100 Jahre Lübecker Kanu- und Segelsport Verein – Wassersport auch ohne eigenes Boot

Seit einem Jahrhundert gibt es ihn, den Lübecker Kanu- und Segelsportverein mit seinen zwei Standorten an der Wakenitz und am Ratzeburger See. Freude am (Breiten-)Sport auf dem Wasser, alle sind willkommen, mit oder ohne eigenem Boot – diese Devise wird auch heute noch im Verein gelebt. Und das haben die Mitglieder bereits ausgiebig gefeiert, mit einem offiziellen Empfang und einer ausgelassenen Feier auf dem clubeigenen Gelände in Lübeck. Der Deutsche Segler-Verband gratuliert noch einmal zu diesem Jubiläum und wünscht alles Gute für die Zukunft.

Am 26. Juni 2023 wurde der Lübecker Kanu- und Segelsport Verein gegründet. Foto: Lübecker Kanu- und Segelsport Verein

Erholung, Kameradschaft und eine Unterkunft für das Boot – so begann es am Wakenitzufer 13 …

„Lübecker Kleinboot Verein“ – das ist quasi der Geburtsname des Lübecker Kanu- und Segelsportvereins. Seinen heutigen Namen erhielt der Verein erst 1974 auf Beschluss der Mitglieder, die Abkürzung „LKV“ blieb. Doch zurück zum Jahr 1923: Es war der 26. Juni vor 100 Jahren, als im Haus Bellevue in der Lübecker Dorotheenstraße dieser Verein auf dem Höhepunkt der Geldinflation gegründet wurde. Mit folgender Absicht, wie in der Festschrift zum 25ten Geburtstag zu lesen ist: „Es war bei der Entstehung weniger daran gedacht mit diesen Booten Sport zu betreiben, als den Mitgliedern Gelegenheit zu geben, in ihrer Freizeit Erholung und Freude auf dem Wasser zu finden; daneben aber vor allen Dingen eine gesicherte Unterkunft für ihr Boot zu schaffen und den kameradschaftlichen Verkehr zu pflegen.“ Die Gemeinschaft der 43 Mitglieder bekam das bis heute bestehende Gelände am Wakenitzufer 13 zugewiesen, die Bauarbeiten für ein Bootshaus starteten zügig – zu seiner Finanzierung musste jedes Mitglied einen nicht unerheblichen Pflichtanteil beisteuern (120 Goldmark). Die Mitgliederzahlen (in allen Sparten) stiegen schnell und die meist selbstgebauten Boote wurden immer größer. Nach ihrer Fertigstellung mussten also die Steganlage und das Bootshaus in den folgenden Jahren immer wieder umgebaut und erweitert werden.

Übrigens: Genau dieses Bootshaus gibt es noch heute. Zusammen mit anderen Bootshäusern in der Straße Wakenitzufer wurde es unlängst unter Denkmalschutz gestellt.

… und wie es weiterging: vom Grenzfluss zum Amazonas des Nordens und viel Ruhe am See

Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten und dem Kriegsbeginn kam das sportliche Treiben zum Erliegen und entwickelte sich erst nach 1945 langsam wieder. Zumal die Wakenitz jetzt als Grenzfluss zur sowjetischen Besatzungszone beziehungsweise zur DDR galt. Grenzsoldaten im Wald, Wachtürme und die Betonnung „Achtung Grenze“ auf dem Ratzeburger See „hinterließen bis 1989 oft ein mulmiges Gefühl bei Seglerinnen und Segler“, sagt Till Lukas Voß, Segelwart im LKV.

Die Betonnung „Achtung Grenze“ hinterließen zu Zeiten der DDR bei den Segler*innen oft ein mulmiges Gefühl. Foto: Lübecker Kanu- und Segelsport Verein

Die Interessen aller Sparten zusammenzuführen – das führte im vergangenen Jahrhundert immer wieder zu Spannungen. „Da gab es zum Beispiel heftige Debatten, ob am Anleger Rothenhusen wirklich eine dauerhafte Brücke für Dickschiffe notwendig sei“, erzählt Petra Lenz aus dem Vorstand des Lübecker Kanu- und Segelsport Vereins. Heute gibt es diese Brücke, die wöchentlichen Schleppzüge von Lübeck nach Rothenhusen entfielen. Zur Erleichterung der Segelgemeinschaft.

