100 Jahre Seglerverein Norderney – groß, modern und persönlich

Der Sportboothafen auf Norderney mit einigen Booten, im Hintergrund das Vereinshaus mit Sonnenkollektoren auf dem Dach.
Der Sportboothafen des Seglervereins Norderney. Im Hintergrund das Vereinsgebäude mit Sonnenkollektoren. © Seglerverein Norderney

Von einigen Festmacherbojen zu einem Sportboothafen mit schwimmender Steganlage und 240 Liegeplätzen – der Seglerverein Norderney ist ein großer, moderner Verein, bei dem im Zentrum trotzdem Gemeinschaft und Miteinander stehen. Der DSV gratuliert zum 100jährigen Jubiläum und wünscht für die Zukunft alles Gute.

Schnellstart von 15 auf 174 Mitglieder im ersten Jahr – wie beim Seglerverein Norderney alles begann…

Einen „Verein zur Hebung und Förderung des Segel- und Wassersports“ auf Norderney zu gründen, diesen Wunsch gab es auf der Nordseeinsel schon lange. Am 7. März 1925 war es soweit: Im früheren Hotel „Stadt Hamburg“ gründeten einige Herren den Seglerverein Norderney e.V., kurz SVN. Zum Start wies die Mitgliederkartei 15 Segelnde und acht Boote aus, ein Jahr später waren es bereits 174 Mitglieder und 20 Boote. An der ersten offenen Regatta, die später zur Traditionswettfahrt See-Regatta vor Norderney wurde, nahmen allein 43 Boote teil, unter anderem aus Oldenburg, Wilhelmshaven und Emden. Die Gründung des SVN stieß also nicht nur auf der Insel auf begeisterten Zuspruch.

Wer keinen Spaß an Wettfahrten hatte, segelte bei Wander- und Wochenendfahrten unter dem SVN-Stander zu den Nachbarn nach Westeraccumersiel, Bensersiel, Spiekeroog, Langeoog, Baltrum, Juist, Memmert, Borkum, Norddeich, Norden, Greetsiel, Emden, Leer oder Delfzijl in den Niederlanden.  

Das Schwarz-Weiß-Foto zeigt vier Männer im Cockpit eines Segelboots, die Segel sind hochgezogen. Es ist altes Foto aus den Jahren um 1930
Die „Leonie“ aus dem Seglerverein Norderney startet um 1930 bei einer Regatta. © Seglerverein Norderney

Bereits 1930 gab es im SVN auch eine Jugendgruppe. „Margot“, „Anna“, „Ahoi“, „Antje“, „Sonja“, „Hertha“, „Nei ut“, „Hasko“, „Sturmvogel“ und „Hol di ran“ hießen die ersten zehn „Schwalben“, die die Jugendlichen selbst gebaut hatten. Und die alle in den Kriegsjahren verloren gingen. Der Zweite Weltkrieg beendete abrupt die weitere Entwicklung des Seglervereins Norderney.

„Nach 1948 wurden nahezu alle Aufbauarbeiten in Eigenleistung der SVN-Seglerinnen und Segler erbracht“, sagt der heutige erste Vorsitzende Lutz Brandt. Nach zehnjähriger Pause gab es 1949 bei schwerem Wetter schnell wieder die erste große Regatta vor Norderney. 

… und wie es weiterging: nicht aufgeben, bis das Ziel erreicht ist

„Hier word ne bidreiht, hier word ne refft, bit wi dat Ziel to faten hefft!“ Mit diesem Motto setzte der SVN seinen Kurs in den Nachkriegsjahren fort. Der Aufbau des Vereins und Ausbau des Inselhafens und seiner Land- und Liegeeinrichtungen ging stetig voran, auch wenn starke Sturmfluten die Entwicklung immer wieder unterbrachen. „Der Inselhafen wurde auch für Gastyachten immer interessanter“, sagt Lutz Brandt. 1974 machten allein 1.400 Boote aus allen Revieren der Welt vorübergehend im Hafen fest und bescherten der Insel viele Gäste. Schritt für Schritt nahm der SVN weitere Liegeplätze und Stege in Betrieb. Der Versuch einer Investorengruppe vom Festland, das Ruder auf Norderney zu übernehmen, „wurde durch eine geschickte Verhandlungstaktik unseres Vereins und der Kommunalpolitik abgewehrt“.

In der Saison 1985 zählten die Verantwortlichen im Inselhafen bereits mehr als 4.000 „Bootsbewegungen“. Die Gründung der Sportboothafen GmbH „Sportboothafen Seglerverein Norderney e.V.“ wenige Jahre später bedeutete auch die Grundsteinlegung für das Wassersportzentrum auf der Nordseeinsel in seiner heutigen Form.  „Diese GmbH sorgte ganz entscheidend dafür, dass wir ein gemeinnütziger Verein mit viel zwischenmenschlicher Gemeinschaft bleiben konnten“, sagt der erste Vorsitzende weiter.

