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125 Jahre Segelclub Rheingau: Wir sind segeln  

Viele verschiedene Yachten unter Segeln auf dem Rhein
Der Segel-Club Rheingau veranstaltet zahlreiche Regatten auf dem Rhein. © Segelclub Rheingau

Seit 125 Jahren gibt es den Segelclub Rheingau am Rheinkilometer 508. Er ist einer der ältesten Segelvereine in Hessen und Deutschland und immer in Bewegung. Der DSV gratuliert ganz herzlich zu diesem besonderen Jubiläum und wünscht alles Gute für die Zukunft.

Gründung im „Schwan“, Beifall vom Kaiser und Segeln auf der „Hexe“: Wie beim Segelclub Rheingau alles begann …

Ursprünglich waren auf dem Rhein ausschließlich Frachtschiffer unterwegs. Doch gerade im Rheinabschnitt zwischen Wiesbaden/Mainz und Bingen/Rüdesheim, wo der Fluss besonders breit und strömungsarm ist, starteten erste Enthusiasten um 1883 die Rheinsegelei. Am 11. Oktober 1900 gründeten schließlich einige Segler in der noch heute bekannten Gaststätte „Zum Schwan“ den „Segelclub Rheingau“ (SCR), errichteten schnell ein Clubhaus und veranstalteten ab sofort regelmäßig Regatten vor den Weinbergen des Rheingaus – meist in enger Zusammenarbeit mit dem „Mittelrheinischen Seglerverband“ und unter Beifall von Kaiser Wilhelm II.

Um möglichst vielen Vereinsmitgliedern die Teilnahme am Segeln zu ermöglichen, kaufte der Club 1913 in Hamburg als erstes vereinseigenes Boot die nationale Jolle „Hexe“. Sie konnte gegen eine Gebühr genutzt werden. Damit war eine Tradition geboren, die bis heute zum Segelclub Rheingau gehört. Der 1. Weltkrieg brachte den Segelsport auf dem Rhein und im SCR zum Erliegen, allerdings nur vorübergehend: Schon 1921 starteten bei der Herbstregatta vor Niederwalluf erneut 33 Boote – Rekord!

Auf dem historischen Schwarzweiß-Foto aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts segeln fünf Boote auf dem Rhein
Die ersten Segler auf dem Rhein vor Walluf waren um 1883 unterwegs. Anfang des 20. Jahrhundert nahm die Rheinsegelei nach der Gründung des SC Rheingau Fahrt auf. © Segelclub Rheingau

… und wie es weiterging

In den folgenden Jahren verschmolzen der Verband und Segelclub Rheingau zunehmend, der Sportbetrieb geriet mehr und mehr in politisches Fahrwasser. Viele Boote mussten an NS-Organisationen verkauft werden. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs verhängte die Militärregierung 1945 wie überall in Deutschland auch am Rhein ein generelles Vereinsverbot.

Doch die Wiedergründung des Traditionsvereins in Walluf ließ nicht lange auf sich warten, bereits zwei Jahre später fand die erste Regatta statt. Der Segelclub Rheingau war übrigens der einzige deutsche Segelverein, der ein „Jahrbuch 1947“ herausgegeben hat.

In den folgenden Jahrzehnten wurden die seglerische Infrastruktur, das Clubgelände und Clubhaus immer wieder erweitert, modernisiert und energetisch saniert. So gibt es inzwischen einen clubeigenen leistungsstarken Kran, eine Steganlage mit 55 Liegeplätzen an Schwimmstegen, Clubhaus und Gelände sind behindertengerecht.

 „Die Liste der To-dos und Aktivitäten bei uns ist lang“, sagt Alexander Cross, 1. Vorsitzender des Segelclubs Rheingau. „Im Mittelpunkt steht immer unsere Passion: Das Segeln auf dem Wasser und die Auseinandersetzung mit der Natur.“

Wir sind Segeln, mit allem was dazu gehört – der SCR heute

„Bei uns im Verein gibt es verschiedene Facetten des Segelns, und gleichzeitig eint uns die gemeinsame Leidenschaft für diesen Sport.“ sagt Ulrich Rosskopf, 2. Vorsitzender der Segelgemeinschaft am Rhein.

Da gibt es zum einen das regattaambitionierte und sportliche Segeln. „Der Wettbewerb ist unser Antrieb“, sagt Alexander Cross. „Der Spaß an der schnellen Fahrt, die Auseinandersetzung mit anderen, dem Wind und den Wellen.“ Passend dazu stelltt der SCR im Jahr seines 125. Geburtstags erstmals ein Team in der 2. Segel-Bundesliga und will sich dort langfristig etablieren oder sogar aufsteigen. Doch die SCR-Seglerinnen und Segler starten nicht nur erfolgreich bei nationalen und internationalen Regatten – die Gemeinschaft aus dem Rheingau organisiert auch regelmäßig Wettfahrten wie die bekannte Herbstregatta oder die anspruchsvolle Singlehand-Regatta.

