Ein rotes Eichhörnchen auf gelbem Grund – so präsentiert sich der Stander des Segelclub Eckernförde. Es ist ein liebevoller Verweis auf das Wappentier der Stadt und längst zum Erkennungszeichen des Vereins geworden. Kein Wunder also, dass sich auch im sportlichen Jahreskalender des Clubs das flinke Tier wiederfindet: Ob Eckernförder Eichhörnchen, Eck-Days oder Squirrel-Cup – der SCE verbindet Tradition mit jugendlicher Leichtigkeit und lädt Segelbegeisterte aller Altersgruppen zu sportlichen Höhepunkten auf dem Wasser ein. Der DSV gratuliert herzlich zu diesem besonderen Jubiläum.
Wie alles begann… Konkurrenz für den Kaiserlichen Yacht-Club in Kiel
Am 19. April 1900 gründeten sieben „Bürger“, wie es in der Vereinschronik heißt, den Segelklub Eckernförde – damals noch mit „k“ geschrieben. Ziel war es, Regatten auszurichten und ein lohnendes Ziel in der Ostsee zu etablieren, zu dem Kaiser Wilhelm II. und seine Konkurrenten von Kiel aus segeln konnten. 1893 wurde erstmalig eine Regatta nach Eckernförde ausgetragen, die kleine Ostseestadt stand durch die Teilnahme vieler ausländischer Yachten und das Erscheinen des Kaisers auf einmal im Rampenlicht.
Der Regattasport war um die Jahrhundertwende und in den folgenden zwei Jahrzehnten en vogue und des Kaisers liebstes (und teuerstes) Hobby. Gesegelt wurde auf großen Schonern, zur Crew gehörten neben Marinesoldaten vor allem Seeleute. Was für ihn die Stadt Kiel war, wurde für seinen Bruder, Heinrich von Preußen, das Segelrevier vor Eckernförde. Auf Gut Hemmelmark ansässig, kannte er die lokalen Fischer gut – viele von ihnen galten als herausragende Segler und lieferten sich zum Vergnügen regelmäßig kleine Wettfahrten. Prinz Heinrich rekrutierte sie kurzerhand als Crew für seine Regattayachten – und engagierte sich als Kommodore im Club.
Bereits ein Jahr nach seiner Gründung richtete der junge Verein die erste offen ausgeschriebene Regatta für Renn- und Kreuzeryachten aus. 1902 wurde der SCE als 13. Mitgliedsverein in den Deutschen Segler-Verband aufgenommen.
Segeln unter britischer Besatzung und Schokolade als Regattapreis
Der Regattasport spielte bis zum zweiten Weltkrieg eine zentrale Rolle im Vereinsleben, wobei sich parallel auch eine fröhliche Freizeitsegelgemeinschaft etablierte. Frauen durften seit 1920 Mitglied werden, kurz darauf wurde die Jugendabteilung gegründet.
Wie viele Sportvereine in Deutschland wurde der Verein während der NS-Zeit gleichgeschaltet, die Segelaktivitäten kamen zum Erliegen. Nach dem Zweiten Weltkrieg untersagte die britische Militärverwaltung zunächst alle Clubaktivitäten und beschlagnahmte die verbliebenen Yachten, hauptsächlich 30qm-Seefahrtskreuzer. 1947 wurde in Eckernförde der Britisch Eckernförde Yacht Club (BEYC) gegründet.
Zu den Mitgliedern des SCE entwickelte sich ein freundschaftliches Verhältnis, so dass bereits in der Saison 1947 einige SCEer als Besatzungsmitglieder die britischen Crews auf den beschlagnahmten Yachten verstärkten. Bald wurden von der britischen Militärregierung erste Regatten organisiert – auch für die Eckernförder Jugend. Als Preis winkte damals eine Kostbarkeit sondergleichen: Schokolade.
Im Jahr 1949 erhielten die Vereinsmitglieder nahezu alle Yachten zurück und konnten mit dem Wiederaufbau des SCE beginnen. Damaliger erster Vorsitzender war Heinz Loewer, der später Syndikus im wiedergegründeten Deutschen Segler-Verband wurde.
