarbeiten bereits so weit abgeschlossen, dass das Team Pläne für die Überführung des Schiffes zum nächsten Etappenhafen machen kann. Hier wird das deutsch-französische Team wieder in das Weltrennen einsteigen. Start zur vierten Etappe von Itajai nach Newport ist am 23. April 2023.
Heute konnte bereits mit den Lackierarbeiten am Rumpf des Schiffes begonnen werden, am Montag soll die Yacht wieder zu Wasser gelassen und der Mast gesetzt werden. „Wir hatten einen optimistischen und einen pessimistischen Plan für die Arbeiten. Alles lief nach dem optimistischen Plan. Ich bin sehr stolz auf das Team und kann es kaum erwarten, nach Itajaí zu kommen und wieder in das Rennen einzusteigen“, sagt Skipper Benjamin Dutreux. „Zum Glück betrafen die Schäden im Rumpf nur einen klar abgegrenzten Bereich. Wir haben das Nomex-Wabenmaterial entfernt, es durch Schaumstoff ersetzt und den Bereich mit fünf Lagen Carbon laminiert. Zudem wurde der betroffene Part im Inneren der Yacht verstärkt.“
Zur Überführungscrew gehören von der Stammcrew Phillip Kasüske und Sébastien Simon, dazu kommen Jimmy le Baut und Clovis Gautier vom Technikteam. Die Atlantiküberquerung wird von On-Board-Reporter Charles Drapeau begleitet.
(09.03.2023)
„Malizia Seaexplorer“ ist zurück im Rennen
Eine Woche nach der aufregenden Reparatur des Mastes in schwindelerregender Höhe hat das Team der „Malizia Seaexplorer“ in einer beeindruckenden Aufholjagd zu den beiden konkurrierenden Teams „Biotherm“ und „11th hour racing“ aufgeschlossen. Während die im Gesamtranking führende „Holcim-PRB“ mit Skipper Kevin Escoffier nach wie vor einen sehr soliden Vorsprung von rund 200 Meilen vor den Verfolgern hat, sind sich die übrigen drei auf dieser Etappe noch verblieben Yachten zwischenzeitlich so nahe gekommen, dass sie sich sogar über das AIS sehen konnten.
In wenigen Tagen werden sie den Punkt für die Zwischenwertung auf dieser mit rund 13.000 Meilen längsten Etappe des The Ocean Race erreichen. „Wir hoffen natürlich, die ‚Biotherm‘ noch zu überholen und Punkte einzusammeln“, sagte Boris Herrmann in einer Live-Pressekonferenz direkt von Bord. „Ich bin überglücklich, dass es uns gelungen ist, den Schaden am Mast zu reparieren und mit einem zu hundert Prozent einsatzfähigem Schiff wieder im Rennen zu sein.“
Rückblickend auf die dramatischen Stunden vor rund einer Woche fügte er hinzu: „Für einen Moment habe ich mir wirklich die Frage gestellt, ob auch wir das Rennen abbrechen und zurück in den Hafen segeln müssen. Umso glücklicher bin ich, dass wir als Team die Reparatur geschafft und danach so viel aufgeholt haben.“
Seiner Einschätzung nach hat das Team dadurch weiter an Selbstvertrauen gewonnen und ist nun allem gewachsen, was das Weltrennen noch für sie bereithalten wird. Der reparierte Mast wird im Etappenhafen Itajai noch einmal von dem Technik-Team gecheckt, genauso wie die Lichtmaschine, die letzte Woche auch technische Probleme hatte. „Ich bin wirklich dankbar dafür, so ein tolles Team an meiner Seite zu haben“, sagt Boris Herrmann. „Ich weiß nicht, ob ich all das allein an Bord, wie auf der Vendée Globe, geschafft hätte.“
Aktuell ist das Team in moderaten Bedingungen unterwegs, der Wind weht mit rund 14 Knoten, die Lufttemperatur ist mit knapp 12 Grad deutlich wärmer, als für den Southern Ocean um diese Jahreszeit üblich.
(02.03.2023)
Mastreparatur auf der „Malizia Seaexplorer“ gelungen
Gute Nachrichten von Skipper Boris Herrmann und der „Malizia Seaexplorer“: In einer stundenlangen Reparaturaktion gelang es, den Riss am Mast mit mehreren Lagen Laminat zu schließen. Nun startet das Team zur Aufholjagd durch den Southern Ocean
Erst bremste ein starker Seegang die Bestrebungen der Crew aus, schon am Vormittags mit der Reparatur des beschädigten Mastes zu beginnen, dann wurden die Wellen weniger und das vierköpfige Team führte nach strikten Anweisungen des Technik-Teams an Land die einzelnen Arbeitsschritte aus. Nicolas Lunven ging an Steuer, Will Harris wurde in den 28 Meter hohen Mast gezogen und begann den Untergrund anzuschleifen, während Rosalin Kuiper die Laminatmatten vorbereitete, die dann direkt auf die schadhafte Stelle am Mast aufgetragen und glatt gerollt wurden. Erst nach Anbruch der Dunkelheit war das große Pflaster unterhalb des Masttop fertig aufgebracht, fertig ausgehärtet soll der Mast genauso stabil sein wie vor dem Schaden.
„Was für ein Teamwork, danke für eure Unterstützung – jetzt können wir nur noch die Daumen drücken und abwarten, ob es gut geht“, sagte Skipper Boris Herrmann nach Abschluss der Reparaturarbeiten in einer Botschaft an das gesamte Team der „Malizia Seaexplorer“ und fügte hinzu: „Großer Respekt an Will, es erfordert viel Mut, so viele Stunden in der Dunkelheit und bei drei Meter hohem Seegang dort oben zu sein“.
(01.03.2023)
„Malizia Seaexplorer“ meldet 30 Zentimeter langen Riss im oberen Mastbereich
Der Schaden, der gestern Abend an Bord der „Malizia Seaexplorer“ durch das ins Wasser gefallene Segel entstanden ist, ist nun doch größer als zunächst angenommen. Heute Nachmittag entdeckte Co-Skipperin Rosalin Kuiper bei der Inspektion des Mastes im oberen Bereich einen rund 30 Zentimeter langen Riss
Der Riss verläuft vertikal und endet direkt über dem Bereich des ersten Reffs. Den Bildern nach zu urteilen ist er vermutlich durch das nach unten rauschende Fall des Code 0 nach dem Bruch des Fallenschlosses entstanden.
