Beim Lake Garda Meeting auf dem Gardasee haben die Optiseglerinnen Julia von Geyr und Nele Krause gezeigt, worauf es in unserem Sport wirklich ankommt: Als sie sahen, dass ein Mitsegler Hilfe brauchte, ließen sie die Wettfahrt Wettfahrt sein und eilten ihm zu Hilfe. Der selbstlose Einsatz der zehn und elf Jahre alten Steuerfrauen vom Kieler Yacht-Club wurde auch von der Regatta-Jury gewürdigt.
1200 Seglerinnen und Segler waren am Osterwochenende zum 41. Lake Garda Meeting nach Riva gekommen. Am zweiten Regattatag blies eine kräftige Ora über den See. Julia von Geyr und Nele Krause kämpften sich durch die erste Kreuz, als sie bemerkten, dass ein Segler offensichtlich Hilfe brauchte. Julia berichtet: „Kurz vor der Luvtonne bin ich zu einem Boot gekommen, das im Wind stand. Der Junge darin bat mich um Hilfe und sagte auch, dass er schwer Luft bekommt. Daraufhin habe ich erstmal ein Juryboot gesucht und dabei seinen Trainer (ich kannte die Vereinstrainer von dem Jungen) gesehen und habe ihm Bescheid gesagt. Danach bin ich wieder zu dem Jungen gesegelt und blieb bei ihm, bis der Trainer ankam. Dann segelte ich meine Wettfahrt und auch noch die nächste Wettfahrt zu Ende.”
Nele Krause hat die Situation so erlebt: „Als ich (…) auf die Layline gewendet bin, sah ich wie mein Mitsegler plötzlich wendete und langsam zu mir segelte, wobei er sehr schlapp aussah. Daraufhin fuhr ich ihm entgegen und er erklärte mir, dass er keine Luft mehr bekäme. Ich habe dann auf schnellstem Wege der Jury Bescheid gesagt. Allerdings konnten sie ihn im Pulk des nachfolgenden Fleets wahrscheinlich nicht sehen, weshalb ich aus dem Feld fuhr, um meinem Trainer Bescheid zu sagen.“
“Ich habe Julia ganz fest gedrückt und ihr gesagt, dass sie das richtige getan hat”
Nicht nur die Familien der beiden Mädchen, auch die Jury des Lake Garda Meeting war beeindruckt von dem selbstlosen Verhalten, das sie an den Tag gelegt hatten. Julias Mutter Judith von Geyr berichtet: „Ich habe Julia ganz fest gedrückt und ihr gesagt, dass sie genau das Richtige getan hat. Das hörte ein anderer Vater und gab uns den Hinweis, dass Julia einen Antrag auf Wiedergutmachung stellen könne, da sie ja durch das Warten viele Plätze verloren hatte. Das haben wir dann gemacht, haben aber ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass das klappt. Die Jury fand ihr Verhalten aber so gut, dass sie Julias Antrag angenommen und angehört haben und ihr ja sogar eine Gutschrift für den Lauf gegeben haben. Damit war für uns alles gut.“
“Zunächst einmal waren wir beide froh, als wir im Hafen erfuhren, dass es dem Jungen gut geht!“
Sara Krause, die Mutter von Nele, erzählt: „Ich habe an Land nicht mitbekommen, was auf dem Wasser vor sich ging. Als ich die Nachricht von Neles Trainer bekommen habe, dass Nele früher reinkommt, war ich deshalb sehr verwundert. Wie sich dann herausstellte, war Nele aufgrund der Hilfsaktion erst sehr spät ins Ziel gekommen, sodass sie fast gar keine Pause vor dem nächsten Start gehabt hätte. Deswegen hat sie den Regattatag vorzeitig beendet und das zweite Rennen ausfallen lassen. Dass sie dadurch viele Punkte verloren hat und im letzten Fleet gelandet ist, haben wir erst später realisiert. Zunächst einmal waren wir beide froh, als wir im Hafen erfuhren, dass es dem Jungen gut geht!“
Julia bekam bei der Siegerehrung zwei Tage später den Fairness-Pokal überreicht. Nele erhielt zwar keine öffentliche Anerkennung, aber ihr Einsatz wurde am Abend in ihrem Team gewürdigt und ausführlich besprochen. „Nele hat sich beispielhaft verhalten und das Allerwichtigste getan: geholfen“, so ihr Trainer Kai Bertallot vom Kieler Yacht Club.
Der DSV gratuliert Julia und Nele dafür, dass sie so selbstlos und verantwortungsvoll gehandelt haben. Wir sind sehr stolz auf diese tollen jungen Seglerinnen und hoffen, dass ihr Beispiel Schule macht!