Hafen, Clubgelände und Vereinshaus entstehen
Eine tragende Säule des Vereins war damals wie heute die Jugendabteilung, wobei die Jugendlichen sich in den Nachkriegsjahren weitestgehend selbst organisierten. Auf Jugendwanderkuttern bereisten sie die Ostsee, von den älteren Vereinsmitgliedern wurden sie für den sogenannten Brückendienst eingeteilt – das bedeutete: Sie ruderten die Bootseigner zu ihren an Bojen liegenden Yachten.#
1963 kaufte der Verein das heutige Gelände unmittelbar neben dem großen Marinegelände mit dem Sperrgebiet Eckernförde-Nord. Bereits im Folgejahr entstanden die ersten Pläne für einen eigenen Yachthafen mit festen Stegen. 1971 wurde der Hafen mit Platz für 146 Yachten fertiggestellt. Sieben Jahre später wurde auch das neue Clubhaus eingeweiht – bis heute das seglerische Zuhause der rund 700 Mitglieder.
In den folgenden Jahrzehnten investierte der Verein kontinuierlich in die Infrastruktur: Winterlagerhallen mit Platz für 400 Boote, eine moderne Bootswaschanlage und Servicestationen für Yachteigner wurden errichtet. Gleichzeitig nahmen die Mitglieder des SCE erfolgreich an zahlreichen Regatten und Meisterschaften teil.
Feste Rituale und ein Kalender voller Festivitäten
Bis heute beginnt die Segelsaison im Segelclub Eckernförde mit einer gemeinsamen, feierlichen Eröffnung unter dem Flaggenmast. Teil dieser Einstimmung ist auch der beliebte Clubflohmarkt: Was für die einen Keller, Schränke und Segelschapps leert, ist für andere die perfekte Gelegenheit, kurz vor dem Start in die Saison noch das passende Ersatzteil oder Ausrüstungsstück zu entdecken.
Dass im SCE nicht nur auf dem Wasser, sondern auch an Land gefeiert wird, zeigt sich besonders beim legendären Seglerball, der jedes Jahr unter einem neuen Motto steht. Ob „Kubanische Nacht“, „Blue Lagoon“, „Die 70er“, „Tanz auf der Titanic“ oder „Haifischbar“ – aufwändig gestaltete Requisiten und kreative Kostüme zeichnen den Abend aus, der von einem feiererprobten Team von Ehrenamtlern organisiert wird.
Dazu pflegt der Verein eine enge Verbindung zu den jungen Musikerinnen und Musikern des Schleswig-Holstein Musik-Festivals, deren Konzert auf dem Clubgelände seit Jahren zu einem der kulturellen Highlights der Sommersaison gehört. Im Vorfeld zu dem Konzert laden die Seglerinnen und Segler des SCE die Musizierenden immer zu einem kurzen Törn auf der Förde ein.
Ausrichter großer Regatten und Ziel der Aalregatta
Der SCE hat vor allem eins, worum ihn so mancher Verein beneidet: Platz. Das großzügige Gelände ist rund 10.000 Quadratmeter groß, davon sind rund 5.000 Quadratmeter Wasserfläche. „Die gesamte Fläche gehört dem SCE, wir haben nichts davon gepachtet“, betont Werner Trapp, erster Vorsitzender des Traditionsvereins. „Dafür hat die Segelvereinigung Altona-Oevelgönne rund 100 Meter von uns das frühere Clubhaus und die Steganlange gepachtet. Mit den Hamburgern leben wir seit Jahrzehnten in einer guten Nachbarschaft.“
Das große Gelände ist ideal für zahlreiche Regatten und Meisterschaften, die Seglerinnen und Segler aus dem ganzen Bundesgebiet anziehen. Das „Eckernförder Eichhörnchen“ ist inzwischen die zweitgrößte Regattaveranstaltung der Ostsee, neben vielen Optimisten sind auch Europes, 420er und 29er am Start.
Seit zwei Jahren macht die Flotte der Aalregatta zu Beginn der Kieler Woche wieder in Eckernförde im Hafen des SCE fest. Die Party, die der Verein für die ankommenden Seeseglerinnen und -segler auf die Beine stellt, hat schon jetzt Kultcharakter. Alles ist so, wie es sich die Dickschiff-Crews wünschen: Für jeden gibt es einen Platz an den Stegen, für eine Nacht kann man auch im Päckchen liegen, an zahlreichen Buden gibt es zu essen und zu trinken und die Band ist so gut, dass wirklich alle das Gefühl haben, dringend tanzen zu müssen.