Passend zum 75jährigen Vereinsjubiläum weihte der SVN im Jahr 2000 das neue Vereins-Gebäude am Sportboothafen ein – ein finanzielles und planerisches Gemeinschaftsprojekt der Wirtschaftsbetriebe der Stadt Norderney und des Seglervereins Norderney. Damit war auch ein für alle Mal klar: „Wir auf Norderney verwalten uns gemeinsam selbst.“

Doch der Verein erweiterte nicht nur die Steganlage in den vergangenen Jahrzehnten beständig, sondern auch das Angebot für seine Mitglieder:  Windsurfen, Strandsegeln, Segeln auf Jollen und Yachten, Kinder- und Jugendsegeln und Motorbootfahren gehören bis heute dazu.

Einer der Stege im Sportboothafen auf Norderney ist voll belegt mit Segelbooten.
Die Stege des Seglervereins Norderney sind in der Saison regelmäßig voll belegt. © Seglerverein Norderney

Fahrten- und Regattasegeln, Kinder- und Jugendarbeit und vor allem viel Gemeinschaft – der Seglerverein Norderney heute

„Ja, wir sind ein Verein mit vielen Mitgliedern und einem großen Sportboothafen“, sagt Lutz Brandt. 450 Mitglieder, 80 Liegeplätze und 160 Gastliegeplätze im hinteren, ruhigen Teil des Inselhafens. „Trotzdem sind wir kein Vermietbetrieb für Liegeplätze“. Gemeinschaft wird groß geschrieben am Hansendamm auf der ostfriesischen Insel: gemeinsames An- und Absegeln, Wochenendtörns auf die benachbarten Inseln von Borkum bis Wangerooge oder in die Sielhäfen („da kommen schon mal 30 Boote zusammen“), aber auch der Start bei und die Organisation von Regatten – Internationale Deutsche Meisterschaften und die traditionelle Seeregatta vor Norderney inklusive – gehören beim SVN für alle dazu.

Wer einen festen Liegeplatz an einem der Stege haben möchte, kann ihn sich auf Norderney unter anderem mit Arbeitsstunden erarbeiten: räumen, fegen, malen, pinseln, mal in Eigenregie, mal unter Anleitung – „das kann jeder“. Damit wollen sie im Verein insbesondere jungen Leuten mit weniger Geld die Chance auf einen Platz am SVN-Steg bieten.

Stichwort junge Leute: Seit 95 Jahren gibt es im SVN eine Jugendabteilung, und sie ist aktiver denn je. „Sport – Leidenschaft – Abenteuer – Spaß – Teamwork – Herausforderung – das alles kann Segeln sein“ – so ist es auf der eigenen Website der Vereinsjugend zu lesen. Theorie im Winter, Praxis im Sommer sowie die enge Kooperation mit einer Segelschule und den Jugendgruppen auf den Nachbarinseln „garantieren eine fundierte Ausbildung, die auch Spaß macht“, so der erste Vorsitzende. Regelmäßige und gemeinsame Trainingswochenenden wie 2024 auf Spiekeroog mit rund 120 Jugendlichen gehören ebenso dazu wie das Kentertraining im Bade:haus, der Schwimmhalle auf Norderney.

Kinder segeln auf kleinen Booten im Hafen von Spiekeroog
Regelmäßig treffen sich Kinder und Jugendliche von den Nordseeinseln zu einem Trainingswochenende – hier 2024 auf Spiekeroog. Auch die SVN-Jugendgruppe war dabei. © Seglerverein Norderney

Wünsche für die Zukunft: mehr Umweltprojekte und erfolgreiche Pachtverhandlungen

„Für uns wird Umweltschutz immer wichtiger“, erklärt Lutz Brandt. Seit 2022 gibt es deshalb im Hafen einen modernen Bootswaschplatz mit Filteranlage. Über das Dach des Vereinshauses und der Bootshalle Juist liefern eine Solar- und eine Photovoltaik-Anlage Strom für die Stege, die Waschanlage sowie die Sanitäreinrichtungen. „In den kommenden Jahren wollen wir unter anderem einen weiteren Teil der Steganlagen von Alu zu Beton umrüsten – damit entfallen dann auch giftige Schutzanstriche.“

Und noch ein zweiter Wunsch liegt dem SVN-Vorstand auf der Seele. Da Teile des SVN-Geländes gepachtet sind, stehen wichtige Gespräche und Verhandlungen mit den Verpächtern an. „Da wünschen wir uns auch Unterstützung durch die Sportverbände auf allen Ebenen.“

Das ist der Seglerverein Norderney

Der SVN liegt auf der ostfriesischen Insel Norderney, verfügt dort über einen Sportboothafen mit 80 Liegeplätzen und 160 Gastliegeplätzen, vier Bootshallen, eine Werkstatt, ein öffentliches Restaurant („Bootshaus by Fischgenießerei“) und die urige Bierstube „Aalkuhle“. Heimatrevier ist das Wattenmeer mit seinen Herausforderungen. Der Verein hat 450 Mitglieder, dazu gehört unter anderem eine aktive Kinder- und Jugendgruppe. Für Liegeplatzanfragen stehen zwei hauptamtliche Hafenmeister ([email protected]) bereit, für alle Dinge ist das Vereinsbüro regelmäßig besetzt (Tel. 04932 934852). Adresse: Am Hansendamm 1, 26548 Norderney; www.norderney-sportboothafen.de