Italien – Unwetter in Rapallo

Ein extremes Wetterereignis suchte Ende Oktober das Tyrrhenische Meer und die Adria heim. Während an Land mehr als 10 Menschen ums Leben kamen, ereigneten sich an den Küsten und in den Häfen überwiegend Sachschäden.

Die Fernsehbilder am 30. Oktober erinnerten an einen Tsunami: Yachten liegen wie Spielzeug am Stadtstrand der norditalienischen Hafenstadt Rapallo. Und doch war es kein Seebeben, das sie ihrem Metier entriss, sondern einfach „nur“ ein wirklich extremes Wetterereignis.

Bis zu 10 m Höhe sollen die Wellen gehabt haben, wird in den Nachrichten berichtet. Aber selbst wenn es „nur“ 7-8 m waren, so reichte ihre Gewalt doch aus, das Molenbauwerk des Porto Turistico in Rapallo, circa 15 sm östlich von Genua, weitestgehend zu zerstören. Als sich die Wellen dann deutlich ungehinderter ins Hafenbecken ergossen, brachen Festmacher, große und kleine Yachten wurden an den Stadtstrand mit der markanten Hafenburg gespült.

Mit diesen Bildern stand Rapallo, wo 1922 nach dem 1. Weltkrieg der deutsch-russische Vertrag geschlossen worden war, stellvertretend für alle anderen Häfen der Region, die denen deutlich weniger oder gar wenig Schäden aufgetreten waren infolge des Südsturms. Denn die Marina Porto Carlo Riva (www.portocarloriva.it) in der Bucht von Rapallo war dem Sturm mit 40 bis 50 kn Mittelwind so ungeschützt ausgeliefert wie kaum ein anderer Hafen.

Denn anders als bei früheren Extremwetterereignissen kamen Wind und Seegang nicht aus Südost, sondern genau aus Süden, weiß Birger Palm, Repräsentant der Kreuzer-Abteilung in der Marina von San Vincenzo, nahe Elba und damit circa 120 sm von Rapallo entfernt. Damit entwickelten sich ein maximal langer Fetch und Wellensysteme wie auf einem Ozean.

San Vincenzo zählt zu den Häfen, in denen die Schäden durch den Sturm überschaubar blieben. Zerfetzte Segel, aber keine umgestürzten Yachten an Land, weil dort auf massiven Böcken gelagert wird. Anders war es in den Häfen und Marinas, deren Einfahrten in Richtung Süden öffnen. So wurden zum Beispiel in Salivoli, Elba gegenüber, und auch in Port Azurro auf der Insel Elba selber, Molen und Bauwerke zum Teil erheblich beschädigt.

Von der Adriaseite Italiens berichtete am Tag nach dem Unwetter Peter Markowitz, Repräsentant der Kreuzer-Abteilung mit Sitz in der Marina Aprilia Marittima/Latisana: „Hier an der norditalienischen Adriaküste scheint die Sonne und es ist, als ob nie etwas passiert ist. Die ein oder andere Persenning ist weggeflogen, Hochwasser sind wir gewohnt, die Flüsse waren etwas voller …“

Dr. Roberto Peroccio, Präsident der Vereinigung Assomarinas mit aktuell 76 Sportboothäfen in Italien im Verbund, bestätigt diesen Eindruck: „Entlang der Adria gab es durch den Sturm keine besonderen Probleme für die Yachthäfen. Allerdings sind in den Regionen Friaul und Veneto Flüsse über die Spundwände getreten. Allein im Veneto rechnen wir mit Schäden, inklusive denen an Straßen und Brücken in Höhe von 1 Mrd. EUR. Extrem war die Situation in Rapallo. Solche Wellen hat dort noch niemand gesehen. Denn zum Sturm gesellte sich noch ein hoher Wasserstand, immer hatte es schon zwei, drei Tage kräftig auf südlichen Richtungen geweht.“

Holger Flindt, Leiter der Schadensabteilung des führenden Yacht-Versicherers Pantaenius, hatte am Tag nach dem Sturm schon 44 Schäden registriert, am 1. November war die Zahl auf 65 gestiegen. mit einem geschätzten Volumen von „sicher über 3 Mio. EUR“. „Die meisten Schiffe sind aber noch nicht besichtigt und einige haben wir gar nicht gefunden“, schränkte Flindt ein. Die meisten und größten Schäden traten in Rapallo auf, einige Meldungen stammten aber auch von den Seen im österreichischen Salzkammergut, wo das Tief einen Fönsturm auslöste und dabei auch Boote auf Tiefe gingen.