100 Jahre Segel-Club Hamme: durch den schmalen Kanal hinaus in die Welt

Das Foto ist mit einer Drohne aufgenommen worden. Es zeugt von oben einen kleinen Hafen in einer Stadt, im Hintergrund liegen Gebäude, Wälder und Wiesen
Der Hafen des Segel-Club Hamme in Osterholz-Scharmbeck. © Segel-Club Hamme

Vom Segeln in geklinkerten Holzbooten zum modernen Hafen im Naturschutzgebiet – der Segel-Club Hamme feiert sein hundertjähriges Jubiläum. Der DSV gratuliert ganz herzlich und wünscht alles Gute für die Zukunft.

Mit Schlips und Kragen aufs Wasser – wie beim Segel-Club Hamme alles begann …

Die Geschichte des Vereins begann im damaligen Bahnhofshotel von Osterholz-Scharmbeck, einem kleinen Städtchen in Niedersachsen. Dort trafen sich am 4. März 1925 einige Handwerksmeister mit dem Ziel: „Wir wollen gemeinsam segeln.“ Sie gründeten den Segel-Club Hamme. Ihre Boote: meist vier Meter lange, geklinkerte Holzboote mit Sprietsegel oder Gaffelsegel mit Fock. Ihr Outfit: Der Zeit entsprechend gehörten Schlips und Kragen an Bord dazu. Ihr Revier: die Hamme, ein Quellfluss der Lesum im Elbe-Weser-Dreieck bei Bremen.

Bereits 1926 bauten die Vereinsmitglieder bei  den Gaststätten Tietjens Hütte an der Hamme ein Bootshaus und bei Melchers Hütte einen Bootsanleger. Wenige Jahre später übernahmen sie im Osterholzer Hafen ein Gebäude der Boots- und Schiffswerft Henke. Erfolgreiche Regattastarts zum Beispiel beim Bruno-Mulde-Pokal, aber auch gemeinsame Fahrten ins Moor oder nach Bargschütt, Lampionfahrten und Bootshausfeiern prägten das Vereinsleben, bis der Zweite Weltkriegs beinahe alle Aktivitäten zum Erliegen brachte.

… und wie es weiterging: anpacken und sich einbringen

Nach dem Krieg beschlagnahmte die britische Militärregierung Boote und Bootshäuser. Der Segel Club Hamme wurde zunächst aufgelöst, um nach einem Übertritt in den Verein für Sport und Körperpflege ab 1949 wieder als selbständige Gemeinschaft bestätigt zu werden. Die Erweiterung der Vereinsanlagen, der Bau von Bootshallen, Steganlagen und Liegeplätzen an der Hamme, Mitglieder werben und eine Jugendgruppe aufbauen – die folgenden Jahrzehnte waren geprägt von Anpacken, Mitmachen, Aufbauen.

„Schon immer hieß es bei uns im Verein: Alle helfen mit, alle bringen sich ein, und wir schaffen möglichst viel in Eigenarbeit“, sagt der Vereinsvorsitzenden Fritjof Schumacher.

In der Gemeinschaft die Natur entdecken – der Segel-Club Hamme heute

„Wir sind eine vielseitige Gemeinschaft, in der alle ihren Platz haben und sich wohl fühlen“, beschreibt Fritjof Schumacher den Verein. Da sind die Regattaseglerinnen und -segler, die auch bei anspruchsvollen Wettfahrten in den Tidengewässern von Weser, Elbe und bis hinaus auf die Nordsee an den Start gehen. Und da sind die vielen „sogenannten Freizeitkapitäne, die den Wassersport einfach nur lieben und gerne in der Natur unterwegs sind, mal unter Segeln, mal unter Motor“.

Wer aus dem Hafen durch den schmalen Kanal zur Hamme kommt, muss sich entscheiden: Steuerbord geht’s durch die Schleuse hinaus in die Welt, nach Elsfleth, Großensiel, Bremerhaven, aber auch über die Kanäle in die Niederlande, zu den Ostfriesischen Inseln, nach Helgoland oder in die Ostsee.

Backbord geht’s in das Naturschutzgebiet Teufelsmoor mit „seiner ursprünglichen Landschaft, die wirklich beeindruckend ist“, schwärmt der Vereinsvorsitzende. Endlose Weite, wohltuende Ruhe, elegant schreitende Kraniche und das Künstlerdorf Worpswede. Für ein Päuschen bei der Segeltour gibt es im Moor den einen oder anderen Anleger mit Gaststätte, ob an Tietjens Hütte oder Melchers Hütte. Und dass aus dem Vereinshafen die Nachbauten der historischen Torfkähne zu ihren Touristenfahrten ins Moor starten, gehört zum Segel-Club Hamme dazu. Kurz: „Wir leben und segeln da, wo andere Urlaub machen.“

Das Moor und die Hamme sind das eine. Doch auch der Verein selbst hat viel zu bieten: eine Jugendabteilung mit engagierten Trainerinnen und Trainern, theoretische und praktische Segelausbildung, gemeinsame Arbeitseinsätze auf dem Gelände, an Booten und Stegen, An- und Absegeln, Feste und Grillabende, um nur einiges zu nennen. Und wer Lust hat, kann beim clubeigenen Shanty-Chor seine Stimme einbringen.

Kinder segeln in kleinen Booten auf einem Fluss. Sie tragen orange-farbene, leuchtende Westen.
Die Kinder- und Jugendabteilung des Segel-Club Hamme richtet regelmäßig Opti-Regatten auf der Hamme aus. © Segel-Club Hamme

Mehr Dalben und ein Holzsteg für die Segelausbildung –Wünsche für die Zukunft

„Wir unterstützen das Bestreben von Gemeinde und Kreis, das Ökosystem um uns herum zu schützen“, erklärt der Vereinsvorsitzende. Und doch wünschen sie sich im Segel-Club Hamme, dass die strengen Befahrenseinschränkungen auf der Hamme zumindest nicht weiter ausgeweitet werden.

Beim Blick nach vorn formuliert Fritjof Schumacher stellvertretend für die Vereinsmitglieder einen weiteren Wunsch: „Ein Bootsanleger mit Holzsteg zwischen den Brücken von Tietjens Hütte und Ritterhude wäre wichtig, um dort unsere Jugendausbildung und das Segeltraining vernünftig durchführen zu können.“

Das ist der Segel-Club Hamme

Der Segel-Club Hamme liegt im Stadthafen von Osterholz-Scharmbeck in Niedersachsen. Von der Weser aus geht es auf dem Wasserweg über den Nebenfluss Lesum, die Ritterhude Schleuse zur Hamme, bei Tietjens Hütte zweigt der Seitenkanal ab, der direkt in den Hafen führt. Der Verein verfügt über 90 Liegeplätze für Boote bis zehn Meter Länge und maximal 1,25 Meter Tiefgang – Gastlieger sind willkommen.

Zum Verein gehören rund 112 Vereinsmitglieder mit eigenen Booten, vom Opti bis zur Zehn-Meter-Hochseeyacht ist alles dabei. Die Jugend-Ausbildung findet auf vereinseigenen Optis und 420er statt.

Auf der Clubanlage gibt es neben drei Bootshallen ein Vereinsgebäude mit dem Vereinslokal „Skipper Treff“, Sanitäranlagen, Schulungs- und Aufenthaltsräumen sowie eine überdachte Terrasse mit Blick auf den Hafen.

Adresse: Hafenstraße 28, 27711 Osterholz-Scharmbeck; E-Mail: [email protected]; www.segel-club-hamme.de