Im Mini allein ganz weit vorne

Wenn am 22. September vor dem französischen La Rochelle der Startschuss für die 21. Auflage des Mini-Transat knallt, werden mindestens zwei deutsche Skipper dabei sein. Für das Offshore Team Germany (OTG), das sich zum Ziel gesetzt hat, beim nächsten Ocean Race 2021 mit einem deutschen Boot anzutreten, geht Morten Bogacki mit dem Mini „Lilienthal“ an den Start.

Lina Rixgens an Bord ihres Minis. Foto: provat
Lina Rixgens an Bord ihres Minis. Foto: privat

Bereits bei der letzten Auflage des Rennens war das Boot des OTG erfolgreich dabei, mit Skipper Jörg Riechers kam der Neubau auf einen hervorragenden zweiten Platz in der Klasse der Protos. Ebenfalls auf der Meldeliste steht Hendrik Witzmann, der in der Wertung der Serienminis mit einer Pogo 3 angreifen will.

Für beide Skipper ist es die erste Teilnahme am legendären Mini-Transat. Das knapp 4.000 Seemeilen lange Rennen findet alle zwei Jahre statt und führt die Segler auf ihren nur 6,50 Meter langen Booten in zwei Etappen von La Rochelle auf die Kanaren nach Las Palmas und dann ins karibische Martinique. Doch parallel zu den Vorbereitungen für das Rennen 2019 planen schon fünf weitere deutsche Segler ihre Teilnahme bei der nächsten Auflage des Rennens 2021.

Prominenteste Seglerin und einzige Frau im Kreis der Aspiranten ist Lina Rixgens. Die Medizinstudentin weiß genau, welche Strapazen sie sich wieder zurückmuten wird, wenn sie sich ein zweites Mal der Herausforderung Mini-Transat stellt. Mit der Unterstützung der Softwareberatungsfirma alnamic und einem neuen Boot, das aktuell in Italien gebaut wird, will sie Herbst 2021 zum zweiten Mal bei der Regatta an den Start gehen. „Nach zwei Saisons im Mini aufzuhören, ist schlichtweg unmöglich. Es gibt einfach noch viel zu viel zu lernen“, erklärt sie ihre Motivation.

Doch anders als noch vor zwei Jahren ist der erneute Start in eine Kampagne eingebettet, die aufzeigt, wie ambitioniert die Regatta-Ambitionen der Seglerin sind. Mit dem neuen Boot will sie dieses Jahr am Mini-Fastnet, der Kieler Woche und der deutschen Doublehanded-Meisterschaft, die im Rahmen der Travemünder Woche ausgetragen wird, teilnehmen.

Auf den nächsten Start des Rennens bereitet sich auch der 19-jährige Lennart Burke vor. „Mex“ heißt sein kleines Boot, das ihm für die Zeit der Vorbereitung und das Rennen vom Verein Trans Ocean (TO) zur Verfügung gestellt wird. Erklärtes Vereinsziel des TO ist die Förderung von jungen Hochseeseglern, als Schirmherr der aktuellen Mini-Kampagne konnte Deutschland berühmtester Offshore-Profi und Vendée Globe Aspirant Boris Herrmann geworben werden. Zu Beginn seiner Karriere nahm er selbst 2001 am Mini-Transat teil, nun strebt er mit dem Imoca 60 „Malizia“ einen Start beim nonstop-Weltrennen der Solosegler Vendée Globe im Oktober 2020 an.

„Der Mini ist die international anerkannte Einsteigerklasse für alle Solosegler mit Hochsee- und Profiambitionen“, verdeutlicht Robert Jacobsen vom DSV, Mitarbeiter der Abteilung Seeregatten und Technik. „Die Leistung, allein auf einem so kleinen Boot den Atlantik zu bezwingen, ist vergleichbar mit der Anstrengung, den Mount Everest allein, ohne wegkundige, stützende Sherpas zu erklimmen.“

Bisher ohne die Hilfe von Sponsoren und Vereinen plant auch der 22-jährige Marc Eric Siewert in zwei Jahren sein erstes Transat. Nachdem er sich erfolglos um die Unterstützung der TO beworbenen hatte, entschied er nun, es auf eigene Faust zu versuchen. Und noch zwei weitere deutsche Segler stehen in den Startlöchern für das Mini-Transat 2021: der 37-jährige Oliver Korte, der bereits dieses Jahr beginnen möchte mit seinem Mini vor Kiel zu trainieren und der 47-jährige Oliver Tessloff, der bereits 2017 erfolgreich an dem Rennen teilnahm.

Bis zum Start des Atlantikrennens werden die Segler so viel wie möglich allein oder auch zu zweit an Bord trainieren. Nicht nur in Frankreich, sondern auch vor Kiel und in der Ostsee. „Mit der dieses Jahr zum ersten Mal stattfindenden deutschen Meisterschaft für Doublehanded Crews unterstützt der DSV die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Mini-Teams auch im Hinblick auf eine olympische Kampagne“, sagt Robert Jacobsen. „Für viele Mini-Segler geht es um mehr als einmal im Leben ein Transat allein zu bewältigen, sie sehen das Rennen als Eintritt in die Welt der internationalen Top-Hochseesegler.“