Nach Rückfragen beim technischen Team der „Malizia Seaexplorer“ und den externen Konstrukteuren und Ingenieuren hat die Crew an Bord einen Reparaturplan ausgearbeitet, der auf See ausgeführt werden soll. Dabei sollen große Flicken auflaminiert werden und so den gesamten aufgefrästen Bereich bedecken. Nach Angaben des Team „Malizia Seaexplorer“ soll der Mast so nichts an seiner Stabilität verlieren, so dass nach wie vor die gesamte Segelgarderobe eingesetzt werden kann. Die Reparatur im Topbereich des 28 Meter hohen Mastes wird die viele Stunden in Anspruch und soll bei Tageslicht durchgeführt werden. Während der Reparaturarbeiten ist es nötig, die Segelfäche zu verkleinern, so dass die „Malizia Seaexploprer“ weitere Meilen auf die übrigen drei noch im Rennen verbliebenen Schiffe verlieren wird.
„Wir versuchen den Schaden morgen zu reparieren, dann sollte das Wasser etwas ruhiger sein“, sprach Skipper Boris Herrmann dem Malizia-Team in einer Videobotschaft Mut zu. „Das ist natürlich ein herber Rückschlag für uns, aber wir müssen trotzdem weitermachen. Die Sonnenstrahlen scheinen durch die Wolken, als wollten sie uns zeigen, dass es vielleicht um mehr geht als nur um Sieg oder Nicht-Sieg!“
Währenddessen ist die konkurrierende „Guyot environnement – Team Europe“ nach einer Delaminierung des Sandwichmaterials des Rumpfes mit gedrosselter Geschwindigkeit auf dem Rückweg nach Kapstadt. Rund drei bis fünf Tage werden für die Rückreise einkalkuliert, für den Fall, dass der Schaden sich vergrößert und ein Loch in der Außenhaut entsteht, wurden alle nötigen Vorkehrungen für eine Evakuierung der Crew von Bord getroffen. Die Crew hofft, dass der Schaden in Südafrika repariert werden kann und sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder in das Rennen einsteigen können.
Für Co-Skipper Robert Stanjek, der seine Premiere im The Ocean Race segelt, ist die Rückkehr nach Kapstadt eine bittere Erfahrung und bedeutet für ihn das Platzen seines seglerisches Traums, die Welt unter Segeln zu umrunden und vor allem den Southern Ocean zu bezwingen. „Es ist sehr enttäuschend, diese Königsetappe aufgeben zu müssen. Wir haben sehr gut gesegelt, die Mannschaft hatte eine gute positive Konzentration“, sagte der ehemalige Starboot-Weltmeister. „Gerade nach den beiden ersten Etappen hatten wir gehofft, dass das Pech mal abgeschöpft ist und wir endlich unser Potenzial zeigen können. Dann machte es zweimal Knack und innerhalb von Sekunden hat sich das Vorhaben umgekehrt.“
Ergänzend fügt er hinzu, dass mit der Aufgabe dieser Etappe auch seine persönlichen seglerischen Ziele zumindest für dieses Weltrennen unerreichbar sind. „Es zerplatzt auch ein persönlicher Traum, der mich Jahre angetriebenen hat“, sagt Robert Stanjek. „Ich wollte dieses Seerevier und diese Etappe erfolgreich segeln. Und dann kommt so schnell das Aus. Sport ist manchmal so brutal.“
(01.03.2023)
Kein guter Tag für die deutschen Segler beim The Ocean Race
Schlechte Nachrichten für die deutschen Fans des The Ocean Race: Boris Herrmann und sein Team der „Malizia Seaexplorer“ haben bereits drei Tage nach dem Start in Kapstadt mit dem Code 0 eines ihrer wichtigsten Vorsegel verloren. Heute Morgen wurde bekannt, dass „Guyot Environnement – Team Europe“ mit Robert Stanjek an Bord nach einem Laminatbruch zurück nach Kapstadt segelt.
Großes Pech gestern Abend an Bord der „Malizia Seaexplorer“: Aus bisher ungeklärter Ursache öffnete sich an Bord der Imoca das Fallenschloss des großen Code 0, das Segel fiel ins Wasser und wickelt sich um Kiel und Foils, während das lose herumschlackernde Fall mit dem daran hängenden Fallenschloss Mast und Großsegel zu beschädigen drohte. Nachdem Skipper Boris Herrmann das Fall rund zwei Meter über dem Fallenschloss gekappt hatte, machte sich die Crew bei einbrechender Dunkelheit an die Bergung des Segels. Co-Skipper Will Harris stieg dazu auf das Backbord-Foil und schnitt das Segel in große Streifen, die dann von der Crew unter Deck verstaut wurden.
„Dieses Problem hat uns eine gute Stunde Arbeit beschert und dazu geführt, dass wir rückwärts getrieben sind“, sagte Skipper Boris Herrmann in einem Video von Bord. „Wir haben ein Segel verloren und mindestens 20 Seemeilen! Aber es geht allen gut, alle haben gute Arbeit geleistet.”
Entsprechend der Regularien des Weltrennens darf jede Yacht für die Etappe nur acht Segel mitnehmen. Der Verlust des Code 0 schon zu Beginn der „Königsetappe“ über 13.000 Seemeilen durch den Southern Ocean bis ins brasilianische Itajai ist nur schwer auszugleichen.
Guyot segelt zurück nach Kapstadt
Noch härter traf es die Crew der „Guyot Environnement – Team Europe“ mit dem ehemaligen Starboot-Weltmeister Robert Stanjek an Bord. Heute morgen meldete die Crew der Rennleitung, dass sie nach einem vermutlichen Laminatbruch im Rumpf das Rennen unterbrechen und zurück nach Kapstadt segeln. Was zu dem Schaden am Rumpf, der sich in der Nacht durch zwei laute Schläge bemerkbar machte, geführt hat, ist derzeit noch unbekannt.
Die Crew unter Skipper Benjamin Dutreux ist aber sicher, die rund 600 Seemeilen zurück in die südafrikanische Hafenstadt ohne Hilfe bewerkstelligen zu können. In Kapstadt wartet bereits das Technikteam, um den Schaden am Schiff zu inspizieren und dann sagen zu können, wann die Yacht nach erfolgreicher Reparatur wieder an dem Weltrennen teilnehmen kann.
