Ulrike und Geert Engelhardt sind Mitglieder der DSV Kreuzer-Abteilung. Einen dauerhaften Liegeplatz hat ihre Bavaria 49 in der Marina Funtana in Istrien im Norden Kroatiens. Wenn die Eigner dort ablegen, haben sie auch eines im Blick: den Müll im und am Meer. Denn sie sind aktiv und säubern Strände.
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Der letzte Törn im Frühsommer dieses Jahres führte das Paar in der Adria erneut Richtung Süden über den Meeresarm Kvarner, der für häufige Bora-Ereignisse bekannt ist – das ist der bisweilen stürmische Nordostwind in der Region.
Doch davon keine Spur im Frühsommer 2018. Ohne Probleme ist bald die liebliche Blumeninsel Ilovik erreicht. Von dort an berichtet Ulrike Engelhardt über die Erlebnisse, vor allem im Hinblick auf die Begegnungen mit Plastikmüll:
„Ilovik gehört zum Inselarchipel Losinj und ist ein Hochgenuss für die Sinne. Kleine Kiefern, wilder Speierling, Wacholderbüsche, Rosmarinhecken und -zig mediterrane Arten, deren Namen wir nicht kennen, verströmen einen wunderbar aromatischen Duft. Doch leider gibt es etwas in unserer Bucht, das die Idylle schwer beeinträchtigt: Das Mittelmeer hier erstickt im Plastikmüll.
Jahr für Jahr wird das Ausmaß der gigantischen Verschmutzung von Neuem sichtbar, wenn die Stürme alles an die Strände geworfen haben, was Menschen versehentlich oder absichtlich ins Wasser hineinfallen lassen: Schuhe, Spritzen, Brotkisten, Styroporbrocken, Trinkflaschen, Babyschnuller, Folien aller Art, Fischnetze, Sonnenölflaschen, Deckel, Kanister, Aquakulturbetonnung und dazu Millionen von Bruch und Kleinstteilen von der Größe eines Daumennagels abwärts. Das ist schlimm und an einem der seltenen Sandstrände Kroatiens noch schwerer erträglich.
Wir verstehen nicht, warum eine Inselverwaltung, die Naturfreunde anlocken möchte, ausgerechnet hier nicht sauber macht. Eigentlich sollte das, ähnlich dem Müllproblem am Mount Everest, als Ehrensache angesehen und anerkannt und auch von jedem Nutznießer des Meeres angepackt werden – und so beschließen wir, es selbst zu tun. Ein riesiger, weißer Gewebefoliensack, den es ebenfalls in die Klippen verweht hatte, kommt uns da wie gerufen.
Und los geht es! Die Bilanz unserer Bemühungen: gut 2 m³ Plastikmüll – jeweils am Pfingstsonntagmorgen und -abend in allerhöchstens 2 Stunden aufgesammelt. Das ging wirklich schnell! Schön wäre ja, wenn die um stark verteuerte Kurtaxe, die nur wir Segler entrichten müssen, für das Einsammeln von Müll im Meer ausgegeben würde. Aber das schreiben wir nicht in unsere E-Mail, mit der wir die Bürgermeisterin von Mali Losinj per Email informieren und sie um die Entsorgung bitten.
Nächster Stopp Telascica-Bucht im Süden der Insel Dugi Otok. Kein Ankern ohne Plastikmüll – wir haben den Eindruck, dass die Gemeinden nur dort sauber machen, wo sie Bojen- oder Hafengeld verlangen. Jedenfalls sind alle unsere Ankerbuchten, oftmals die schönsten Plätze überhaupt, in übelster Weise vermüllt. Unser Haupteindruck von der an sich wunderschönen und vom Massentourismus unberührten Insel Dugi Otok: Überall gibt es wilde Müllhalden im Gebüsch – Umweltschutz ist offenbar ein Fremdwort.
Insel Cres, genauer die Ankerbucht Kolorat an ihrer Südspitze. Wie war das noch: Kein Ankern ohne Plastikmüll! Dieses Mal ist es verheerender als in Ilovik. Ein Areal von ca. 200 m² an sich allerschönster Strand ist total vollgemüllt. Cres gehört wie Ilovik zu Mali Losinj. Die Bürgermeisterin dort wird also zum zweiten Mal von uns Post bekommen – aber erst wenn wir hier fertig sind.
Müllsammeln auf Cres – das war echt Spitze und das nicht nur, weil wir dabei eine wunderhübsche Plastik-Madonna gefunden haben, die von nun an unsere ganz besondere Schutzpatronin der Plastiksammlungen bleiben wird. Nein, es war auch ganz besonders schön für uns, eine E-Mail von Greenpeace Kroatien zu erhalten, in der sie uns zu unseren Aktivitäten beglückwünschten und zusagten, unsere sämtlichen Müllberge den zuständigen Behörden weiter zu melden.
Am nächsten Morgen legten wir ab Richtung Unije. Unsere letzten drei faulen Tage wollten wir ankern – und natürlich Müll sammeln. Wir säuberten in unserer Ankerbucht 300 m Steinküste – inklusive der gut gemeinten Versuche einiger Vorgänger, die aber den Müll nicht in Tüten gegen Wind und Wellen gesichert hatten.
Unsere Beute war mal wieder beachtlich und die Bürgermeisterin von Mali Losinj bekam also noch ein drittes Mal Post von uns. Insgesamt haben wir die unglaubliche Menge von 5m³ Plastikmüll eingetütet. Wenn jeder zehnte Kroatientourist auch nur einen 100-l-Müllsack während seines einwöchigen Urlaubes mit Plastikmüll füllen würde – und das dauert keine 20 Min. – könnten jedes Jahr ca. 4.000 t Müll aus der Umwelt verschwinden.
Übrigens: Mit diskreter Hilfe von Greenpeace Kroatien, die uns die richtigen Ansprechpartner vermittelten, haben wir zwei Behördenantworten erwirkt und schon von dem Strand auf Ilovik zwei Fotos erhalten, die zeigen, dass unser Müll abtransportiert wurde. Für uns eine wertvolle Bestätigung, dass man auch als Einzelner einiges bewegen kann.“
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