Eben diese Gemeinschaft diskutierte lange Zeit hitzig über drohende Verfahrensverbote für Verbrennermotoren auf dem Ratzeburger See und die Frage, wie sich der Verein dazu stellen sollte.  Die Verbote sind längst Alltag und die LKV-Seglerinnen und Segler genießen die Ruhe auf dem See und die opulente Natur der Wakenitz. Nicht umsonst wird die Wakenitz immer wieder als „Amazonas des Nordens“ bezeichnet.

Der Lübecker Kanu- und Segelsportverein heute – Freude am Segeln und eine starke Jugend

Wassersport auch ohne eigenes Boot – das Motto des Vereins. Hier ist jeder willkommen. Foto: Lübecker Kanu- und Segelsport Verein

Die Natur auf dem Wasser genießen, der kleine Törn nach der Arbeit, vor Anker auf dem Boot übernachten, an der Tour nach Ratzeburg zum Eis essen teilnehmen, mit dem Dickschiff zur Lampionfahrt auf den See oder an der Steganlage Rothenhusen abends grillen – der Schwerpunkt im LKV ist eindeutig. „Wir sind in erster Linie eine Fahrten- und Freizeit-Segelgemeinschaft“, erklärt der Segelwart.

Zu diesem Ansatz passt der Slogan des Vereins: „Wassersport auch ohne eigenes Boot“. Das möchte man möglichst vielen Menschen auf der Wakenitz und dem Ratzeburger See ermöglichen und deshalb, so Petra Lenz, „gibt es bei uns auch eine starke, breitensport-orientierte Kinder und Jugendarbeit“. Für die „Sailkids“ liegen an beiden Standorten jede Menge vereinseigene Boote bereit – vom Opti über OpenBIC zu Laser, Teeny, 420er und Flying Dutchman. Der Verein kooperiert in Arbeitsgemeinschaften mit mehreren Schulen und dem Hochschulsport in Lübeck. Engagierte Jugendtrainerinnen und -trainer bieten regelmäßige Trainings an (kostenloses Schnuppersegeln möglich!!) und organisieren jeden Sommer eine Jugendfahrt zum Ijsselmeer.

Kein Wunder, dass von den 170 Segelnden im LKV 70 Jugendliche sind.

Wir sind einfach wir – warum der LKV ein attraktiver Verein ist

„Wir sind einfach wir, wurden über die Jahre belächelt als die „Underdogs“, die Nachzügler am See mit den kleineren Booten und mit wenig Willen zu Regatten“, sagt Petra Lenz. „Aber genau das ist es“, ergänzt Segelwart Till Lukas Voß, „was unseren Verein so sympathisch macht: Wir alle möchten einfach eine gute Zeit miteinander verbringen, auf und am Wasser!“

Und außerdem: „Unser Verein bietet eine malerische Steganlage am Ratzeburger See und einen stadtnahen Hauptstandort.“ Was will man mehr?!

Das ist der Lübecker Kanu- und Segelsport Verein 

Der Verein hat neben dem Segeln und Jugendsegeln drei weitere Sparten (Kanuwandern, Kanurennsport, Angeln) und ist an zwei Standorten vertreten: In Lübeck an der Wakenitz gibt es ein inzwischen denkmalgeschütztes Bootshaus mit Messe und Gastronomie, an einer kleinen Steganlage ist Platz für kleinere Segelboote. Der größere Segelstandort liegt am Ratzeburger See, an der Steganlage dort können 37 Boote bis neun Meter Länge und einem maximalen Tiefgang von 1,10 Metern festmachen. Weitere Vereinsboote liegen auf einer Wiese an der Mündung der Wakenitz in den Ratzeburger See.

370 Mitglieder insgesamt, davon 170 Segelnde, Adresse Lübeck: Wakenitzufer 13, 23552 Lübeck, Ratzeburger See: Rothenhusener Weg 2 23627 Groß Sarau; Mail: segeln@lkv-luebeck.de ; www.lkv-luebeck.de