Zum Inhalt springen

Die Existenz des Strandsegelns sichern

Startaufstellung vor der Regatta: Die Pilotinnen und Piloten starten in einem ausgewiesenen und abgesicherten Bereich © Meike Meyer

Die Strandsegel-Saison hat begonnen. Mit mehr als 80 Stundenkilometern über den Sand flitzen – diese besondere Art des Segelns erfreut sich in Deutschland wachsender Begeisterung. Hotspots der Pilotinnen und Piloten sind die Strände in St. Peter-Ording an der Nordsee und auf den dänischen Inseln Rømø und Fanø. Überraschend hat Dänemark im März 2025 vorerst das Strandsegeln verboten – mit dem Hinweis auf die Straßenverkehrsordnung, Unfälle und mögliche Gefahren für andere Strandgäste. Wie organisieren die Strandsegelnden ihren Sport am größten deutschen Revier in Schleswig-Holstein? Wir haben nachgefragt.

Der Schreck in der Strandsegelgemeinschaft war groß, als die Dänen kurzerhand das Strandsegeln untersagten. Denn viele Aktive gerade aus Norddeutschland starteten regelmäßig an den Südstrand nach Rømø. Dort konnte man ganz unkompliziert mit dem Auto auf den Strand in ein ausgewiesenes Areal fahren, auspacken, aufriggen und durchstarten – Fullspeed, flaches Gelände und Sand, soweit das Auge reicht. Beim vor Ort ansässigen Verleiher gab es Wagen und Riggs auch für Einsteiger und Strandsegelnde mit wenig Erfahrung.

„Das war nicht immer unproblematisch, denn natürlich kann es auch gefährlich werden, wenn unerfahrene Pilotinnen und Piloten ihre Segelwagen nicht sicher beherrschen oder beispielsweise in Wegerechtssituationen falsch reagieren“, sagt Kay-Enno Brink, Obmann im DSV-Ausschuss Eis-, Land- und Strandsegeln. Es bleibt abzuwarten, ob die nördlichen Nachbarn bei dem strikten Verbot bleiben, oder unter welchen Bedingungen das freie Strandsegeln zukünftig möglich sein wird, beziehungsweise mit welchen Genehmigungen und Auflagen Regattaveranstaltungen abgehalten werden können.

Freie Fahrt nur mit Pilotenschein

Am Nordseestrand von St. Peter-Ording ist das nichts Unbekanntes. Dort gibt es viele Regeln und Maßnahmen für das Strandsegeln. „Die mögen auf den ersten Blick einschränkend wirken“, sagt Meike Meyer, Vorsitzende des Yacht-Club St. Peter-Ording (YCSPO) und selbst begeisterte Strandseglerin und aktive Pilotin. „Doch nur so können wir gewährleisten, dass alle zu ihrem Recht kommen und Spaß haben, dass niemand Schaden nimmt und, dass am Ende die Existenz unseres Segelsports gesichert ist.“

Deshalb darf dort auf der elf Kilometer langen Sandbank, dem sogenannten Hitzsand, nur frei segeln, wer im Besitz eines Pilotenscheins ist. Für den Schein müssen ein entsprechender Kurs in einer Segelschule absolviert, der Nachweis von mindestens acht Stunden Praxiserfahrung erbracht sowie eine praktische und theoretische Prüfung absolviert werden. „Damit ist klar: Die Segelnden können mit dem Wagen sicher umgehen“, erklärt Meike Meyer weiter. Dieses Zertifikat gilt in drei Stufen für die unterschiedlichen Segelwagenklassen, in der Schule erwerben die Pilotinnen und Piloten die Stufe A, für die Klasse Mini Yacht. Für die größeren und schnelleren Klassen (Stufe B für die Klassen Standart und 5, Stufe C für die Klassen 2 und 3) muss eine zusätzliche Qualifikation erworben werden. „Die Aufgabe unseres Vereins ist es, dafür zu sorgen, dass alle Pilotinnen und Piloten sicher unterwegs sind.“ Sicher für alle Beteiligten.

Zudem sind eine spezielle Haftpflichtversicherung mit einer entsprechenden Deckungssumme (mindestens drei Millionen Euro) sowie die Mitgliedschaft im Yacht-Club St. Peter-Ording obligatorisch – das ist eine Vorgabe der Gemeinde für die Segelerlaubnis. Zusätzlich unterzieht der Verein jedes Jahr vor Saisonbeginn alle Wagen und Riggs einer technischen Abnahme. Diese Überprüfung wird dokumentiert, genau wie ein jährliches Sicherheitsbriefing.

Das heißt: Nur lizensierte, geprüfte und versicherte Fahrerinnen und Fahrer und Segelwagen dürfen in St. Peter Ording auf die Sandbank.

Strandsegeln in St. Peter-Ording an der Nordsee. Die Startenden sammeln sich vor der Regatta in einem abgesteckten Raum © Meike Meyer

Immer im Gespräch bleiben – Sicherheit für Mensch und Natur

Das Segelgebiet auf der Sandbank wird durch Hochwasser und Stürme seit Jahren kleiner, parallel steigt die Zahl der Touristinnen und Touristen – das macht die Problematik nicht einfacher. Umso wichtiger sind die Gespräche mit der Tourismuszentrale St. Peter-Ording, der Gemeinde, dem Amt Eiderstedt, dem Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz in Schleswig-Holstein und dem Deich- und Hauptsielverband in dem beliebten Urlaubsgebiet. „Wir setzen uns regelmäßig mit den Vertretern und erstellen insbesondere vor Regatten gemeinsam praktikable Sicherheitskonzepte“, sagt die YCSPO-Vorsitzende.

„Wir sind dankbar, dass wir unseren schönen Sport in diesem fragilen Ökosystem, dem Nationalpark Wattenmeer, ausüben dürfen.“ Dafür tun die Strandsegelnden alles was möglich und nötig ist. Im Gespräch bleiben lautet deshalb die Devise in der Zusammenarbeit mit den örtlichen Naturschutzgruppen. Dabei geht es in unter anderem um die Wahrung der ausgeschriebenen Vogelschutzzonen auf der Sandbankspitze in Richtung des Böhler Priels.

„Wir treffen uns auch zu gemeinsamen Begehungen, sodass wir uns ein Bild von der Situation vor Ort machen können“, sagt die YCSPO-Vorsitzende weiter. „Besonders zu schützende Zonen, wie etwa Brutgebiete von Seeschwalben, tangieren wir nicht. Andere Flächen sind absolute No-Go-Areas.“ Diese Informationen werden an alle Segelnden weitergegeben, aber auch bei der Kurslegung für Trainings und Wettfahrten beachtet.

Regattabriefing vor dem Start in St. Peter-Ording mit Informationen zur Kurslegung und aktuellen Beschaffenheit des Geländes © Meike Meyer

In St. Peter-Ording sind sich die Beteiligten einig, dass mit diesem Paket an Regelungen die erforderliche Sicherheit für Pilotinnen, Piloten, Schaulustige, Strandspaziergängerinnen und -gänger sowie die Umwelt gewährleistet ist. Und damit auch der Bestand dieser wunderbaren Sportart.