Investitionen in die Zukunft
In den vergangenen 25 Jahren investierte der Verein in die notwendige Digitalisierung: „Unser Hafen wird nun mit einer Smart-Marina-App am Bedarf entwickelt und von unserem Kassenwart komplett elektronisch verwaltet. Mit diesem Serviceangebot sind wir der einzige Verein in Deutschland“, sagt Werner Trapp nicht ohne Stolz. „Auch die gesamte Vereinsverwaltung erfolgt elektronisch.“
Zu der Digitalisierung kam in den vergangenen Jahren die Sanierung des Vereinsgeländes. Versorgungspier und Clubhaus wurden mit großer Unterstützung der Clubmitglieder renoviert, das Clubhaus erhielt einen neuen Wintergarten und einen separaten Clubraum.
Besonders viel Arbeit steckt im Neubau der Steganlage im Winter 2023/24, bei dem die Brücken B und C abgerissen und durch Schwimmstege ersetzt wurden. Das nächste Projekt steht schon bevor: Die Absicherung der Uferpromenade durch eine Spundwand im kommenden Winter 2025/26.
Jetzt, wo das alles geschafft ist, blicken die Mitglieder mit Stolz auf das, was sie gemeinsam erreicht haben und was in der Planungsphase nicht immer leicht und komplikationsfrei verlief. So große Bauvolumina müssen nicht nur finanziell gestemmt werden, alle Mitglieder müssen den eingeschlagenen Weg auch mitgehen und Vertrauen in die Arbeit des ehrenamtlichen Vorstands haben.
Die gesellschaftlichen Veränderungen, die geringere Bereitschaft zum Ehrenamt und zum Engagement in einem Verein hin zu einer Full-Service-Mentalität stellten auch den SCE in den vergangenen Jahren vor große Herausforderungen. Club oder Marina – diese Richtungsentscheidung galt es für die Mitglieder zu treffen. Die Entscheidung fiel pro Club, pro Gemeinschaft, Kommunikation, Miteinander und Verbundenheit.
Wünsche für die Zukunft
Der Kurs für die Zukunft ist klar: Mit einer starken Gemeinschaft und klar definierten Zielen will der SCE auch künftig eine entscheidende Rolle im deutschen Segelsport spielen. Als Treffpunkt für alle, die sich für Segelsport begeistern und die Gemeinschaft lieben. „Bei uns sind alle willkommen. Einsteiger, Junioren, Familien, ältere Sportlerinnen und Sportler und Seglerinnen und Segler mit Handicaps“, betont Werner Trapp. „Dazu verstehen wir uns als Talentschmiede für den Nachwuchs und werden unsere Position als Veranstalter für Regatten auf der Ostsee weiter ausbauen.“
Mit Blick nach vorne sagt Werner Trapp: „Wir sind ein moderner Verein, der mit der Zeit geht. Dazu gehören auch die notwendigen fortlaufenden Investitionen in den Umweltschutz, Klimaneutralität und Nachhaltigkeit. Zudem eine große Transparenz und ein Rotationsprinzip bei den Ehrenämtern.“
Eine aktive Jugendabteilung bildet den stabilen Nachwuchs für den Traditionsverein. Neben Anfänger- und Fortgeschrittenen-Trainings im Optimisten und 420er gibt es in den Ferien regelmäßige Trainingslager und Kooperationen mit verschiedenen Schulen.
Das ist der SC Eckernförde
Der SCE liegt an der Nordseite der Eckernförder Bucht im Eckernförder Stadtteil Borby und verfügt dort über einen Hafen mit 320 Liegeplätzen, dazu kommen ein großes Außengelände, fünf große Bootshallen, Portal- und Mastkran sowie Slipanlage. Das öffentliche Restaurant „Hafenwirtschaft“ bietet seinen Gästen durch die großen Panoramafenster einen guten Blick auf den Hafen und die einlaufenden Yachten. Der Verein hat 700 Mitglieder, in der Kinder- und Jugendgruppe sind circa 130 Seglerinnen und Segler aktiv. Für Liegeplatzanfragen ist der Hafenmeister Ansprechpartner (04351-879187), für alle anderen Anliegen die Mitarbeiterinnen im Vereinsbüro (04351-81143).
Segelclub Eckernförde e.V., Am Ort 2, 24340 Eckernförde; www.segelclub-eckernfoerde.de