Die Seglervereinigung Malente-Gremsmühlen ist eine Gemeinschaft ohne viel Schnickschnack – die gemeinsame Liebe zum Segelsport trägt den Verein mit Regatta- und Freizeitsegelnden seit einem Jahrhundert. Der DSV gratuliert zu diesem besonderen Jubiläum und wünscht für die Zukunft alles Gute.
Sportliches Segeln und den Nachwuchs fördern – wie bei der Seglervereinigung Malente-Gremsmühlen alles begann
Der Kellersee in der Holsteinischen Schweiz war schon immer ein beliebtes Segelrevier: 50 Hektar groß bot er für viele Bedürfnisse das passende Umfeld, ganz ohne Vereinsgemeinschaft Ein Rundschreiben einiger Aktiver motivierte die Segelnden, sich doch zusammenzuschließen. 1925 war es soweit, 50 Wassersportbegeisterte gründeten den „Segler Club Kellersee“, aus dem später die „Seglervereinigung Malente-Gremsmühlen“ (SVMG) wurde. Das Ziel war klar formuliert: miteinander sportlich segeln und den Nachwuchs fördern. Bereits 1926 gab es die erste offizielle Regatta, die Holsteinische Bundeswoche, mit fünf Wettfahrten in neun Klassen und 26 Startern. Schon bei der zweiten Regatta 1927 präsentierte sich das Wetter an dem Binnensee mit seiner umliegenden hügeligen Moränenlandschaft herausfordernd: Beim Durchzug einer kurzen Gewitterfront kenterten alle 26 Segler und mussten gerettet werden. Das tat dem Ruf des Malenter Vereins als ausgezeichnetem Regattaveranstalter allerdings keinen Abbruch. Parallel entwickelte sich schnell eine segelbegeisterte Jugendgruppe. Für den Kauf eines vereinseigenen Jugendbootes wurden bereits früh 300 bis 400 Reichsmark im Budget vorgesehen.
Wie in den meisten deutschen Segelvereinen, kam auch in Malente das Vereinsleben während des Zweiten Weltkrieges zum Erliegen. Viele Mitglieder wurden eingezogen und kehrten nicht zurück. Boote und Material wurden zerstört. Nach Kriegsende beanspruchten die Engländer den noch vorhandenen Restbestand für sich: drei 15er, eine 10er sowie eine 20er Rennjolle.
Doch bereits 1949 gab es die erste Nachkriegsregatta – in zwei schlichten Klassen: große und kleine Boote. Hauptsache wieder sportlich segeln, hieß die Devise.
Von der Moorwiese zu einem repräsentativen Vereinsgelände an einem meisterschaftswürdigen Revier – bei der SVMG ist alles möglich
Die mühevollen Aufbauarbeiten im Verein schritten langsam voran. 1961 überschrieb die Gemeinde Malente dem Verein das heutige Gelände am Kellersee für 50 Jahre mit einem jährlichen Erbbauzins. „Die Freude darüber wurde vorübergehend gedämpft“, sagt der heutige erste Vorsitzende Henning Dieckmann: Das ideal gelegene Grundstück entpuppte sich als schwammige Moorwiese. „Prominente Erstbesucher sollen noch heute einem verlorenen Schuh nachtraueren“ – so ist es in der Chronik zu lesen.
Doch die Malenter Seglerinnen und Segler taten das, wofür sie auch heute noch stehen: in die Verantwortung gehen („Wir sind eben kein Dienstleistungsbetrieb“), Ärmel hochkrempeln, anpacken und einfach tun, was notwendig ist. Ein tragfähiger Baugrund entstand, und einige Jahre später nahmen die Vereinsmitglieder die erste Bootshalle in Betrieb. „Immer, wenn ein wenig Geld da war, haben wir investiert“, sagt Henning Dieckmann. Anfang der Siebzigerjahre begann die Zeit der vielen Regatten auf dem Kellersee, darunter neben anderen das zehnte Opti-Weltreffen der mit 161 Meldungen aus 14 Nationen. Bis heute hat die SVMG 22 Deutsche Meisterschaften ausgerichtet.