(25.02.2023)
„Das ist die Etappe, die ich am meisten will“
Am Sonntag um 13 Uhr deutscher Zeit fällt vor Kapstadt der Startschuss zum dritten Leg des The Ocean Race. Die mit 12.750 Seemeilen bisher längste Etappe in der 50-jährigen Geschichte des Rennens führt die Crews der fünf teilnehmenden Yachten von Kapstadt bis ins brasilianische Itajai. Mit Boris Herrmann und Robert Stanjek sind zwei deutsche Segler bei dieser „Königsetappe“ dabei.
In den letzten Tagen vor dem Start zur vermutlich herausforderndsten Etappe des Rennens geben sich Boris Herrmann und Robert Stanjek gelassen und zuversichtlich. Auch, wenn die Zeit in Kapstadt mit nur sieben Tagen aufgrund der langanhaltenden Flaute auf der zweiten Etappe deutlich kürzer war als einkalkuliert, sind alle nötigen Arbeiten erledigt und die Yachten fertig für die vermutlich anstrengendste Etappe des Rennens.
Viel Selbstvertrauen bei Boris Herrmann
Boris Herrmann und sein Team gehen mit großer Vorfreude und einer guten Portion Selbstvertrauen an den Start. „Wir können wirklich gewinnen“, sagte der 41-jährige deutsche Skipper im Rahmen einer virtuellen Pressekonferenz live aus Kapstadt. „Unser Schiff hat sich auf der zweiten Etappe bei den starken und rauen Windbedingungen im Südpolarmeer gut geschlagen, wir waren sogar schneller als die anderen. Und dieses Mal sind wir nicht so zurückhaltend wie sonst.” Bei dieser optimistischen Prognose vertraut er vor allem auf die erst im Sommer 2022 fertig gestellte neue „Malizia Seaexplorer“, die genau für die harten Bedingungen im entlegensten Seegebiet der Welt optimiert wurde.
Fußverletzung verheilt
Boris Herrmanns Fuß, an dem er sich durch eine Verbrühung mit heißem Wasser so schwer verletzt hatte, dass er an der zweiten Etappe nicht teilnehmen konnte, ist inzwischen so gut verheilt, dass er bedenkenlos wieder an Bord gehen kann. Um Unfälle dieser Art besser zu vermeiden, wird auf der „Malizia Seaexplorer“ nun das heiße Wasser zur Zubereitung der gefriergetrockneten Nahrung direkt aus einem Ventil in die Tüte gefüllt, ohne dass der Topf mit dem heißen Wasser bewegt werden muss.
Die Crew der „Malizia Seaexplorer“ hofft durch einige Korrekturen an Kiel und Ruder auch das hohe, fast schrille Pfeifen beim Foilen ein wenig reduziert zu haben. Vor allem Teammitglied Rosalin Kuiper hatte sehr unter dem enervierenden, beständigen Lärmpegel gelitten. Speziell angefertigte Kopfhörer sollen der Crew nun helfen, die Geräusche abzudämpfen und schlafen zu können.
Crewwechsel bei „Guyot Environnement – Team Europe“ und „Holcim-PRB“
Vor der zwischen 30 und 40 Tage dauernden herausfordernden Etappe durch den Southern Ocean wurden bei einigen Crews die Rollen noch einmal neu verteilt, Kurzstrecken- und Sprintspezialisten gegen Seglerinnen und Segler gewechselt, die vor allem viel Erfahrung mitbringen.
Während Skipper Boris Herrmann die Crew der „Malizia“ mit Will Harris, Nicolas Lunven und Rosalin Kuiper unverändert gelassen hat, ist bei „Guyot Environnement – Team Europe“ nun Benjamin Dutreux als verantwortlicher Skipper zurück an Bord. Phillip Kasüske wird in Itajai wieder zum Team stoßen und dann die vierte Etappe bis ins Seglermekka Newport dabei sein.
Diese Etappe ist die DNA des Rennens
Somit ist Robert Stanjek im Kreis der vierköpfigen Crew der „Guyot Environnement – Team Europe“ der Einzige an Bord, für den das Rennen durch den Southern Ocean und die Umrundung des berüchtigten Kap Hoorn eine Premiere ist. Skipper Benjamin Dutreux, Vendée Globe-Teilnehmer Sébastien Simon und Annie Lush haben bereits Southern Ocean-Erfahrung. „Ich hoffe, dass es bei der Rundung des Kap Hoorn eine kleine Überraschung wie Zigarren und Rum von Ben und Annie gibt“, sagte Robert Stanjek im Pressegespräch. „Für mich ist die Etappe durch den Southern Ocean die DNA des Rennens, die Etappe, die ich am meisten will.“
Dass sein Team auf den beiden ersten Etappen beim Zieldurchgang immer das Schlusslicht der Flotte bildete, wurmt den ehemaligen Starboot-Weltmeister. „Solche Ergebnisse bin ich aus meiner bisherigen Segelkarriere nicht gewohnt“, gibt er ehrlich zu. „Aber wir haben das älteste Schiff der Flotte und damit auch Nachteile. Leider haben wir auf dem letzten Leg nach einem navigatorischen Fehler eine gute Position eingebüßt.“
Handicap-frei an den Start
Für die lange Etappe durch den Southern Ocean sieht er das Schiff gut gerüstet und ausgestattet. „Wir gehen Handicap-frei auf die Etappe“, sagt er und fügt hinzu: „Je rauer die Witterungsbedingungen werden, desto mehr müssen wir uns an Bord auch beschneiden. Kurz vor Gibraltar, als wir 60 Knoten auf die Nase bekamen, haben wir fast nur noch auf den Sitzen im überdachten Cockpit gesessen, bei den Bedingungen sind normale Bewegungen an Bord nahezu unmöglich.“
Die kurze Erholungspause zwischen den beiden Etappen nutze der 41-jährige Berliner Segler für einen Kurzurlaub mit seiner Frau und den beiden Kindern in Südafrika. „Unsere Kinder sind drei und fünf Jahre alt, die verfolgen auf einer großen Weltkarte bei uns zu Hause, wo ich gerade bin“, erzählt Robert Stanjek. „Ich schreibe öfter von Bord, erzähle von den Walen und Delfinen, dem Äquator und den Ländern, in die ich segle.“ Weiter betonte der 41-jährige Familienvater, dass er großen Respekt vor der Leistung seiner Frau habe, die über einen so langen Zeitraum mit den beiden Kindern allein ist.
