Das war die 85. Warnemünde Woche

Zum Jubiläum präsentierte sich die Regattawoche vor den Toren der Hansestadt Rostock von ihrer allerbesten Seite. Bei wechselnden Witterungsbedingungen wurden die Seglerinnen und Segler in den verschiedenen Bootsklassen stark gefordert, parallel dazu fand an Land ein großes Sport- und Kulturfest statt. Insgesamt kamen rund 500 Seglerinnen und Seglern mit fast 300 Booten aus 20 Nationen zu der traditionellen Regattawoche.

Hannah Anderssohn gewann auf ihrem Heimatrevier den Europa ILCA Cup Foto: Pepe Hartmann

Den Beginn der Regattawoche markierte der Segelnachwuchs im Optimisten mit dem Teamrace, das auch als Qualifikationsevent für die Europameisterschaft galt. Im Feld der acht teilnehmenden Gruppen konnte sich das ECO Team Rostock 1 mit Emil Schimanski (Rostocker Segelverein “Citybootshafen), Annick Reuter (Rostocker Segelverein “Citybootshafen), Clara Sigge (Essener Turn- und Fechtklub e. V.) und Jaro Hoffmann (Segelsportverein Lancken-Granitz e. V.) durchsetzen, sie nehmen nun zusammen im September an der Europameisterschaft in den Niederlanden teil.

Zu den Höhepunkten auf dem Wasser zählte der viertägige Eurilca Euro Cup unter Sturmbedingungen mit 139 Seglerinnen und Seglern aus zwölf Nationen. Insgesamt konnten 13 Wettfahrten in den drei ILCA-Klassen 4, 6 und 7 gesegelt werden. Am Ende freute sich die Warnemünderin Hannah Anderssohn, Mitglied im German Sailing Team, über den Sieg im ILCA 6 auf ihrem Heimatrevier.

„Es gibt nichts Schöneres, als im Heimatrevier zu gewinnen“, sagte sie. „Es ist über die vier Tage super rund gelaufen, ich bin immer besser reingekommen.“ Jetzt steht für Hannah Anderssohn und die anderen Segler des Bundeskaders erst einmal ein einwöchiges Training in Warnemünde an, anschließend geht es zur Weltmeisterschaft nach Den Haag.

Zweite wurde die Ukrainerin Sofiia Naumenko, dritte im Ranking die dreifache Deutsche Meisterin im ILCA 6 Pia Kuhlmann, die für den Schaumburg-Lippischen Seglerverein an den Start ging.

Den Europa Cup in der Klasse ILCA 7 gewann der Norweger Uffe Tomasgaard vor seinem Landsmann Theodor Middelthon. Nico Naujock (VSaW) vom German Sailing Team wurde Dritter.

In der Klasse ILCA 4 gewann der ehemalige Opti-Weltmeister Weka Bhanubandh. Zweiter wurde Klassenneuling Levian Büscher (Düsseldorfer Yachtclub), dritter der Brite Archi Munro-Price. Aufgrund des heftigen Sturm wurden in der Klasse nur drei Wettfahrten gesegelt.

Beim Eurilca ILCA Cup vor Warnemünde waren Starkwindqualitäten gefragt Foto: Pepe Hartmann

Rund Bornholm sturmbedingt verkürzt

Auch die Langstreckenregatta Rund Bornholm wurde durch den Sturm durcheinandergewirbelt. Die Wettfahrtleitung entschied aus Sicherheitsgründen, den Start um 24 Stunden zu verschieben, den zu segelnden Kurs deutlich zu verkürzen und dabei auf die Rundung der Insel Bornholm zu verzichten. So wurde die Regatta zu einem 100-Seemeilensprint, einem „Rund Bornhölmchen“.

Insgesamt gingen 23 Yachten an den Start. In zwei Gruppen schickte Wettfahrtleiterin Laura Kühlewind die neun Boote der ORC-Gruppe und 14 Yachten der Yardstick-Wertung auf die verkürzte Bahn. Unterstützt wurde sie dabei von DSV-Präsidentin Mona Küppers, die die Startschüsse für die beiden Gruppen gab.

First ship home war der ehemalige Volvo-Ocean-Racer „Illbruck“. Nach berechneter Zeit gewannen Uta Ihlenburg und Olaf Hell vom Mecklenburgischen Yachtclub Rostock mit ihrer „Galicia“ die Yardstickwertung. Platz zwei ging an Diethard Lang vom Yachtclub Warnow Rostock mit der Bavaria 35 E „Saphira“, Platz drei an Skipper Robert Wenndorf vom Rostocker Segelverein Citybootshafen auf „Karma“.

In der ORC-Wertung gewannen nach berechneter Zeit die beiden Boote vom Typ Hiddensee mit Skipper Max Schuberth auf der „Brandy“ und Vorjahressieger Clemens Thamm mit der „Blue Bird“. Dritter wurde Holger Seibert und seine Crew der „Alma Roberta 2“, einer JPK 10.30.

