IDM Pirat 2022 – Mit Erfahrung und Kontinuität bei „Hack“ an die Spitze

Die Internationale Deutsche Meisterschaft der Piraten auf dem Dümmer wurde bei Starkwind und herbstlichen Witterungsbedingungen zu einer extremen Herausforderung für die teilnehmenden 58 Teams aus dem ganzen Bundesgebiet. Der amtierende Europameister Frieder Billerbeck setze sich mit seinem langjährigen Vorschoter Julius Raithel schon nach dem ersten Wettfahrttag an die Spitze der Tabelle und freut sich nun über einen weiteren Meistertitel.

Der Dümmer See präsentierte sich der Piraten-Klasse von seiner stürmischen Seite Foto: Jan Kruse/ segel-foto.de

Das Hackebeil im Segel der traditionellen Knickspant-Jolle Pirat wurde zum Symbol für die diesjährige Internationale Deutsche Meisterschaft der Piraten, veranstaltet von der Seglervereinigung Hüde Dümmer und der Wettfahrtgemeinschaft Dümmer. Bei Starkwind „kochte“ der flache Dümmer See, es „hackte“ ordentlich und kostete die Crews vor allem viel Kraft.

„Das war ganz klar unser Wind“

Bedingungen, bei denen vor allem die erfahrenen, kräftigen Crews ihre Vorteile aussegeln konnten. „Das war ganz klar unser Wind“ sagt Julius Raithel, der sich mit Steuermann Frieder Billerbeck über einen weiteren Titel freut. „Dazu kommt die lange gemeinsame Erfahrung. Wir haben unser erst ein Jahr altes Boot perfekt getrimmt und bei den Wettfahrten nichts riskiert. Keine Frühstarts, keine Extremschläge. So haben wir uns gegen die starke Konkurrenz, vor allem gegen Titelverteidiger Svenja Thoroe und Karsten Bredt, durchsetzen können.“

Aufgrund des Sturmes wurden die Wettfahrten für den dritten Wettfahrttag am Freitag abgesagt, der guten Laune der Piratenseglerinnen und Segler tat dies aber keinen Abbruch. Sie genossen die Gastfreundschaft der ausrichtenden Seglervereinigung Hüde Dümmer und den starken Zusammenhalt der Jollenklasse, in der Seglerinnen und Segler für Jahrzehnte eine sportliche Heimat finden. „Frieder und ich segeln seit elf Jahren zusammen, diese Kontinuität und Erfahrung führt uns immer wieder zum Erfolg“ sagt Julius Raithel. „Den Tipp kann ich auch den jungen Nachwuchscrews geben. Es lohnt sich, lange zusammen zu segeln und gemeinsam immer besser zu werden.“

Frieder Billerbeck und Julius Raithel sind deutsche Meister im Pirat 2022 Foto: Jan Kruse/ segel-foto.de

„Von der Klasse immer wieder begeistert“

Herausragend waren aus Sicht der Regattateilnehmerinnen und Teilnehmer vor allem die Organisation und Wettfahrtleitung des ausrichtenden Vereins. Nach den Wettfahrten gab es bei der Rückkehr an Land immer ein Anlegegetränk und einen kleinen Snack, an einem besonders langen Regattatag wurden die Aktiven auf dem Wasser mit Würstchen im Brötchen versorgt.

„Wettfahrtleiter Thomas Gote hat mit seinem Team wieder einmal gezeigt, dass er auch bei sehr schwierigen Bedingungen einen super Kurs auslegen kann“, sagt Julius Raithel. „Er hat genau richtig eingeschätzt, wann die Segelbedingungen noch zumutbar waren und wann nicht.“

Der Dümmer als Meisterschaftsrevier ist bei der Piratenklasse äußerst beliebt, bereits zum fünften Mal in 25 Jahren wurde das niedersächsische Binnenrevier zum Austragungsort der Meisterschaft. „Dieses Jahr waren die Wetterbedingungen anspruchsvoll, dafür präsentierte sich das Revier von seiner besten Seite“, zieht Wettfahrtleiter Thomas Gote, zugleich Vorsitzender des Segler-Verband Niedersachsen, ein Resümee. „Der See hatte genug Wasser, es gab keine Mücken und Fliegen – perfekte Bedingungen, um auch an Land eine tolle Meisterschaft zu feiern.“  Das extra aufgebaute Zelt wurde nicht nur für Vermessung und Verpflegung der rund angereisten Teilnehmer genutzt, sondern auch für eine zünftige Meisterfeier, bei der ein DJ allen ordentlich einheizte. „Das war bereits meine vierte Piraten-Meisterschaft, die ich als Wettfahrtleiter durchgeführt habe, und ich bin von der Klasse immer wieder begeistert“, sagt Thomas Gote. „Auch wenn bei den extremen Bedingungen nicht mehr alle an den Start gegangen sind, ist keiner früher abgereist, alle sind bis zum Schluss geblieben und haben die neuen Meister gefeiert.“

Als Zeichen der Solidarität setzten die Seglerinnen und Segler Spinnaker in de Farben der Ukraine Foto: Jan Kruse/ segel-foto.de

Spinnaker in solidarischem Blau-Gelb

Für einen besonderen Hingucker sorgten die extra im Vorfeld der IDM bei der Segelmacherei Clown Sails hergestellten Spinnaker in den Nationalfarben der Ukraine. „Wir wollten mit dieser Aktion ein Zeichen gegen den Krieg setzen“, sagt Julius Raithel, der die Segelmacherei Anfang diesen Monats von Frank Schönfeldt übernommen hat. „Der Erlös aus dem Verkauf der Spinnaker geht direkt an einen Förderverein, der Geflüchteten aus der Ukraine hilft.“

Mit dem Meistertitel für Frieder Billerbeck, der für seinen Heimatverein, die Seglervereinigung Wedel-Schulau an den Start ging, feiert die Familie Billerbeck innerhalb einer Woche bereits den zweiten Erfolg. Vor einer Woche wurde Bruder Max Billerbeck bei der IDM der Contender auf dem Schweriner See bester Deutscher und musste sich nur seinem dänischen Trainingspartner Jesper Armbrust geschlagen geben. Auf den zweiten Platz bei der IDM der Piraten kamen „Altmeister“ Svenja Thoroe und Karsten Bredt vom Schilksee Yacht-Club (SYC), der dritte Platz ging an Ben Uerlichs und Michael Bünten, die für den Segelsportclub Rursee (SSCR) an den Start gingen.

Einen ausführlichen Bericht über die IDM der Piraten auf dem stürmischen Dümmer See zeigte der NDR in seiner Regionalsendung „Hallo Niedersachsen“, der über die Mediathek weiterhin zu sehen ist.

Alle Ergebnisse der IDM der Piraten 2022 gibt es hier