Ein Segelboot unter vollen Segeln auf dem Rhein - die Crew des SC Rheingau an Bord trainiert für die Bundesliga
Das Bundesligateam des SC Rheingau beim Training mit der J/70 auf dem Rhein © Segelclub Rheingau

Doch damit nicht genug: Der SCR und seine Segelgemeinschaft richtet in seinem Jubiläumsjahr auch zum dritten Mal nach 2005 und 2015 mit der spektakulären „Rheinwoche“ die größte und älteste Flussregatta Europas aus – parallel zur großen Geburtstagsfeier am Pfingstwochenende.  

Wer es sportlich nicht ganz so herausfordernd mag, kommt bei der jährlichen Fun-Regatta, einer Wettfahrt von Wiesbaden nach Rüdesheim, auf seine Kosten: Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, es gibt ein 30-minütiges Startfenster und abgerechnet wird nach Yardstick. „Da starten dann schon mal 40 Schiffe. Und am Ende gibt es Essen, Trinken und Tanz im befreundeten Rüdesheimer Yacht Club“, berichtet Uli Rosskopf.

Überhaupt experimentieren sie in Walluf gerne mit verschiedenen Formaten, unter anderem gibt es regelmäßig Flotillentörns in die Umgebung oder die Idee, bei Regatten von Lauf zu Lauf einfach mal die Vorschoter zu tauschen.

Egal, ob regatta- oder freizeitorientiert, erfahrener Wassersport-Fan oder Neuling – in Walluf sind alle Seglerinnen und Segler willkommen. „Wir wollen in Bewegung bleiben, haben bewusst unsere Einstiegshürden gesenkt und das Angebot erweitert“, beschreibt Alexander Cross die Vereinsphilosophie

Und wie sieht das Angebot aus? Kinder- und Jugendarbeit („Die findet meistens zwei Kilometer flussaufwärts im ruhigen Schiersteiner Hafen statt“), Segel-Ausbildung vom Jüngstenschein über den SBF-Binnen bis zum SKS, zahlreiche clubeigene Boote, die von den Mitgliedern gechartert werden können, zwei Tage im Monat Schnuppersegeln, sogar das Seesegeln gehört zum Portfolio. In Kiel liegt mit der 22-Meter-langen „Anita“ eine klassische 12mR-Yacht aus dem Jahr 1938 – betrieben von einer SCR-Tochtergesellschaft, aus Spenden finanziert und für die Ausbildung des Seesegelnachwuchses, für Jugendtörns und Regatten perfekt. Neuerdings ist die „Anita“ auch zum „Day-Sailing“ unterwegs und macht abends im Hafen fest.

Eine große klassische Yacht segelt unter deutscher Flagge bei leichtem Wind in den schwedischen Schären
Die 22-Meter-lange „Anita“ ist eine klassische 12mR-Yacht aus dem Jahr 1938 – der ganze Stolz des SC Rheingau liegt in Kiel und ist hier in den schwedischen Schären unterwegs. © Segelclub Rheingau

„Immer wieder gibt es neue Bedürfnisse bei den Mitgliedern, und darauf reagieren wir mit neuen Formaten und Angeboten“, betont Uli Rosskopf. Und das kommt gut an: Der Segelclub Rheingau ist heute mit rund 350 Mitgliedern einer der größten Segelvereine am Rhein. Tendenz steigend.

Bei Westwind kreuzen, zurück unter Spinnaker, vorbei an Weinbergen und Schlössern – warum der SCR ein attraktiver Verein ist

„Grundsätzlich ist der Rhein mit seiner Berufsschifffahrt und der starken Strömung ein herausforderndes und zugleich spannendes Binnenrevier“, sagt Alexander Cross. Doch vor der Haustür des SCR fließt der Fluss auf einem 30 Kilometer langen Stück in Ost-West-Richtung, staut sich vor dem „Binger Loch“, bringt zahlreiche Inseln hervor und ist bis zu 1.000 Meter breit. Den langsam strömenden „Inselrhein“ nennen die Segelnden diesen Abschnitt im Rheingau. Bei Westwinden heißt es dann talwärts kreuzen und zurück „gerne unter Spinnaker“, vorbei an den Weinhängen, Schlössern und Burgen. Im Club ist man stolz darauf, Teil dieser unvergleichlichen Region zu sein. Und wer gerade nicht aufs Wasser will, der kann bei Kaffee und Kuchen oder zum Sundowner auf der Clubterrasse sitzen, mit anderen klönen oder dem Bundesligateam beim Training zuschauen.

Viele Segelboote sind gemeinsam unterwegs vor der bergigen Weinlandschaft im Rheingau.
Flotillenfahrt des SC Rheingau auf dem Rhein vor der Kulisse der Weinberge. © Segelclub Rheingau

Das ist der Segelclub Rheingau

Der SCR ist einer der ältesten Segelvereine in Hessen und Deutschland. Er hat rund 350 Mitglieder, verfügt über eine moderne Steganlage mit 55 Liegeplätzen, 30 Stellplätzen an Land, einer Krananlage sowie einem barrierefreien Clubhaus mit öffentlicher Gastronomie in der Weinbaugemeinde Walluf. Der Mittwochabend im „Rheinsegler“ ist den Mitgliedern vorbehalten. Adresse: Werftstraße 15, 65392 Walluf; E-Mail: [email protected]; www.segelclub-rheingau.de