Internationaler Teil der Kieler Woche endet mit Spitzen-Segelbedingungen

Mit vier Siegen im ersten Teil der Kieler Woche sich die deutschen Seglerinnen und Segler an die Spitze der Nationenwertung gesetzt. Adrien-Paul Farien gewann in der foilenden Waszp-Klasse, Heiko Kröger im 2.4mR, Ole Schweckendiek im ILCA 6 und „Altmeister“ André Budzien in der OK-Jolle.

Kieler Woche 2022: Endlich wieder vor Volksfest-Kulisse segeln. Hier ist Paul Farien zu sehen, der die Kieler Woche in der Waszp gewann. Foto: Kieler Woche/Sascha Klahn
Kieler Woche 2022: Endlich wieder vor Volksfest-Kulisse segeln. Hier ist Paul Farien zu sehen, der die Kieler Woche in der Waszp gewann. Foto: Kieler Woche/Sascha Klahn

Kieler-Woche-Wetter in all seinen Facetten wurde den Seglerinnen und Seglern im internationalen, ersten Teil der Kieler Woche geboten. Nach heftigen Winden zu Beginn setze Schwachwind ein, dann folgte ein Tag mit Gewitter- und Sturmwarnungen. Der letzte Wettfahrttag verwöhnte alle Aktiven und die vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer auf dem Wasser und an Land mit Wind und Sonne – perfekte Segelbedingungen auf den Regattabahnen der Kieler Förde.

Heiko Kröger feiert 13. Kieler Woche Sieg

In der 2.4mR-Klasse ist der alte Kieler-Woche-Sieger auch wieder der neue: Heiko Kröger hat es wieder geschafft. Der paralympische Olympiasieger von 2000 und mehrfache Meister im 2.4mR gewann souverän seinen 13. Titel bei der Kieler Woche vor den Zweitplatzierten Christoph Trömer (Segler-Verein Stade) und Antonio Squizzato aus Italien. „Eine Selbstverständlichkeit ist es trotzdem nicht. Die Bedingungen in Kiel sind immer so, dass man keine Sekunde schlafen darf“, sagte Heiko Kröger, der für den Norddeutschen Regatta Verein startet.

Bei den kommenden Weltmeisterschaften seiner Bootsklasse in Florida wird der deutsche Ausnahmesegler nicht an den Start gehen. „Die Preise für Containerfrachten sind explodiert“, sagt Heiko Kröger. „Vor drei Jahren kostete ein Container nach Amerika 6.500 Euro, jetzt sind es 36.000 Euro. Das kann sich niemand leisten, da muss es ein Umdenken geben.“

Waszp: Paul Farien siegt überlegen

Die foilenden Waszp waren nach 2021 zum zweiten Mal vor Kiel dabei. Dieses Jahr gelang Lokalmatador Adrien-Paul Farien (Kieler Yacht-Club) eine Spitzenleistung, mit sechs ersten Plätzen konnte ihm keiner der 18 Konkurrenten den Sieg streitig machen. Sein Streicher war das zweite Rennen, das er nach einer leichten Kollision mit seinem Trainingspartner Leo Maechler (Segel-Club Unterelbe) aufgab, um einen Protest zu vermeiden. Leo Maechler wurde insgesamt Zweiter, gefolgt von dem Schweden Hanno Seifert auf Platz drei.

Dreimaliger Weltmeister André Budzien gewinnt in der OK-Jolle

Bei den OK-Jollen lieferten sich André Budzien (Schweriner Yacht-Club), mehrfacher Weltmeister der Klasse, und sein dänischer Konkurrent Bo Petersen von der ersten Wettfahrt an ein spannendes Duell. „Wir haben uns immer belauert, und ich habe Bo ganz gut in den Griff bekommen“, sagte André Budzien nach seinem Kieler-Woche-Sieg. Dritter wurde im Feld der 35 Starter der Neuseeländer Greg Wilcox. Das nächste Highlight der Klasse sind die Weltmeisterschaften im August im schwedischen Marstrand.