Sanni Beucke pausiert in Lorient
Sanni Beucke, die nach ihrer olympischen Silbermedaille im 49erFX in den letzten Monaten eine Blitzkarriere als Offshore-Seglerin hinlegte und auf der zweiten Etappe des Rennens von den Kapverden bis nach Kapstadt an Bord der „Holcim-PRB“ dabei war, wird auf der Southern Ocean-Etappe nicht dabei sein. An ihrer Stelle wird Abby Ehler das Team verstärken. Für die 46-jährige britische Hochseeseglerin ist es bereits die vierte The Ocean Race-teilnahme.
„Ich bin gar nicht enttäuscht, schließlich habe ich gerade das zweite Leg gesegelt, habe 18 Tage IMOCA-Erfahrung gesammelt und wir haben gewonnen“, sagte Beucke auf die Frage, ob sie von der Personalentscheidung enttäuscht ist. „Ich habe jetzt schon eine extrem steile Lernkurve hinter mir und bin dankbar über jede Meile, die ich bisher dabei sein konnte.“ Sanni Beucke fliegt nun zurück in französische Lorient um sich wieder um ihre eigene Solokarriere zu kümmern, auf welcher der folgenden Etappe sie wieder an Bord eingesetzt wird, ist derzeit noch nicht bekannt.
Doppelte Punkte für die Königsetappe
Bei der dritten, sehr langen Etappe werden für das Gesamtranking doppelte Punkte vergeben. Erstes Zwischenziel der Non-Stop-Etappe ist das Passieren des 143. östlichen Längengrads. Das zweite Mal wird beim Zieleinlauf vor dem brasilianischen Itajai gewertet. Sollte es Boris Herrmann gelingen, beide Teilstrecken zu gewinnen, läge er mit dem nach Etappensiegen aktuell führenden Team der „Holcim-PRB“ gleichauf.
Eurosport überträgt den Start der dritten Etappe live, Co-Kommentator ist wieder Johannes Christophers, Leiter der Abteilung Seeregatten und Technik beim DSV.
Herzschlag-Finale vor Kapstadt
(13.02.2023)
Der Zieleinlauf der Yachten des The Ocean Race im zweiten Etappenziel Kapstadt war an Spannung kaum zu überbieten. Zuweilen in Sichtweite kämpften die Crews der „Holcim-PRB“, „11th Hour Racing“, „Biotherm“ und „Malizia Seaexplorer“ um die begehrten Plätze auf dem Podium des Weltrennens. Die ersten drei Yachten kamen nach über 6.000 Seemeilen innerhalb von 24 Minuten ins Ziel.
Nach 17 Tagen, 19 Stunden und 9 Minuten schob das Team der „Holcim-PRB“ als erstes den Bug über die Ziellinie. Skipper Kevin Escoffier und sein Team (Tom Laperche, Sam Goodchild und Sanni Beucke) feierten damit den zweiten Etappensieg in Folge.
Für die Kieler Sanni Beucke, ehemalige Seglerin im German Sailing Team und zusammen mit Tina Lutz Silbermedaillengewinnern im 49erFX, hätte ihr erster Einsatz beim The Ocean Race (ehemals Volvo Ocean Race) nicht besser laufen können. Ob sie auch in der folgenden Etappe durch den Southern Ocean mit an Bord sein wird, entscheidet sich in den nächsten Tagen.
Auf den zweiten Platz kam Paul Meilhats französisches Team „Biotherm“ vor Charlie Enrights US-Team „11th Hour Racing“. Enttäuschend auf den vierten Platz kam die „Malizia Seaexplorer“ mit Skipper Will Harris. Der langjährige 29-jährige Co-Skipper von Boris Herrmann hatte überraschend die zweite Etappe als verantwortlicher Skipper an Bord übernommen, nachdem Boris Herrmann sich eine schmerzhafte Verbrühung am Fuß zugezogenen hatte.
Viele Fans der „Malizia Seaexplorer“ hatten die letzten Stunden des Rennens aufmerksam am Tracker verfolgt und sich gefreut, als die über Nacht eingebüßte Führungsposition zurückerobert wurde. Die eingeblendeten Speedangaben zeigten, dass die neue „Malizia Seaexplorer“ zeitweilig schneller als die konkurrierenden Schiffe segelte. Doch die Entscheidung von Skipper Will Harris und seinem Team, Navigator Nico Lunven, Yann Eliès und Rosalin Kuiper, sich auf den letzten Meilen vom Feld zu trennen und auf einem südöstlichen Kurs unter der Küste das Ziel anzusteuern, erwies sich als falsch. Die drei Yachten, die den direkten Kurs Richtung Tafelberg wählten, hatten mehr Wind und kamen rund zwei Stunden vor der „Malizia Seaexplorer“ ins Ziel.
Als letzte der nur fünf an dem Weltrennen teilnehmenden Yachten kam die „Guyot Environnement – Team Europe“ mit Skipper Robert Stanjek ins Ziel. Nachdem das älteste Schiff der Flotte im Verlauf der zweiten Etappe phasenweise an der Spitze des Feldes lag, war das Team nach Passieren des Äquators zurückgefallen. Zuletzt gelang es dem deutsch-französischen Team mit Navigator Sébastien Simon, Phillip Kasüske und Anne-Claire le Berr noch beträchtlich viele Meilen auf die Flotte gut zu machen, doch es reichte leider nur zum fünften Rang im Gesamtklassement.
