Special Olympics World Games: Spannung, Freude und drei Medaillen für deutsche Segelteams

Mit einem großen Feuerwerk am Brandenburger Tor gingen am gestrigen Sonntag in Berlin die Special Olympics Word Games für Menschen mit geistiger und Mehrfachbehinderung zu Ende. Unter dem Motto „#ZusammenUnschlagbar“ gestalteten rund 7.000 Athletinnen und Athleten aus aller Welt dieses inklusive Sportevent zu einem Ereignis voller Spannung, Freude, Ausgelassenheit und eindrucksvollem Miteinander und ließen es zu einem echten Zuschauermagnet werden. Und mittendrin drei deutsche Segelteams, die gleich mit zwei Gold- und einer Bronzemedaille auf dem Wannsee punkteten. Herzlichen Glückwunsch!

Das deutsche Segelteam am Brandenburger Tor. Alle waren sich einig: „Die Special Olympics waren der Hammer!“ Foto: Sebastian Fabian
Das deutsche Segelteam am Brandenburger Tor. Alle waren sich einig: „Die Special Olympics waren der Hammer!“ Foto: Sebastian Fabian

Sechs Wettfahrten mit einem Streichergebnis auf dem Wannsee mit Start und Ziel beim Verein Seglerhaus am Wannsee, Up-and-Down-Kurse bei eher schwachen, böigen Winden – das waren die Segelbedingungen bei den Spielen. „Daran und an die Boote, die RS Toura, mussten sich alle erst einmal gewöhnen“, sagt Bundestrainer Sebastian Fabian. „Und dann lief es richtig gut für die Deutschen.“

Souveräner Auftritt auf dem Wannsee und eine besondere Auszeichnung

Steuerfrau Nora Neuenroth und Vorschoter Alexander Knaub gewannen Gold in Level 1. Foto: Team Neuenroth/Knaub
Steuerfrau Nora Neuenroth und Vorschoter Alexander Knaub gewannen Gold in Level 1. Foto: Team Neuenroth/Knaub

Am Ende gewannen Alexander Knaub aus Norderstedt und seine Unified Partnerin Nora Neuenroth (Kiel) souverän Gold. Das Team startete in Level 1: Die Kielerin sitzt an der Pinne, der Athlet mit einer kognitiven Einschränkung, Alexander Knaub, ist für den Trimm des Vorsegels zuständig. Die zwei segeln seit einem Jahr zusammen, sind ein harmonisches Duo und überzeugten mit einer beeindruckenden Serie: viermal Platz eins, einmal Zweite.

„Wir sind beide sehr glücklich“, sagt Nora Neuenroth. Über die Medaille, „aber auch über das ganze Event, es war ein großartiges Erlebnis“. Am segelfreien Tag besuchten die beiden verschiedene andere Wettbewerbe in der Messe Berlin und fieberten dort unter anderem mit den Basketball-Teams und den Turnern und Turnerinnen mit.

Neben der Medaille und einer emotionalen Siegehrung gab es eine weitere besondere Auszeichnung für Alexander Knaub und Nora Neuenroth. Das Team reichte bei der Abschlusszeremonie auf der Bühne am Brandenburger Tor die offizielle Fahne von Special Olympics stellvertretend für die deutsche Gesamtdelegation weiter in Richtung der Italienerinnen und Italiener. In Italien, genauer gesagt in Turin, finden 2025 die nächsten Special Olympics World Games (Winter) statt.

Zweimal kentern und trotzdem die Goldmedaille gewinnen

Johanna Heins und Christian Bodler haben bei den Weltspielen in Level 2 die Goldmedaille gewonnen. In Level 2 steuert der Athlet das Boot und der Unified Partner bedient die Segel und darf nicht ins Ruder greifen.
Johanna Heins und Christian Bodler haben bei den Weltspielen in Level 2 die Goldmedaille gewonnen. In Level 2 steuert der Athlet das Boot und der Unified Partner bedient die Segel und darf nicht ins Ruder greifen. Foto: privat

Das gelang in Level 2 – die Seglerin oder der Segler mit einem Handicap übernehmen die Pinne – dem Team aus Bayern. Steuerfrau Johanna Heins und Christian Bodler gewannen gleich alle vier Wettfahrten am ersten Tag und lagen damit uneinholbar vor der Konkurrenz. „Wir sind dann am Finaltag ein wenig auf Sicherheit gesegelt“, sagt Christian Bodler. Zweimal waren die beiden am ersten Tag gekentert – das reichte. „Obwohl die beiden das unfreiwillige Bad gut überstanden und die Schreckmomente keine Spuren hinterlassen haben“, erzählt Stefanie Heins weiter, Mutter von Johanna Heins und Teamtrainerin in Personalunion.

In Bayern warten jetzt Empfänge auf das Goldmedaillen-Team. Und viele Erinnerungen an die tolle Atmosphäre in der Hauptstadt, bei den anderen Sportarten und vor allem an das ungezwungene, selbstverständliche Miteinander unter den Sportlerinnen und Sportlern aus anderen Nationen. „Auch, wenn wir nicht dieselbe Sprache sprechen und es mit Englisch schwierig wird“, so Johanna Heins.

Gänsehaut beim Einmarsch und ein großartiger Abschluss

Phil-Matthis und sein Vater Hans-Jürgen Leiß genossen das Drumherum der Spiele ebenso wie den Wettkampf. Am Ende gewannen sie Bronze. Foto: Team Leiß
Phil-Matthis und sein Vater Hans-Jürgen Leiß genossen das Drumherum der Spiele ebenso wie den Wettkampf. Am Ende gewannen sie Bronze. Foto: Team Leiß

„Die Special Olympics waren der Hammer!“ So lautet die Zusammenfassung des dritten deutschen Segelteams mit Hans-Jürgen und Phil-Matthis Leiß aus Niedersachsen. „Schon der Einmarsch der Nationen bei der Eröffnung war Gänsehaut pur“, sagt Vater Hans-Jürgen Leiß. Und dann gab es bei den Wettfahrten am Ende auch noch Bronze für das Vater-Sohn-Gespann. „Wir hatten schon Probleme, uns mit dem schwachen Wind zu arrangieren.“ Und als vor dem Start zur vorletzten Wettfahrt das Großsegel kaputt ging, kam erst Hektik auf, dann fiel die Konzentration im Team ab.

Das versöhnliche sportliche Ende gab’s am abschließenden Finaltag: Die beiden Segler aus Wilhelmshaven gewannen die letzte Wettfahrt der Special Olympics.

Doch das Drumherum der Spiele war mindestens genauso wichtig. Die internationalen Tischkicker-Turniere am Wannsee, Rhythmische Sportgymnastik, Volleyball, Turnen und Leichtathletik schauen, der abendliche Gang über die Festivalwiese mit einem großen Rahmenprogramm für Zuschauer und Aktive – „wir haben es genossen!“

Auch Bundestrainer Sebastian Fabian freut sich nicht nur über den sportlichen Erfolg. Für ihn stehen alle drei deutschen Segelteams für etwas, was diese weltweit größte inklusive Sportveranstaltung so besonders macht: „Miteinander, gemeinsam, gleichberechtigt die Stärken einbringen, sich auf Augenhöhe begegnen – auf dem Wasser und an Land.“