DSV Kreuzer-Abteilung beim Meeresumwelt-Symposium 2018

Beim 28. Meeresumwelt-Symposium in Hamburg referierten vom 12. bis 13. Juni Fachleute aus aller Welt zu aktuellen Herausforderungen der Meeresumwelt. Simona Dittrich-Knüppel war für die DSV Kreuzer-Abteilung beim Symposium dabei.

Werden Quallen künftig gezielt "abgefischt"? In der Forschung spielen die glibbrigen Meerestiere eine interessante Rolle. Foto: Kiara Sztankovics/Unsplash.com
Werden Quallen künftig gezielt „abgefischt“? In der Forschung spielen die glibberigen Meerestiere eine interessante Rolle. Foto: Kiara Sztankovics/Unsplash.com

Eingeladen zu der Veranstaltung hatten das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit und das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie. Referiert wurde beim Meeresumwelt-Symposium zumeist über Themen, die im Zusammenhang mit der Berufsschifffahrt stehen. Doch es gab durchaus interessante Berührungspunkte mit der Freizeitschifffahrt, wie Simona Dittrich-Knüppel von der DSV Kreuzer-Abteilung berichtet. Die diplomierte Nautikerin hat die spannendsten Erkenntnisse aus dem Symposium für Sie zusammengefasst.

Invasive Arten

Sowohl durch Ballastwasser als auch durch Bewuchs am Schiffsrumpf werden Kleinstlebewesen aus ihren angestammten Lebensräumen verschleppt. Die „blinden Passagiere“ können eine große Belastung für regionale Ökosysteme darstellen. Ende 2017 ist das internationale Ballastwasser-Übereinkommen in Kraft getreten, laut dem alle Containerschiff-Neubauten, die am oder nach dem 8. September 2017 auf Kiel gelegt werden, von Anfang an eine zugelassene Ballastwasser-Behandlungsanlage an Bord haben müssen. Für ältere Schiffe gibt es eine Übergangsfrist. Auch in Form von Bewuchs reisen invasive Arten um die Welt. Neuseeland gibt bereits jetzt strenge Vorschriften zum Schutz seiner Ökosysteme heraus. Schiffe – auch Sportboote – müssen sich vor Anlaufen eines Hafens frühzeitig über Funk melden und über ihr Antifouling und den aktuellen Bewuchs informieren.

Antifouling

Biozidhaltige Antifoulings stehen mehr und mehr auf dem Prüfstand. Auf dem Meeressymposium wurde der aktuelle Forschungsstand zu alternativem Bewuchsschutz vorgestellt. Im Verbundprojekt „Foulproject“ wurden von 2014 bis 2017 verschiedene Beschichtungen entwickelt und getestet. Dabei stellten sich Hartbeschichtungen als vielversprechend heraus. Hartbeschichtungen verfügen zum einen über einen Antihafteffekt und lassen sich zum anderen in speziellen Waschanlagen gut reinigen. Eine Zukunft ohne umweltschädliche Antifouling scheint näher zu rücken. Auf Yachten lassen sich die Forschungsergebnisse jedoch nur bedingt übertragen, da an Metallrümpfen getestet wurde.

Schiffsabfälle und Mikroplastik

Das Thema „Müll im Meer“ hatte beim Meeressymposium einen hohen Stellenwert. Vor allem feine Kunststoffteilchen (Mikroplastik) standen im Fokus der Vorträge. Doch auch das Einleiten von Schiffsabwässern führt zu einer Belastung der Meere. Besonders die Ostsee ist davon betroffen und hat seit längerem den Status des Sondergebiets. Künftig wird vermehrt im Fokus stehen, jegliche Abfälle an Bord zu sammeln und über die Häfen im Trennsystem zu entsorgen.

Fischernetze aus Recycling-Material

Immer wieder kommt es vor, dass Fischereifahrzeuge Teile ihrer Netze verlieren. In dem robusten Kunststoffgewebe verfangen sich nicht selten Meerestiere und Vögel. Auch Segler kennen das Problem umherschwimmender Netze: Sie können sich auch in Propellern verfangen. Auf dem Meeresumwelt-Symposium wurden Forschungsansätze vorgestellt, die sich mit recyclingfähigen Netzmaterialien beschäftigen.

Wissenschaftsliebling Qualle

Als glibberige Masse um das Boot herumwabernd, ist die Qualle bei Seglern nicht sonderlich beliebt. Um so spannender sind die glasigen Meeresbewohner, die zu fast 99 Prozent aus Wasser bestehen, für die Forschung: Aus Quallen gewonnene Wirkstoffe finden unter anderem Anwendung in Kosmetika und sogar in der Alzheimerforschung. In der Ostsee und auch in der Adria oder bei Madeira sind erste Versuchsgebiete zur „Quallen-Ernte“ eingerichtet worden.

Cyanobakterien und Algen

6H2O + 6CO2 –> C6H12O6 + 6O2 ist die spannende Photosynthesegleichung, mit der sich Forscher beschäftigen, die CO2-Gehalte und Überdüngung der Ostsee erforschen. Dabei stehen im Gebiet der Gotlandsee die Cyanobakterien im Mittelpunkt. Nicht im Meeresumwelt-Symposium erwähnt, aber noch spannender dürfte die Forschungsreise von Jens Müller sein, der mit zwei Mitgliedern der DSV Kreuzer-Abteilung hierzu auf einer Yacht Forschungsarbeit leistet.