Hohe Geldstrafen für geringfügiges Fehlverhalten – durch diesen Kurs zeichnen sich seit Jahren schon italienische Behörden bei ihren Patrouillen auf dem Meer aus. Der neueste Fall ist eklatant: Anfang Oktober werden an einem Tag mehr als ein Dutzend Yachten vor der Insel Stromboli „abgezockt“.
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Abzocken ist kein schönes Wort und man sollte sparsam damit umgehen. Doch was Skipper Georg Neubert beschreibt, lässt kaum einen Zweifel daran, dass es hier mit Fug und Recht Anwendung finden darf.
Es ist der 1. Oktober 2019, die Nacht zuvor hatte er mit seiner in Cabo d’Orlando im Norden Siziliens gecharterten 39-Fuss-Segelyacht im Nordosten der Vulkaninsel Stromboli an einer gebührenpflichtigen Festmacheboje verbracht. Der Kurs, sauber mitgezeichnet im elektronischen Navigationsprogramm, führt Neubert und Crew am Morgen auf die Nordwestseite der Insel.
Hier befindet sich die berühmte Sciara del Fuoco (Feuerrutsche), ein beliebtes Ziel unter Wassersportlern, die nicht zum Gipfel aufsteigen wollen oder es auch nicht können, wie seit Juli und August 2019, als der Stromboli mit gewaltigen Ausbrüchen und Aschewolken für Aufsehen sorgte. Denn über die Feuerrutsche rollen seit Ewigkeiten gewaltige Lavabrocken geräuschvoll ins Meer, in der Nacht kommen ihr Glühen und das Licht der Ausbrüche oberhalb der Sciara hinzu.
Was Neubert zu diesem Zeitpunkt nicht weiß und was ihm auch nicht vom Vercharterer mitgeteilt worden war (Unwissenheit über den Stand der Dinge): Per Erlass vom 1. September ist wegen der hohen Aktivität des Vulkans ein Speergebiet eingerichtet werden, das sich rund um die Feuerrutsche (genau zwischen Punta delle Chiappe und Punta Labronzo) 2 sm weit Richtung See erstreckt.
Als Neubert gegen 11.30 Uhr voraus ein Boot der Guardia Costiera sieht, hält er darauf zu, will es seewärts passieren. Doch soweit kommt es nicht mehr. Ein Schlauchboot löst sich, fährt ihnen entgegen. Doch anstatt den Skipper zu belehren und von der Küste wegzuschicken, werden die Personalien aufgenommen. Man befiehlt Neubert zu warten, was bei den ruhigen Wetterbedingungen kein wirkliches Problem darstellt, abgesehen vom Verlust wertvoller Stunden. Erst nach drei Stunden sind die Beamten zurück und verhängen die Strafe: 321 EUR.
Im schriftlichen Strafbefehl wird auch das mögliche Strafmaß erwähnt: 276 bis 1377 EUR. Neubert: „An Bord sprach niemand irgendeine Sprache außer Italienisch. Davon kann ich ein paar Brocken. Aber Diskussionen sind zwecklos und führen nur zu längeren Wartezeiten bei der Abwicklung.“
Während der Wartezeit sieht Neubert, dass es wie ihm weiteren 15 Yachten ergeht. Auch sie müssen warten, werden eine ähnliche Strafe erhalten haben, für einen Verstoß gegen etwas, von dem man kaum etwas wissen kann. Es sei denn, man hätte die Segelzeitschrift „Yacht“ gelesen.
In ihrer Ausgabe 20 vom 18. September berichtet sie über die Ausbrüche des Stromboli, dass die Besteigungen natürlich eingestellt wurden und dass sich Wassersportler über mögliche Sperrungen erkundigen sollen. Eine Quelle zum Erlass der Küstenwache allerdings wird nicht genannt.
Die wiederum findet Skipper Neubert nach dem unschönen Erlebnis und langer Suche auf der Webseite der Guardia Costiera Lipari: www.guardiacostiera.gov.it/lipari/Pages/ordinanze.aspx. In dem Dokument Ord. 38 2019 CP Milazzo↗ wird das Gebiet auf der letzten, dritten Seite auch grafisch dargestellt. Die seewärtigen Eckpunkte des fast viereckigen Gebietes sind mit Alfa und Bravo benannt und den dazugehörigen Koordinaten.
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