Olympia, was nun?


Herr Dr. Lochbrunner, Sie waren als Vertreter des DSV auf der Mitgliederversammlung des DOSB in Hannover. Wie war nach dem Olympia-Nein von Hamburg die Stimmung?

Dr. Andreas Lochbrunner: „Fast jeder zweite Hamburger hat für Olympia gestimmt, über 60 Prozent der Kieler ebenso. Das ist eine starke Stimme für den Sport, auch wenn es am Ende leider nicht gereicht hat. Wie im Leben, so gilt aber auch im Sport: Das Leben geht weiter. Ein bitterer Beigeschmack bleibt trotzdem. Ein Kernargument der Olympia-Gegner war die offene Finanzierung. Wir Sportler hätten uns da sehr gewünscht, dass die Kanzlerin auch bei diesem Thema mal öffentlich sagt: ,Wir schaffen das!’“

Das Thema 2024 ist abgehakt, aber 2028 stehen die nächsten Olympischen Spiele an. Könnten das Duo Hamburg/Kiel nicht erneut antreten?

Dr. Andreas Lochbrunner: „Für 2024 sind noch Los Angeles sowie Paris, Budapest und Rom im Rennen. Sollten die Spiele nach Europa gehen, ergibt eine Bewerbung vier Jahre später für Hamburg und Kiel keinen Sinn. Bekommt aber Los Angeles den Zuschlag, wären die Chancen nicht so schlecht. Das Hamburg-Kieler-Konzept mit nachhaltigen Spielen der kurzen Wege und einem Ausbau der Infrastruktur war bestechend und ist auch finanzierbar. Es wäre ein Gewinn für Norddeutschland, wenn es auch umgesetzt werden würde, wenn auch mit vier Jahren Verspätung.

Für die Segler war besonders Kiel als Austragungsort für die Segelwettbewerbe im Blickpunkt. Wie geht es dort weiter?

Dr. Andreas Lochbrunner: 66 Prozent Zustimmung in Kiel bedeuten: die Bevölkerung steht solidarisch hinter Kiel Sailing City, ein enormer Vertrauensbeweis für die Stadtführung mit ihrem Bekenntnis zum Segelsport. In Kiel befindet sich unser Bundesstützpunkt, hier trainiert die Deutsche Segel-Nationalmannschaft. Unabhängig von der Olympiabewerbung hat der DSV deshalb eine besondere Beziehung zu Kiel. Wir werden deshalb auch unser Engagement in Kiel ausbauen. Die Stadt hat uns Räumlichkeiten angeboten, dadurch kann der DSV seine Regatta- und Technikabteilung sowie die Jugendabteilung wie geplant nach Kiel verlegen. Auch ein großer Teil der Ausbildung wird künftig in Kiel angeboten. Ich glaube, dass wir damit die  Zusammenarbeit zwischen der Stadt Kiel und dem Deutschen Segler-Verband für beide Seiten noch gewinnbringender gestalten.

(Hamburg, 09. Dezember 2015)