Zweite Etappe des Weltrennens wird zur taktischen Herausforderung
(24.01.2023)
Am 25. Januar um 19.10 Uhr unserer Zeit fällt vor Mindelo auf den Kapverden der Startschuss für die zweite Etappe des The Ocean Race. Neben der unter deutscher Flagge startenden „Malizia Seaexplorer“ sind mit Robert Stanjek und Phillip Kasüske an Bord der „Guyot Environnement – Team Europe“ und Sanni Beucke, die das Team der „Holcim – PRB“ verstärkt, drei Deutsche auf der rund 4.600 Seemeilen langen Etappe bis Südafrika dabei
Die wohl wichtigste Personalie für die teilweise Neubesetzung der Crewplätze kam von der „Malizia Seaexplorer“. Nachdem Skipper Boris Herrmann sich auf dem stürmischen ersten Leg durch heißes Wasser, das erst auf den Boden des Schiffes und dann auf seinen linken Fuß spritze, starke Verbrühungen an der Haut zugezogen hat, pausiert er für die zweite Etappe. Unerwartet schlüpft nun sein langjähriger Co-Skipper Will Harris in die Rolle des Skippers. Eigentlich war dies erst für die vierte Etappe von Itajai nach Newport vorgesehen. „Ich nehme mir die Zeit, die Verletzung auszukurieren, damit ich fit bin für die dann folgende lange Etappe durch den Southern Ocean“, sagte Boris Herrmann im Rahmen einer online aus Mindelo übertragenen Pressekonferenz. „Ich werde das Malizia-Team aus Kapstadt unterstützen und mich vor allem mit der Auswertung der Performance-Daten unseres neuen Schiffes beschäftigen.“
Nachdem die erste Etappe die Teilnehmer vor allem mit einer harten, fast zwei Tage dauernden Kreuz mit konstant über 40 Knoten Wind stark gefordert hatte, verspricht die zweite Etappe des Weltrennens sanfter zu werden. Für den Start zwischen den Inseln des vulkanischen Archipels sind schwache Winde aus Nordost mit fünf bis acht Knoten vorausgesagt, auch in den Doldrums rund um den Äquator werden die Crews nach aktuellen Wetterprognosen den Wind suchen müssen. „Wer das Tief dann als erster gefunden hat, ist erstmal weg“, prophezeit Phillip Kasüske, der als „Kraftzentrale“ an Bord der „Guyot Environnement – Team Europe“ im Einsatz ist.
Ist der Kalmengürtel überwunden, gilt es mit den ersehnten Passatwinden schnell viele Meilen nach Süden gut zu machen, bevor das Hoch bei St. Helena die Yachten ein weiteres Mal ausbremst. „Das letzte Risiko ist direkt vor Kapstadt, hier kann man auch gut einen Tag in der Flaute zubringen“, ergänzt Philipp Kasüske.
Auch Robert Stanjek, auf der zweiten Etappe Skipper an Bord des deutsch-französischen Kooperationsprojektes „Guyot Environnement – Team Europe“, erwartet von dem zweiten Leg des Weltrennens vor allem besondere Herausforderungen für Navigatoren und Taktiker. Nachdem sein Team auf der ersten Etappe mit einigen kleineren Schäden wie dem Bruch der Topplatte, einem Riss im Großsegel und dem zeitweiligen Ausfall des Autopiloten hinter den eigenen Erwartungen zurückgeblieben war und auf den letzten Tabellenplatz der fünf teilnehmenden Boote kam, schaut er nun optimistisch in die Zukunft. „Wir haben mit unserem Team und einem ebenfalls nicht topaktuellen Boot das Ocean Race Europe 2021 gewonnen“, sagt er. „Mit jeder Etappe wächst unser Team mit dem Boot noch weiter zusammen und wir werden immer stärker.“
Teamwork und mentale Stärke sieht er als den großen Pluspunkt der Crew, deren Yacht gegen die gegnerischen, neuen Imocas vor allem auf Raumwindkursen nur wenig Chancen haben wird. „Auf den Vormwindkursen fehlt uns Volumen im Boot, wie es Boris auf seiner neuen ‚Seaexplorer’ hat“, analysiert Robert Stanjek „Was für ein Potenzial damit möglich ist, hat Boris mit seiner starken Performance auf dem Schlusssprint zu den Kapverden gezeigt.“
Für die Dauer des rund sechs Monate dauernden Rennes um die Welt ist auf der „Guyot Environnement – Team Europe“ eine Crew mit Seglerinnen und Segler aus Deutschland, Frankreich und England dabei, die Etappenweise teilweise wechselt. Während die beiden Berliner Robert Stanjek und Phillip Kasüske für die zweite Etappe an Bord bleiben, gönnen sich Skipper Benjamin Dutreux und Annie Lush nach dem ersten Leg eine Pause. Sie werden durch den französischen Solosegler Sebastien Simon und die Imoca-Seglerin Anne-Claire Le Berre ersetzt. Nach den Regularien des The Ocean Race können während des gesamten Rennverlaufs in den Etappenhäfen beliebig oft Crewwechsel vorgenommen werden. Vorgeschrieben ist nur, dass immer mindestens ein Viertel der vierköpfigen Crew weiblich ist und dazu ein On-Board-Reporter dabei ist, der aber nicht in das aktive Segelgeschehen eingreifen darf.
Endlich ins Renngeschehen eingreifen kann nun Sanni Beucke, die vor ihrem ersten Einsatz an Bord der „Holcim – PRB“ aufregt und voller Vorfreude ist. „In einem Tag starte ich in ein besonderes Abenteuer, mein bisher größtes“, sagte Silbermedaillengewinnerin von 2021 im 49er FX vor dem Start. „Ich kann kaum erwarten, dass es losgeht.“ Die Voraussetzungen für ihre Premiere bei dem Weltrennen könnten kaum besser sein: Nach der ersten Etappe führt das Team „Holcim – PRB“ mit Skipper Kevin Escoffier die Tabelle an. Für die 31-jährige Sanni Beucke, die erst letztes Jahr ihren Abschied vom olympischen Segelsport verkündete und im Sommer 2022 eine eigene Figaro Kampagne startete, ist die rund 15 Tage dauernde Reise nach Kapstadt die bisher längste Zeitspanne, die sie nonstop auf See verbrachte.
Der Start zur zweiten Etappe des Weltrennens wird am 25.01.2023 ab 18.30 Uhr live auf Eurosport übertragen. Johannes Christophers, Leiter Technik und Seeregatten des DSV, wird als Co-Kommentator die Sendung mit seiner Expertise und fundiertem Know-how begleiten.
Dritter Platz für Team „Malizia“ nach der ersten Etappe
(23.01.2023)
Die erste Etappe des The Ocean Race von Alicante auf die Kapverden hatte es in sich. Mit „nur“ 1.900 Meilen war die Strecke zwar gegenüber den folgenden sechs Etappen des Rennens vergleichsweise kurz, aber seglerisch äußerst anspruchsvoll. Auf einen Start bei leichten Winden folgte eine harte Kreuz mit über 50 Knoten Gegenwind durch die Straße von Gibraltar, bevor die fünf teilnehmenden Imoca-Yachten vor dem Wind zum rasanten Schlusssprint nach Mindelo ansetzten.
