Der Segler-Verband Niedersachsen feiert seinen 75. Geburtstag und blickt gestärkt in die Zukunft: Die Zahl der Segelnden in den Vereinen steigt kontinuierlich, die Nachwuchsarbeit ist hervorragend, die sportlichen Erfolge stehen für sich und die Zusammenarbeit in Niedersachsen läuft. Der DSV gratuliert dem SVN und wünscht alles Gute für die kommenden Jahre.
Ausschuss, Fachverband und dann Segler-Verband Niedersachsen – ein Start in schwierigen Zeiten
Am 22. Januar 1950, also ziemlich genau vor 75 Jahren, war es soweit. Der Arbeitsausschuss Segeln im Sportbund Niedersachsen benannte sich zunächst um in Fachverband Segeln, um wenig später als Segler-Verband Niedersachsen mit 29 Vereinen durchzustarten. Im Fokus der Arbeit stand anfangs ein Ziel: mit vereinten Kräften dem Segelsport nach dem Krieg wieder auf die Beine helfen. In vielen Vereinen waren Clubanlagen und Bootsflotten zerstört oder von den Besatzungsmächten beschlagnahmt. Aufräumen, reparieren, aufbauen und das alles mit geringen finanziellen Mitteln – die ersten Jahre des SVN waren herausfordernd.
„Es ging aber nicht nur um die ‘Hardware‘, sondern auch darum, unseren Sport wieder mit Leben zu füllen“, sagt Dr. Thomas Gote, inzwischen seit acht Jahren Vorsitzender des SVN. Viele Vereine aktivierten ihre Jugendabteilungen, und insbesondere an der Küste lebte das Regattageschehen schnell auf. So fanden bereits 1951 die Nordseewoche, die Landesmeisterschaften der H-Jollen und die Jugendmeisterschaft der Piraten wieder statt. Jugendsegelwochen und zahlreiche Ausbildungscamps in Zeltlagern auf Langeoog, bei Leer oder Bensersiel förderten früh den Segelnachwuchs – ein Schwerpunkt, auf den der Segler-Verband Niedersachsen noch heute bewusst setzt.
Meere, Flüsse, Seen: vielfältige Herausforderungen und Chancen zugleich
Nicht nur flächenmäßig ist der niedersächsische Verband einer der größten im DSV. Aus 94 Vereinen und 9.000 Aktiven in den 1970er Jahren sind heute 200 Vereine und rund 27.000 Seglerinnen und Segler geworden, die in den verschiedensten Revieren unterwegs sind. „Unsere Vereine haben mit ganz unterschiedlichen Bedingungen zu tun“, sagt Thomas Gote. „Die Menschen an der Nordsee beschäftigen andere Dinge als die auf der Elbe, Weser, Ems und Leine, auf dem Steinhuder Meer, dem Zwischenahner Meer, dem Dümmer, den Kiesseen oder Talsperren.“ Und die Fahrtensegelgemeinschaft setzt sich mit anderen Themen auseinander als die Segelnden in den verschiedenen Bootsklassen, die Surferinnen, Surfer und die Kite-Fans.
Um allen Herausforderungen gerecht zu werden, ist der Segler-Verband Niedersachsen heute in die vier Regionalverbände Elbe-Weser, Leine-Weser, Südniedersachsen und Weser-Ems unterteilt. „So ist gewährleistet, dass wir im Verband stets auf dem Laufenden sind.“ Egal, ob es um Befahrensverordnungen für den Nationalpark Wattenmeer, die Verschlickung der Tide-Häfen, sinkende Wasserstände in den Seen, die Fahrtensegel-, die Jollensegelgemeinschaft, die Surferinnen, Surfer oder Kite-Fans geht – die Kommunikation und Zusammenarbeit im Landesverband funktioniert. Natürlich gibt es in Niedersachsen Meinungsverschiedenheiten, „doch eine konstruktive Auseinandersetzung bietet eben auch Chancen“, weiß der Verbandsvorsitzende.
Und am Ende zähle die Liebe zu Wind und Wasser. „Alle Ehrenamtlichen engagieren sich bei uns mit ganz viel Herz. Ob in den Vereinen, den Regionalverbänden oder der Verbandsspitze – diese Menschen besetzen keine Ämter, sie leben Segelsport“.
Hervorragende Jugendarbeit mit ungewöhnlichen Wegen
Die Niedersachsen gelten als stur, sagt Thomas Gote. Das macht es manchmal schwierig im Umgang miteinander, „anderseits aber sind wir hartnäckig, wenn wir ein Ziel verfolgen“. Dazu gehört in Niedersachsen neben der umfangreichen Aus- und Weiterbildung von Schiedsrichtern, Wettfahrtoffiziellen, Trainerinnen und Trainer ganz klar die Nachwuchsarbeit, die in den Vereinen und den drei Landesstützpunkten (Steinhuder Meer, Zwischenahner Meer, Dümmer) erfolgreich betrieben wird. Allein in dieser Saison kommen fünf Sportlerinnen und Sportler im Nachwuchskader 2 des DSV aus Niedersachsen.
Wie wichtig den Niedersachsen die Jüngsten- und Jugendförderung ist, zeigt die Tatsache, dass mit dem erfolgreichen Segler und Sportwissenschaftler Tim Kirchhoff ein festangestellter Landestrainer für alle Jüngstenklassen den Bereich führt. Ungewöhnlich und nachahmenswert ist auch ein anderer Weg des Segler-Verbands Niedersachsen: Immer mehr junge Leistungsseglerinnen und -segler aus dem Nachbarland Nordrhein-Westfalen pendelten einige Jahre zum Training nach Niedersachsen. 2021 entschieden die Landesverbände sich für eine Zusammenarbeit und Bündelung von Kompetenzen und Ressourcen ohne Egoismen und gründeten das „Sailing Team West“ – gemeinsame Saisonvorbereitung, gemeinsame Trainings und Trainingslager führen seitdem zu gemeinsamen Regattaerfolgen auf nationaler und internationaler Ebene.
Die Zukunft im Bundesland und darüber hinaus
Und wie sehen die Pläne des Segler-Verbands Niedersachsen für die Zukunft aus? Für den Vorsitzenden Gote ist klar: „Wir sind auf dem richtigen Weg: Die sportlichen Leistungen stimmen, die Kommunikation klappt, die Finanzen sind in Ordnung, die Digitalisierung und Vereinfachung von Abläufen ist auf dem Weg. Das alles wollen wir langfristig konsolidieren.“
Und auch ein anderes Ziel liegt ihm wie allen Segelrinnen und Seglern am Herzen: „Wir als Landesverband müssen in Kooperation mit dem DSV auf politischer Ebene weiter dafür sorgen, dass die richtige Balance aus Verboten und Geboten für unseren Segelsport gefunden wird.“