Freizeit- und Regattasegeln, Kinder- und Jugendarbeit als Herzensprojekt und alle bringen sich ein – die Seglervereinigung Malente-Gremsmühlen heute
Heute fühlen sich regattaorientierte Segelnde und Freizeitseglerinnen und -segler gleichermaßen wohl am Kellersee. „Es gibt genug Gemeinsamkeiten“, beschreibt Dieckmann das Miteinander im Verein. Denn im Grunde gehe es allen um das Gleiche: in der Natur sein, Wind, Wasser und das Clubleben genießen. Dazu gehört unter anderem der regelmäßige, aber lockere Mittwochstreff, im Sommer und im Winter, das Getränk, die Grillwurst oder der Salat im Clubhaus, die gemeinsame Arbeit an Booten, Stegen oder auf dem Vereinsgrundstück. Und das alles bitte ohne viel Schnickschnack und Dresscode.
Das gilt auch für die Kinder- und Jugendarbeit der SVMG. 35 Youngster lernen zurzeit im Malenter Verein das Segeln. Einsteigerinnen und Einsteiger sind jederzeit willkommen und Geld spielt dabei keine Rolle – „jedes Kind soll Segeln können, unabhängig vom finanziellen Hintergrund“. Kinder- und Jugendarbeit – bei der Seglervereinigung Malente-Gremsmühlen eine Herzensangelegenheit und zugleich ein soziales Projekt. „Die Kinder segeln für 48 Euro im Jahr bei uns“, sagt Henning Dieckmann. Der Mehrbedarf wird durch den Beitrag der erwachsenen Mitglieder abgedeckt.
Inzwischen gibt es am Kellersee einen geschäftsführenden Vorstand und kleine Teams, „die sich temporär um die vielen kleinen und großen Unternehmungen kümmern“, beschreibt Henning Dieckmann die Vereinsstrukturen. Ob kreative Idee, handwerkliches Können oder finanzielle Unterstützung – alle bringen sich ein mit dem, was sie können. „Nur so funktioniert Verein wirklich gut.“
Spannendes Revier und ein Miteinander wie zu Hause – darum ist die Seglervereinigung Malente-Gremsmühlen ein attraktiver Verein.
Wälder mit hohen Bäumen säumen das Ufer des Kellersees. „Du musst also immer mit Winddrehern oder Windlöchern rechnen – das sind herausfordernde und spannende Bedingungen zugleich“, sagt der 1. Vorsitzende und schwärmt gleich weiter: „Dafür haben wir den See quasi für uns allein.“
Doch auch das Miteinander im Verein ist Teil der Liebeserklärung an die SVMG: “Wir sind wie eine Familie. Und auch als Neuling gehörst du ganz schnell dazu.“
Gemeinsam das Clubhaus modernisieren – das große SVMG-Projekt für die Zukunft
„Wir haben schon so vieles gemeinsam gestemmt“, sagt der 1. Vorsitzende. Gerade hat der Verein, passend zum Jubiläum, das Gelände am See komplett bezahlt. „Da können wir doch das nächste Projekt anpacken – die überfällige Modernisierung unseres Clubhauses.“ Ein Gutachten liegt vor, und demnächst soll es losgehen.
Das ist die Seglervereinigung Malente-Gremsmühlen
Der Verein liegt am 50 Hektar großen Kellersee in der Holsteinischen Schweiz direkt am Ufer und verfügt dort über 30 Liegeplätze an einer Steganlage. Gäste sind willkommen. Zur SVMG gehören 170 Mitglieder, davon sind 35 Kinder und Jugendliche, die in 18 vereinseigenen Optis, sechs Teenys und drei 420ern das Segeln lernen. Es gibt ein Clubhaus mit Bewirtschaftung in Eigenregie. Adresse: Klaus-Groth-Weg, 23714 Malente; Tel. 04523 2802; [email protected]; www.svmg.de