125 Jahre Segler-Club Hansa – ein Verein mit echter Geschichte

Seit 125 Jahren gibt es den Segler-Club Hansa, anfangs nur an der Wakenitz in Lübeck, heute mit einem zweiten Revier am Ratzeburger See. Gestartet ist der Verein 1898 als Zusammenschluss von Handwerkern und Arbeitern, heute segeln Menschen aus allen Alters- und Berufsgruppen zusammen im Segler-Club Hansa. Der SCH versteht sich als „Verein mit echter bewegter Geschichte“, darauf sind die Mitglieder stolz. Das können sie auch sein. Der Deutsche Segler-Verband gratuliert von ganzem Herzen zu diesem besonderen Jubiläum.

Beim Segler-Club Hansa segeln Menschen aus allen Alters- und Berufsgruppen zusammen, hier bei der jährlichen Frühjahrsregatta. Foto: SCH

Fünf Handwerker und die Liebe zum Segeln – wie alles in Lübeck an der Wakenitz begann …

Es war der 27. August 1898, als fünf Handwerker den Segler-Club Hansa gründeten. Ein eher ungewöhnlicher Zusammenschluss, denn damals war das Segeln doch eher Reichen und Adligen vorbehalten. Das interessierte die Herren Nehlsen, Kröger, Zimmermann, Koch und Arnold aber wenig. Sie segelten mit wachsender Begeisterung, meist auf kleinen Kielbooten oder umgebauten Rettungsbooten. „Es ging ihnen um die Hebung des Segel- und Wassersports und des geselligen Verkehrs seiner Mitglieder“, zitiert der heutige 1. Vorsitzende Henry Lenk aus der ursprünglichen Satzung. Das Lokal „Wakenitz Bellevue“ diente als Vereinslokal und Winterlager zugleich, die Boote lagen in der Wakenitz an Bojen. 1903 wurde in Zusammenarbeit mit dem Lübecker Segler-Verein und dem Lübecker Yacht Club die erste Senatsregatta gesegelt, weitere folgten auf der Wakenitz und dem Ratzeburger See. Die Mitglieder weihten schließlich 1914 ein eigenes Bootshaus ein, welches im Laufe der folgenden Jahrzehnte in Eigenbau immer wieder erweitert und an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst worden ist.

… und wie es weiterging: Vereinsverbot, Verlust und neue Wurzeln am Ratzeburger See

Als Arbeiterverein hegte der Segler-Club Hansa keine Sympathien für den Nationalsozialismus. Deshalb weigerte man sich im Club am 1. Mai 1933 auch, die Fahnen des NS-Staates zu hissen. Das zog einen Leserbrief im Lübecker General-Anzeiger mit der Überschrift „Staatsfeindlich?“ und schlussendlich das offizielle Verbot des Vereins inklusive Beschlagnahmung des Vermögens und Eigentumsübertragung an die Stadt nach sich. Die Wieder-Zulassung unter NS-Zwangsverwaltung erfolgte 1938.

Das Bootshaus nach der Rückgabe an den Verein 1948. Foto: SCH

Nach Kriegsende beschlagnahmten die britischen Besatzer das Bootshaus. Erst am 13. April 1948 erfolgte die offizielle Zulassung des Vereins durch die Britische Militärregierung. Das Haus ging zurück an den Segler-Club Hansa – in einem total verwahrlosten Zustand, Boote inklusive. Schwer traf den Verein auch ein anderer Umstand: Die Feriensiedlungen Reiherstieg und Neu-Brasilien auf der Ostseite der Wakenitz lagen jetzt auf dem Gebiet der sowjetisch besetzten Zone.

Ab 1949 konnte ein neues Gelände am Schanzenberg auf der Westseite des Ratzeburger Sees gepachtet werden – dort entstand unter großem Arbeitseinsatz aller Mitglieder eine neue Ferienhaussiedlung, am Nordufer ein vereinseigener Hafen. „Gemeinsamkeit spielte im Verein immer eine große Rolle … bei den Arbeitsdiensten oder gemeinsamen Feiern …“ ist in der aktuellen Chronik zum 125jährigen Geburtstag zu lesen. Der Segelbetrieb am See kam in Schwung, Regatten, Deutsche und Europäische Meisterschaften inklusive.