Der erste Etappensieg ging an den französischen Segelprofi Kevin Escoffier und seine Crew auf „Holcim-PRB“, Zweiter wurde Charlie Enright mit seinem Team „11th Hour Racing“, der dritte Platz auf dem Podium ging an die „Malizia Seaexplorer“ mit Boris Herrmann. Es folgten die beide Yachten „Biotherm“ und „Guyot Environnement – Team Europe“ mit Benjamin Dutreux, Robert Stanjek und Phillip Kasüske.
Die bei den ruppigen Bedingungen an den Schiffen aufgetretenen Schäden müssen die Seglerinnen und Segler in Mindelo allein reparieren, der Einsatz der versierten Shore-Teams ist bei diesem kurzen Stopp nicht zugelassen. Ebenso dürfen keine weiteren Lebensmittel an Bord gebracht werden, nur ein personeller Wechsel innerhalb der Crews ist zulässig.
Susann Beucke geht an Bord, Boris Herrmann muss pausieren
Die zweite Etappe von den Kapverden nach Kapstadt startet am 25. Januar, Während sich die Kielerin Sanni Beucke auf ihren ersten Einsatz beim The Ocean Race an Bord der „Holcim-PRB“ freut, muss Boris Herrmann mit einer Brandverletzung am Fuß pausieren. Zusammen mit dem behandelnden Arzt entschied der Vendée Globe-Bezwinger, die Heilung nicht durch einen weiteren, kräftezehrenden Einsatz an Bord zu gefährden und keine Infektion zu riskieren. Boris Herrmann hofft nun, für die dritte, längste Etappe in der Geschichte des Weltrennens (ehemals Whitbread Round the World bzw. Volvo Ocean Race) von Kapstadt bis nach Itajai wieder voll einsatzfähig zu sein. An seiner Stelle übernimmt Will Harris die Rolle des Skippers auf der „Mailizia Seaexplorer“, die Crew wird von dem erfahrenen französischen Offshore-Segler Yann Eliès unterstützt.
(14.01.2023)
Johannes Christophers kommentiert den Start des The Ocean Race
Johannes Christophers, Leiter Technik und Seeregatten beim DSV, moderiert den Start des The Ocean Race als Co-Kommentator für Eurosport und den kostenpflichtigen Kanal discovery+. Einen Tag vor dem Start des Weltrennens sah sich der Schiffbauingenieur im Hafen von Alicante die teilnehmenden Imoca 60 und VO 65 noch einmal ganz genau an und studierte die Wettermodelle für die erste Sprintetappe des Rennens auf die Kapverden.
Es war ein Sprung ins „kalte Wasser“, aber er hat ihn nicht bereut. Wenige Tage vor Weihnachten erreichte Johannes Christophers die Anfrage, ob er sich vorstellen könne, als Co-Moderator eine Livesendung zum In-Port-Race des The Ocean Race zu moderieren, zum Jahreswechsel trafen bereits an ihn adressierte Päckchen mit dem nötigen technischen Equipment in der Geschäftsstelle des DSV in Kiel-Schilksee ein.
„Kopfhörer, Laptop, eine Art Mischpult, mehr brauchte ich nicht, um von meinem Kieler Schreibtisch aus die In-Port-Races direkt kommentieren zu können“, sagt Johannes Christophers. „Natürlich war ich anfangs nervös, doch als dann alles klappte, hat es einfach nur ganz viel Spaß gemacht, über das Rennen und vor allem die Schiffe, die ich seit Jahren studiere, berichten zu können.“ Über vier verschiedene Kanäle bekam er die Sendeinformation direkt über die Kopfhörer, während des In-Port-Rennens war er von 13 bis 17.30 Uhr nonstop live auf Sendung.
Das Weltrennen The Ocean Race (vormals Volvo Ocean Race) begeistert ihn von Kindheit an. „Das erste Mal sehr bewusst habe ich das Rennen 1989/90 verfolgt, als die ‚Steinlager‘ überragend alles gewonnen hat“, erinnert er sich. „Seitdem habe ich jedes einzelne Rennen, vor allem aber die technische Entwicklung der teilnehmenden Yachten sehr genau verfolgt.“
Vor allem diese technischen Aspekte des Rennens und das enorme Potenzial der foilenden Imoca-Rennyachten reizen den Schiffbauingenieur, der während seines Studiums an der Entwicklung eines Volvo 70 beteiligt war und bei zahlreichen internationalen Kampagnen wie „Pirates of the Carribean“ mitgearbeitet hat.
Die Tage vor dem Start des Weltrennens hat er in Alicante genutzt, um an Bord der teilnehmenden Yachten zu gehen, die Unterschiede zwischen den einzelnen Imocas herauszuarbeiten und Überlegungen anzustellen, welche der Yachten am schnellsten sein könnte. „Die Schiffe und Teams sind zu verschieden, um sich schon jetzt auf einen Favoriten festlegen zu können“, sagt er. „Kevin Escoffier hat mit der ‚Holcim PRB‘ sicher eines der besten Boote, doch noch kennen wir das wahre Potenzial von der ‚Malizia Seaexplorer‘ mit der neuen Bugform nicht. Und das Team von 11th hour racing mit Charlie Enright hat sicher die beste Vorbereitung, dafür ist die ‚Biotherm‘ sehr leicht. Sicher ist, dass sie alle Gas geben werden.“
Für das erste Leg Richtung Kapverden vermutet er, dass die bereits um 14 Uhr startenden VO 65-Yachten kaum langsamer als die fünf Imoca Rennyachten sein werden, die um 16 Uhr auf den Parcours gehen. „Die VO 65-Yachten, die bereits zweimal dieses Rennen bestritten haben, sind genau dafür gemacht“, sagt er. „Die kann man richtig hart pushen, die verzeihen auch wirklich ruppige Bedingungen.“ Anders als die Imoca-Flotte werden die VO 65 nicht das gesamte Rennen mitsegeln, sondern nur einzelne Etappen.