Wintertraining zahlt sich für Ole Schweckendieck im ILCA 6 aus

Spannend waren die Wettfahrten der ILCA 6 (open). Titel-Aspirant Ole Schweckendiek vom Kieler Yacht-Club startete mit einem Frühstart in den letzten Renntag und setzte sich damit selbst unter Druck.  „Das hat es spannend gemacht. Zum Glück hatte auch der Neuseeländer Caleb Armit einen Frühstart. Danach mussten wir beide vorsichtig agieren. Aber mit den Plätzen sechs und eins zum Abschluss ging alles gut“, sagte der 17-Jährige und verwies darauf, dass sich nun das intensive Wintertraining ausgezahlt habe. Auf die Kieler Woche folgen für ihn nun die Europameisterschaft, dann die Youth Worlds, die Deutsche Jugendmeisterschaft und anschließend der Umstieg in den olympischen ILCA 7. Nach Ole Schweckendiek und Caleb Armit wurde die Amaya Escudero (Kieler Yacht Club), die nach langem Auslandsaufenthalt mit ihren Eltern im vergangenen Jahr nach Deutschland zurückgekehrte, Dritte. Bei den ILCA 4 (ehemals Laser 4.7) siegte der Norweger Gudleik Berg-Kjöpsnes vor Josephine Koep vom Seglerverein Braunschweig und Nanna Sofie Juell-Bergan, ebenfalls aus Norwegen.

29er: Carl Krause und Max Georgi gewinnen Vize-Titel

Auf sehr hohem internationalem Niveau wurden die Wettfahrten der 29er gesegelt, die im Rahmen der Kieler Woche ihren Euro-Cup austrugen. Das neuseeländische Duo George Lee Rush/ Sebastian Menzies siegte mit 13 Punkten Vorsprung vor Carl Krause und Max Georgi (Rostocker Segelverein Citybootshafen) aus dem Nachwuchskader des German Sailing Teams. Auch die Brüder Anton und Johann Sach, Vorjahressieger bei der Kieler Woche im 29er, platzierten sich in den Top Ten des hervorragend besetzten internationalen Feldes.

Dänischer Doppelsieg bei den Contendern und Europes

Mit einem dänischen Doppelsieg gingen die Wettfahrten der Contender-Klasse zu Ende. Sören Dulong Andreasen siegte vor Jesper Armbrust, der gerade erst die deutsche Meisterschaft in Schwerin gewonnen hat, dritter wurde der Hamburger Eike Martens (Norddeutscher Regatta Verein). Für Sören Dulong Andreasen war es der siebte Kieler-Woche-Sieg seiner Karriere.

Auch der Titel der Europe-Klasse ging nach Dänemark. Hier siegte Caspar Fink aus Sonderborg gefolgt von seinem Landsmann Simon Christoffersen. Dritte in der ehemals olympischen Frauenklasse wurde Marisa Roch (Kieler Yacht-Club).

FD: DSV-Vizepräsidentin segelt in die Top Ten 

Im Flying Dutchman, ebenfalls ehemalige olympische Klasse, siegte das erfolgsgewohnte ungarische Team Szabolcs Majthényi/Andras Domoskos. Für die beiden Segler war es ihre Premiere auf der Förde, die Kieler Woche ist für sie Vorbereitung auf das 50-jährige Jubiläum der Olympischen Spiele im August. Hinter den ungarischen Rekordweltmeistern im FD kam das deutsche Team Kay-Uwe Lüdtke (Yachtclub Berlin-Grünau)/ Kai Schäfers (Yachtclub Westfalia Arnsberg) auf den zweiten Platz, gefolgt von Alexander Antracht und Christian Kujan (Segel-Club Mardorf/ Segel Club Füssen Forggensee). Zusammen mit ihrem Mann nahm auch Meike Greten, DSV Vizepräsidentin für den Bereich Aus- und Weiterbildung, vom Hannoverschen Yacht-Club, an der Regatta teil und konnte sich mit einem neunten Platz im Gesamtklassement klar in der ersten Hälfte positionieren.

