Ein junges Paar aus Eckernförde hat den renommierten Commodore-Preis der Kreuzer-Abteilung gewonnen: Mit ihrem Transatlantik-Törn an Bord einer selbst ausgebauten Stahlyacht überzeugten Jule und Jan Lürkens die zehnköpfige Experten-Jury des Fahrtenwettbewerbs. Insgesamt wurden im Rahmen des Fahrtenseglertages am Samstag, den 24. März, 71 Crews ausgezeichnet. Das maritime Flair des Internationalen Maritimen Museum Hamburg schuf den passenden Rahmen für die traditionsreiche Veranstaltung der DSV Kreuzer-Abteilung.
14.000 Seemeilen in 469 Tagen – so lautet die beeindruckende Bilanz des Ehepaars Lürkens. Die 31-jährige Jule Lürkens und ihr Mann Jan (29) nahmen sich 2016 und 2017 eine 15-monatige berufliche Auszeit, um ihren Traum zu verwirklichen. Von der Ostsee ging es mit der 40 Jahre alten, 9,45 Meter langen Wibo 945 „Sturmschschwalbe“ durch Nordsee und Atlantik bis in die Karibik und zurück. Im September 2017 machte die Crew wohlbehalten wieder im Heimathafen Eckernförde fest. Eine herausragende Reise auf einem kleinen Boot – für die Jule und Jan Lürkens am 24. März, den renommierten Commodore-Sonderpreis der DSV Kreuzer-Abteilung (KA) entgegennahmen. „Würden wir es wieder machen? Ja!“, lautete die begeisterte Bilanz der jungen Preisträger.
Bei der feierlichen Siegerehrung des KA-Fahrtenwettbewerbs wurden insgesamt 72 Crews in den Kategorien Hochsee, See, Küste und Binnen ausgezeichnet. Zudem vergab die Jury neun Sonderpreise. Neben dem Ehepaar Lürkens lauten die Preisträgerinnen und Preisträger:
Peer Scharping: Der Einhandsegler aus Zossen gewann den Ostseepreis. Mit seiner 9,60 Meter langen „Seniorita“, die im Yachtclub Stössensee beheimatet ist, legte er in der Ostsee in 19 Tagen sportliche 926 Seemeilen zurück. Eine beeindruckende Segelbilanz, denn als Motor für Notfälle stand nur ein alter Einzylinder mit 7,5 PS zur Verfügung.
Wolfgang Vollmann: Der Berliner legte mit wechselnden Crews auf der „Walross IV“ in knapp drei Wochen stattliche 1270 Seemeilen in der Nordsee und im Englischen Kanal zurück. Mit von der Partie waren viele junge Leute, die das zuvor Gelernte in die Praxis umsetzen konnten und eine herausfordernde Fahrt erlebten. Diese Leistung wurde mit dem Age-Nissen-Preis ausgezeichnet.
Rainer Wäsch und Mitsegler Gert Behrje: Mit ihrer nur 8.70 Meter messenden „Swantje“ legten die beiden Segler an 75 Tagen 2150 Seemeilen zurück und bereisten dabei das anspruchsvolle Seegebiet um Großbritannien. Sie wurden mit dem Arthur-Doerwaldt-Gedächtnis-Preis geehrt.
Frank Suchanek: Mit der „Oeding“ des SKBUe führte Frank Suchanek in der Ostsee sechs Kinder und Jugendliche im Alter von 11 bis 19 Jahren an das Segeln heran. Unter Suchaneks Leitung wurde der Törn zu einem unvergesslichen Erlebnis, das zu Recht mit der Silbernen Möwe als beste Jugendreise prämiert wurde.
Arno Glauner und Crew: Mit dem Plattbodenschiff „Felicita“ befuhr Arno Glauner die Gewässer des Englischen Kanals und ließ 1449 Seemeilen im Kielwasser – eine überdurchschnittliche Leistung in diesem anspruchsvollen Revier, die sich zudem durch eine mustergültige Dokumentation auszeichnete. Arno Glauner und Crew wurde der Binnen-/Küste-Preis verliehen.
Helga und Heinz Gottschalk: Wie im Jahr zuvor gewann das Ehepaar, das bereits die Achtzig überschritten hat, den Fluss-und-Seen-Preis. Auch wenn manches zunehmend schwerer von der Hand geht, lassen sich die Gottschalks ihre Freude am Wassersport nicht verleiden. Mit ihrer „Libertas III“ legten sie in knapp zwei Wochen stolze 462 Seemeilen zurück.
Gisela und Jörg Ziegenspeck: Der Motorpreis ging an alte Bekannte und langjährige Teilnehmer des Fahrtenwettbewerbs. Gisela und Jörg Ziegenspeck reisten auf der „Nordlicht II“ von Wales nach Lübeck. Im Gezeitenrevier Englischer Kanal legten sie 911 Seemeilen zurück.
Tanja und Jan Gerlach: Mit sechs Kindern legte das Ehepaar auf der Hanse 495 „Panta Rhei“ in knapp drei Wochen Ferien 262 Meilen zurück – einen hohen Anteil davon unter Segeln. Entsprechend Alter und Fähigkeiten wurden die Kinder aktiv ins Bordgeschehen eingebunden. Die KA freute sich, den Familienpreis und einen Scheck in Höhe von 1.000 Euro für die Bordkasse zu überreichen.
„Es waren dieses Jahr wieder tolle Fahrten dabei“, resümierte Clemens Fackeldey, DSV-Vizepräsident für Fahrtensegeln, Breiten- und Freizeitsport. Er ist den Juroren dankbar für ihr großes ehrenamtliches Engagement, das sie jedes Jahr in die Bewertung der eingereichten Fahrten investieren. Erfreut zeigte sich Fackeldey auch über die gestiegene Teilnehmerzahl am Fahrtenwettbewerb: „Wir verzeichnen einen Zuwachs um 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.“ Zurückzuführen sei die gesteigerte Attraktivität des Fahrtenwettbewerbs auf eine behutsame Modernisierung des Konzeptes. So war es 2017 erstmals möglich, alle geforderten Unterlagen in elektronischer Form einzureichen.
„Das transparente Bewertungssystem ermöglicht uns, die Crews auszuzeichnen, die ihre Törns nautisch sorgfältig geplant haben, durch gute seemännische Durchführung glänzen und ihre Fahrt gut nachvollziehbar dokumentiert haben“, fasste Gabriela Thiele, im Vorstand der DSV Kreuzer-Abteilung zuständig für den Fahrtenwettbewerb, zusammen. Auch sie freute sich über die vielfältigen Einsendungen. Erstmals gab es einen gemeinsamen Anmeldebogen für die Fahrtenwettbewerbe der DSV-Kreuzer-Abteilung und der Landesverbände Berlin und Nordrhein-Westfalen. Die Vorstandsmitglieder sind sich einig: „Wir würden sehr begrüßen, wenn sich in den nächsten Jahren noch weitere Landesseglerverbände unserer Initiative anschließen wollten.“
Seit 1922 führt die Kreuzer-Abteilung des DSV den Fahrtenwettbewerb durch. Teilnehmen können alle Mitglieder der KA, außerdem Schiffsführer von Vereinsyachten mit Jugendlichen (bei Ausbildungsreisen) und Jugendliche selbst.