Für das erste, rund 2.000 Seemeilen lange Leg auf die Kapverden werden die Schiffe rund fünf Tage brauchen. „Wir werden am Anfang drehende, leichte Winde mit einem großen Amwindteil haben, da werden die VO 65 im Vorteil sein, weil sie besser kreuzen. Danach nimmt der Wind zu und es wird eher ein Downwindkurs, da werden die Imocas wieder aufholen“, ist seine Vorhersage für die ersten Tage der Regatta. „Ab Gibraltar müssen wir sehen, wie sich das Wetter entwickelt und welchem Team es gelingt sein Schiff auf dieser ersten Sprintetappe besonders gut zu segeln.“
Eurosport bietet zum Start des The Ocean Race einen Liveblog an, die Übertragung aus dem Race Village in Alicante beginnt um 14 Uhr: https://www.discoveryplus.com/de/sport/video/dplus-sport-dplus-sport-sport/the-ocean-race-sprint-3939685.
(14.01.2023)
Deutsche Segler*innen vor dem Start zum The Ocean Race
Am 15. Januar fällt vor Alicante der Startschuss zum The Ocean Race. 50 Jahre nach dem ersten Round-the-World Race für Crews, das damals unter dem Namen Whitbread Round The World in Southampton startete, ist das Rennen so deutsch wie noch nie.
Fünf internationale Teams haben in der Imoca-Klasse für die Hatz um die Welt in sieben Etappen gemeldet. Dabei : Neben der „Malizia Seaexplorer“ mit Skipper Boris Herrmann, die unter deutscher Flagge gemeldet ist, sind mit Robert Stanjek, Phillip Kasüske und Sanni Beucke drei weitere deutsche Seglerinnen und Segler bei dem Weltrennen dabei. Alle drei haben vor ihrem Eintritt in die Welt des Offshoresegelns eine intensive Karriere in einer olympischen Klasse hinter sich und waren Mitglied im German Sailing Team.
Susann Beucke startet Offshorekarriere
Im August 2021 stand sie noch bei den Olympischen Spielen in Tokio auf dem Treppchen und jubelte zusammen mit Tina Lutz über die Silbermedaille im 49erFX, nun trägt sie eine leuchtendblaue Teamjacke von „Holcim PRB“ und freut sich über ihre erste Teilnahme am The Ocean Race: Susann „Sanni“ Beucke.
Seit 27. Dezember 2022 ist sie in Alicante und hat die Imoca-Rennyacht „Holcim PRB“ für den Start des Weltrennens mitvorbereitet und auf dem Schiff trainiert. Erst rund einen Monat vorher hatte sich Skipper Kevin Escoffier bei ihr gemeldet und ihr die Chance angeboten, Teil seiner Crew für das prestigeträchtige Weltrennen zu werden. „Ich lag mit meinem Schiff in Frankreich neben Kevin Escoffier. So haben wir uns viel gesehen und er war sehr beeindruckt davon, wie zielstrebig und professionell meine Kampagne gestartet ist‘“, erzählt sie. Unter dem Namen „This race is female“ begann sie im Sommer 2022 ihre eigenen Offshore-Kampagne mit dem Ziel, sich als Soloseglerin zu etablieren und am Vendée Globe Race teilzunehmen. „Als ich meine Kampagne startete, hatte ich gedacht, dass sich damit eine Teilnahme am ‚The Ocean Race‘ ausschließt“, sagt Sanni Beucke.“ Es war ein Traum von mir daran teilzunehmen. Nun lässt es sich doch kombinieren und ich freue mich darauf, an dem Rennen teilzunehmen, Imoca zu segeln und ganz viel von diesem erfahrenen Team zu lernen.“
In der Startaufstellung des Teams der „Holcim PRB“ für die erste Etappe auf die Kapverden ist sie nicht dabei, sie fährt einige Tage nach Lorient, um sich um ihre eigene Kampagne zu kümmern, bevor sie dann zum Start der 2. Etappe auf die Kapverden fliegt. „Dann bin ich zum ersten Mal dabei, Abby Ehler geht von Bord und ich übernehme ihren Platz in der Crew“, sagt sie. „Ich freue mich auf die intensive Segelzeit an Bord, den echten Bubble, in dem wir uns als Crew befinden und in dem wir uns nur noch aufs Segeln konzentrieren müssen.“
Robert Stanjek ersehnt Ruhe und Konzentration auf See
Die Vorfreude auf den Start des Rennens ist auch Robert Stanjek, ehemaligem Starboot-Weltmeister, anzumerken. Nach Wochen der intensiven Vorbereitung, in denen er und sein Team vor allem die Yacht „Guyot Environnement – Team Europe“ sehr genau kennengelernt haben, fiebert er darauf, endlich auf See zu sein und in den Rennmodus wechseln zu können. „Die letzten zwei Wochen hier waren viel Arbeit. Abstimmungen mit dem Race Office, Öffentlichkeitsarbeit, die Ausstattung des Schiffes mit Ersatzmaterialien und die Vorbereitung der Crew haben uns den ganzen Tag gefordert. Es war laut und anstrengend“, sagt Robert Stanjek. „Ich ersehne den Start, ich ersehne die Ruhe und Konzentration auf See. Jetzt will ich, dass es los geht.“
Wie viele Etappen Robert Stanjek an Bord sein wird, steht derzeit nicht fest. Zusammen mit Phillip Kasüske wird er auf jeden Fall die ersten beiden Etappen zu den Kapverden und von dort nach Kapstadt mitsegeln. Beide gehören zum Offshore Team Germany und haben mit der Yacht „Einstein“ 2021 das Ocean Race Europe gewonnen.
Selbstreflexion und Lernfähigkeit
Neben den Erfahrungen aus diesem Rennen über mehrere Etappen entlang der europäischen Westküste hat Phillip Kasüske vor allem durch die intensive Vorbereitung der Yacht „Guyot Environnement – Team Europe“ für das Rennen ein großes Wissen über die foilende Rennyacht erworben.“ Diese Schiffe sind selbstverständlich deutlich komplexer als ein ILCA oder Finn, die mit einem Segel nur wenig Trimmmöglichkeiten haben“, sagt er. „Aus meiner aktiven Zeit im Kader kann ich nun vor allem von meiner großen Selbstreflexion und Lernfähigkeit profitieren. Mich freut es sehr, nun Entscheidungen im Team treffen zu können und Verantwortung an Bord für alle zu tragen.“
Für das erste Leg erwartet die Flotte nach einem Start bei Leichtwind auffrischenden Wind aus West, der mit bis zu 35 Knoten vor Gibraltar zur ersten Härteprobe für Segler und Yachten wird. Die Positionen der Yachten und Platzierungen können über den Tracker verfolgt werden.