Das Bootshaus heute. Foto: SCH

Der Segler-Club Hansa heute: Nachwuchs ausbilden, Einsteiger begeistern, Regatten segeln

Im Laufe der Jahrzehnte hat sich die Mitgliederstruktur verändert beim Segler-Club Hansa. Heute segeln Menschen aus allen Alters- und Berufsgruppen miteinander. „Neben dem Regattasegeln hat das reine Freizeitsegeln zugenommen, außerdem ist heute die Jugendarbeit in Mittelpunkt unseres Vereinslebens gerückt“, sagt Henry Lenk.

Kindern und Jugendlichen bietet der Segel-Club verschiedene Boote und Trainingsgruppen, um das Segeln zu lernen: Optimisten, O`pen Skiff, Laser und 420er. Für die Fortgeschrittenen liegt ein Hobie Cat 16 am Steg. Und wer schon ganz gut mit Wind und Segel umgehen könne, „der darf unsere vereinseigenen Boote auch außerhalb des Trainings nutzen“. Erwachsene Einsteiger*innen lernen beim SCH übrigens auf einem Schwertzugvogel und sind genauso willkommen wie jüngere Anfänger*innen. Ambitionierte Segelnde, sowohl Anfänger*innen als auch Profis, sind in der ILCA-Gruppe bestens aufgehoben.

Reinschnuppern, lernen, trainieren und dann Wettfahrten segeln – beim Segler-Club Hansa kein Problem. Die Liste der Regatten, die SCH meist in Kooperation mit benachbarten Vereinen am Ratzeburger See organisiert, ist lang: Schanzenberg Open (Freitagsregatta), Frühjahrsregatta, Masters, Niederegger Marzipan Cup … um nur einige zu nennen. Zur traditionellen Holzbootregatta, den Schanzenberg Classics, kommen Seglerinnen und Segler aus ganz Deutschland in den Norden. Dieses Jahr, im Rahmen der Feierlichkeiten zum Vereinsjubiläum, geht’s gleich zweimal aufs Wasser: am 19./20. August 2023 auf die Wakenitz in Lübeck sowie am 21. August auf den Ratzeburger See.

Alle bringen sich ein, und das schweißt zusammen – warum der SCH ein attraktiver Verein ist

„Bei uns ist es ein wenig wie in einer Familie“, beschreibt Henry Lenk stellvertretend für die Mitglieder den Segler-Club Hansa. Das gibt es Jüngere und Ältere, Einsteiger*innen und Erfahrene, regatta- und freizeitorientierte Seglerinnen und Segler, alle sind willkommen, und alle bringen sich ein mit ihren Ideen für den Verein. „Das schweißt zusammen und macht dieses besondere, dieses familiäre, Gefühl aus.“

Wenn die Älteren von früher erzählen, von der Clubhistorie und ihren persönlichen Geschichten, ob live am Ratzeburger See, der Wakenitz oder im Podcast, der auf der Webseite des Clubs zu finden ist, dann hören alle zu. Es geht ja schließlich um den Club. Um die Familie.

Das ist der Segler-Club Hansa

Der Verein hat zwei Standorte: In Lübeck an der Wakenitz gibt es 30 Liegeplätze und im Bootshaus ausreichend Platz für das Winterlager, die Messe dient als Veranstaltungsraum und wird für private Veranstaltungen vermietet. 15 Kilometer südlich von Lübeck, am Nordufer des Ratzeburger Sees, liegt der Segelstützpunkt des Vereins mit 60 Liegeplätzen, diversen Landliegeplätzen für Jollen sowie einem vereinseigenen Hafen mit angrenzender Wochenendhaussiedlung. Eine „Freiluftkneipe“ mit Grillplatz („Gurke“) versorgt Mitglieder und Interessierte bei Segelveranstaltungen am Schanzenberg.

250 Mitglieder, davon ca. 30 Jugendliche, Adresse Lübeck: Wakenitzufer 11, 23564 Lübeck, Ratzeburger See: Schanzenberg 18, 23627 Groß Sarau; Mail: info@segler-club-hansa.de; https://segler-club-hansa.de/