Die Gesamtwertung der Yardstick-Gruppe aus den Ergebnissen der Mecklenburgischen Bäderregatta und von Rund Bornholm ergibt den WIRO-XXL Cup, der wie im Vorjahr an die Crew der „Galicia“ ging. Den Warnemünder Woche Cup für das beste Boot nach ORC in der Bäderregatta und Rund Bornholm nahm die Crew der „Brandy“ mit Max Schuberth entgegen.

Norwegischer Sieg bei der Soling-EM

Bei der Europameisterschaft im ehemals olympischen Soling konnte sich das norwegische Trio Kristian Nergaard, Johan Barne und Tomas Mathisen durchsetzen. Der elffache Weltmeister in der Klasse 5.5er Kristian Nergaard war als einer der großen Favoriten in die Regatta gestartet. Auf den zweiten Rang kam die ungarische Crew Sandor Varjas, Laszlo Kovacsi und Gabor Meretei. Damit ist es Steuermann Sando Varias wieder nicht gelungen, den Titel zu erringen. Zum dritten Mal in Folge ist er „nur“ Vize-Europameister geworden. Dritter wurde der dreimalige Soling-Weltmeister Peter Hall aus Kanada mit seiner Crew. Michael Dietzel, Präsident der Deutschen Soling-Klassenvereinigung und Steuermann der einzigen deutschen Crew im Feld der 15 Solinge, wurde Neunter. Von der Beteiligung der deutschen Flotte zeigte sich er sich enttäuscht. „Schade, dass selbst die Berliner den recht kurzen Weg nach Warnemünde nicht auf sich genommen haben“, sagte der Segler vom Bayerischen Yacht-Club.

Die ehemals olympischen Starboote trugen im letzten Teil der Warnemünde Woche ihre Star Eastern Hemisphere Championship aus. Bis zur letzten der sieben Wettfahrten blieb es spannend, welches Team den Titel gewinnt. Mit einem fünften Platz im letzten Lauf setzen sich die Kroaten Marin Misura und Tonko Baric an die Spitze des Rankings der 32 teilnehmenden Teams. Auf den zweiten Rang kamen der Däne Jørgen Schönherr und sein deutscher Vorschoter Markus Koy, dritte wurden die Schweizer Piet Eckert und Frederico Melo. Bestes deutsches Team waren Max Kohlhoff und Ole Burzinski auf Platz vier, die für den Norddeutschen Regatta Verein an den Start gingen.

Bestes deutsches Team im 29er Sophie Schneider und Victoria Egger  Foto: Pepe Hartmann

Auch bei den 29er war das Podium international besetzt. Mit sieben Punkten Vorsprung gewannen Cameron Law und Aiden Christophe Lam aus Hongkong, zweite wurden ihre ärgsten Verfolger Aiden Hodzic und Ethan Lozeski aus Australien. Sophie Schneider und Victoria Egger vom Württembergischen Yacht-Club vom Bodensee wurden beste Deutsche mit Platz drei. Insgesamt nahmen 28 Teams in der Skiffjolle an der Warnemünder Woche teil.

Die H-Boot Seglerinnen und Segler nutzen die Warnemünder Woche für eine mit nur elf teilnehmenden Booten recht schwach besetzte Ranglistenregatta. Im rein deutschen Feld  belegte Holger Köhne mit seiner Crew vom Potsdamer Yacht-Club den ersten Rang, gefolgt von Gerhard Miethe und seinem Team vom Segelsportclub Rursee aus der Eifel und Michael Dümchen vom Verein Seglerhaus am Wannsee.

Die aktiven H-Boot Segler hätten sich vor Warnemünde eine größere Flotte gewünscht Foto: Pepe Hartmann

„Die Warnemünder Woche hat unter Beweis gestellt, dass sie auch unter schwierigen Wetterbedingungen hochkarätige Segelwettbewerbe ausrichten kann“, sagte Sportdirektor Peter Ramcke, „Zu Beginn der Segelwoche bestimmten starker Wind und hoher Seegang das Geschehen auf dem Wasser, in der zweiten Hälfte brachte der Hochdruckeinfluss Leichtwind.“

Zudem gab er schon einen Ausblick auf das Segelprogramm im kommenden Jahr „Neben unseren Klassikern wie Rund Bornholm und dem ILCA Europa Cup, gibt es bereits jetzt einige Segelveranstaltungen, auf die wir uns sehr freuen. Hervorheben möchte ich den 505er Europa Cup, die Internationale Deutsche Meisterschaft der Contender, die Europameisterschaft der Seascape 18, die Zoom 8 Worlds und den Spieltag der Deutschen Segel-Bundesliga und Sailing Champions League.“