(13.01.2023)
Am Sonntag startet die Hatz um die Welt
Das erste In-Port-Race ist bereits gelaufen, nun startet am Sonntag um 16 Uhr vor Alicante das härteste Rennen rund um die Welt für Crews, The Ocean Race. Drei Teams mit deutscher Beteiligung gehen an den Start.
Die Regatta, 1973 als Whitbread Round The World Race gegründet und vor allem als Volvo Ocean Race bekannt, bringt Schiffe und Crews in acht Etappen auf über 32.000 Seemeilen einmal rund um die Welt. Die erste Etappe führt über 1.850 Seemeilen auf die Kapverden, der Zieleinlauf der Yachten ist für den 22. Januar geplant. Von den Kapverden aus geht es dann weiter ins südafrikanische Kapstadt.
12.750 Seemeilen nonstop von Südafrika nach Brasilien
Hier ist Start zur bisher längsten Etappe in der Geschichte des Rennens. Über 12.750 Seemeilen führt der Kurs nonstop ins brasilianische Itajai. Dabei werden die drei großen Südkaps an der Backbordseite passiert: Kap der guten Hoffnung, Kap Leeuwin und Kap Horn als Everest des Segelsports. Von Itajai aus geht es über Newport und Aarhus über eine „fly by“-Bahnmarke vor Kiel nach Den Haag, bevor die Flotte zur finalen Etappe nach Genua aufbricht. Ein letztes In-Port-Race am 1. Juli markiert in der italienischen Hafenstadt das Finale des Weltrennens.
Erstmals werden die durch die Vendée Globe bekannten Imoca-Yachten als Einheitsklasse für das Rennen eingesetzt. Für das The Ocean Race haben fünf Yachten gemeldet, gesegelt wird in vierköpfigen Teams, mit an Bord ist immer ein On-Board-Reporter, sodass die Fans zu Hause mit Bildern und Videos bestens versorgt sind. Ein Viertel der Crew muss immer weiblich sein, daher ist die Anzahl der Frauen bei diesem Rennen so hoch wie nie zuvor. Dagegen ist die Flotte mit nur fünf teilnehmenden Schiffen mit Abstand die kleinste, die je bei dem Weltrennen an den Start ging.
Spannend wird es dennoch, denn die foilenden Imocas versprechen rasante Geschwindigkeiten, zahlreiche international erfahrene Imoca-Seglerinnen und -Segler haben auf den Schiffen angeheuert. Viele Crews wechseln zwischen den einzelnen Etappen, sodass Skipper und Crewmanager die Besetzung auf die spezifischen Skills und Erfahrungen der jeweiligen Teammitglieder zuschneiden können und bei verletzungsbedingten Ausfällen eine größere Variabilität haben.
Vier deutsche Segler*innen starten ins Abenteuer The Ocean Race
Vor allem aus deutscher Sicht sind die Regatta und ihre Akteure interessant. Neben Boris Herrmann mit der „Malizia Seaexplorer“, der spätestens seit seiner erfolgreichen Vendée Globe-Teilnahme eine große Popularität genießt, gibt es noch zwei weitere Teams mit deutscher Beteiligung. Das Kernteam des Offshore Team Germany, Robert Stanjek und Phillip Kasüske, unterstützt ab dem Start das deutsch-französische Kooperationsprojekt „Guyot Environnement – Team Europe“. Für den ehemaligen Starboot-Weltmeister Robert Stanjek erfüllt sich mit der Teilnahme an dem Weltrennen ein lange gehegter seglerischer Traum. Er und seine Crew gewannen 2021 mit der deutschen Imoca „Einstein“ das „Ocean Race Europe“, gewissermaßen der kleine Bruder des härtesten Yachtrennens der Welt.
Susann „Sanni“ Beucke, die bei den olympischen Spielen vor Tokio im 49er FX die Silbermedaille gewann und unter dem Claim „This race is female“ eine eigene Offshore-Karriere gestartet hat, segelt auf „Holcim PRB“ unter dem französischen Skipper und Vendée Globe-Veteranen Kevin Escoffier mit.
Anders als ursprünglich geplant wird bei der wichtigsten Mannschaftsregatta der Welt neben den Imocas keine weitere Bootsklasse das gesamte Rennen mitsegeln. Die Volvo Ocean 65-Racer, die bereits bei den beiden vorherigen Auflagen der Regatta eingesetzt wurden, werden ähnlich dem „Ocean Race Europe“ nur einige Sprintetappen mitsegeln. Ausschlaggebend für diese erst im Dezember bekannt gewordene Planungsänderung waren vor allem die begrenzten Budgets der bisher gemeldeten sechs VO 65-Teams.
In-Port-Races könnten in der Endabrechnung der Joker sein
Der Gesamtsieg bei diesem prestigeträchtigen Rennen wird über ein einfaches Punktesystem ermittelt. Bei jeder Etappe werden Punkte vergeben, die zum Gesamtergebnis addiert werden. Die erste Yacht im Ziel erhält fünf Punkte, die zweite vier usw. Kann eine Crew eine Etappe nicht beenden, erhält das Schiff für diese Etappe auch keine Punkte. Doppelte Punktzahlen locken bei der langen dritten Etappe durch den Southern Ocean und Etappe fünf zurück nach Europa über den Atlantik. Wer diese Etappen erfolgreich meistert, kann bereits eine Vorentscheidung herbeiführen. Wobei die Veranstalter auf der Strecke von Kapstadt nach Itajai eine weitere Zwischenwertung eingeführt haben: Die eine Hälfte der Punkte erhalten die Yachten beim Passieren des 143. östlichen Längengrades südlich Australiens, die andere bei der Ankunft in Brasilien.
Sind am Ende zwei oder mehrere Boote punktgleich, entscheidet die bessere Wertung in den In-Port Races. Wie gut, dass Boris Herrmann und sein Team der „Malizia Seaexplorer“ bereits das erste In-Port-Race für sich entscheiden konnten.
Der DSV drückt allen teilnehmenden deutschen Seglerinnen und Seglern für einen schnellen, sicheren und erfolgreichen Rennverlauf die Daumen.
Der Start des The Ocean Race wird am Sonntag, 15. Januar 2023 ab 15.30 Uhr live auf Eurosport und discovery+ übertragen. Co-Kommentator ist der erfahrene Offshore- und Regattasegler Johannes Christophers, Leiter der DSV-Abteilung Technik und Seeregatten.