Gold Cup der Folkeboote geht nach Dänemark

Die Folkeboote trugen im Rahmen der Kieler Woche ihren Gold Cup aus. Mit seiner langjährigen Erfahrung segelte hier der Däne Søren Kæstel aus Kopenhagen mit seiner Crew zu seinem fünften Gold-Cup Sieg, zweiter wurde der Kieler Ulf Kipcke (KYC), dritter wurde John Wulff mit seiner Crew, ebenfalls aus Dänemark. An Land zeigte Søren Kæstel Stil und ein großes Bewusstsein für die Gebräuche der Folkeboot-Klasse. Den Traditionen entsprechend besorgte er Champagner, um den Pokal standesgemäß zu füllen.

Im zweiten, olympischen Teil der Kieler Woche 2022 starten ab Mittwoch, 21. Juni die Klassen Nacra 17 (mixed), 470er (mixed), 49er, 49er FX, ILCA 7 (Männer), ILCA 6 (Frauen) sowie iQFOiL Frauen und Männer. Parallel dazu finden die Musto Skiff-Weltmeisterschaften statt.

Seebahn: Intermezzo und halbtrocken dominieren die Up & Down-Rennen

Die Crew der Intermezzo um Steuermann Jens Kuphal führt aktuell beim Kiel Cup, der Serie der Up & Down-Wettfahrten auf der Seebahn, in der Wertungsgruppe ORC I+II. Bei den kleineren Yachten der Gruppe ORC III+IV liegt die Crew der haltrocken um Skipper Knut Freudenberg vorn. Heute geht es in die finalen Rennen der Serie, bevor am Donnerstag die Doublehand-Mittelstrecke Silbernes Band gestartet wird.

Be Part of the Crew auch in der zweiten Auflage ein voller Erfolg

Vor dem Start der Aalregatta. Dritte von links: Friederike Speckmann. Foto: Christian Beeck

Junge Leute für das Dickschiff-Regattasegeln zu begeistern ist das Ziel der Aktion „Be Part of the Crew“ von DSV-Technik- und DSV-Jugendabteilung. Bereits zum zweiten Mal reisten zur Aalregatta am ersten KiWo-Wochenende junge Männer und Frauen aus dem ganzen Bundesgebiet nach Kiel, um bei einer ORC-Crew an Bord zu gehen. Eine der elf Nachwuchsseglerinnen und -segler war Friederike Speckmann aus Berlin. Sie bestritt die Aalregatta auf der Frers 50 „Morning Star“ von Jussi Rissanen. „In Berlin segle ich über den Unisport und bin auch schon auf der Ostsee und dem Mittelmeer Dickschiff gesegelt“, erzählt die 23-jährige Studentin. „Aber ich möchte gerne aktiver, sportlicher segeln und ausprobieren, was geht – Spinnakersegeln beispielsweise“. An Bord der Morning Star durfte sie sowohl trimmen als auch steuern und war begeistert. „Die Crew war absolut offen, ich habe mich sehr wohl gefühlt.“ – so wohl, dass sie auch den Senatspreis auf der Morning Star segeln wird. In Eckernförde konnte die Berlinerin außerdem Kontakt zur Crew der Jeanneau Sunshine Race 38 „Lore“ knüpfen und wird zur Mittelstreckenregatta Blue Ribbon Cup im August wieder nach Kiel kommen. Dann wird auch ihr Freund Fabian mit von der Partie sein, ebenfalls begeisterter Segler und auf der Suche nach attraktiven Mitsegelgelegenheiten. „Jeder hier sagt mir, dass es einfach ist eine Crew zu finden. Aber von Berlin aus ist es das nicht! Daher ist es toll, hier direkt mit den Crews sprechen zu können“, so Friederike Speckmann.

Und auch die Eigner profitieren: „Gerade bei Events, die in der Woche stattfinden, ist es manchmal schwer, genug Crew zusammenzubekommen“, sagt Christian Rocholl von der „Lore“, „daher freue ich mich über junge und zeitlich flexible Mitsegler im Crewpool. Zudem sind Friederike und Fabian gute, engagierte Segler, die unsere Crew beim Blue Ribbon Cup super ergänzen.“

2023 soll „Be Part of the Crew“ bei der Aalregatta in die dritte Runde gehen. „Ich hoffe, dass wir dann noch mehr Dickschiffcrews für die Aktion gewinnen können, denn es ist aus Sicht des DSV ein Mehrwert für alle Beteiligten“, sagt die Leiterin der Jugendabteilung Hanna Hell.

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