„Nicht weniger KA, aber mehr DSV“

Seit dem Frühjahr 2017 hat die Kreuzer-Abteilung des DSV einen neuen Kapitän, und das im wahrsten Sinne des Wortes: Oliver Kaus war mehr als fünf Jahre auf großer Fahrt, bevor er bei der KA das Ruder übernahm. Mit offenem Dialog und einer Verstärkung der Digital-Angebote will der passionierte Segler frischen Wind in die Abteilung bringen.

Seinen Kaffee trinkt Oliver Kaus aus einer seetauglichen Mug „mit Antirutschboden, damit sie bei Seegang nicht umfällt“. Mehr als 10.000 Seemeilen dürfte die Tasse auf dem Buckel haben, schätzt Kaus. Auch wenn der Schreibtisch seines neuen Büros in der zweiten Etage der Hamburger Gründgensstraße 18 eher selten Lage schieben dürfte ­– der neue Leiter der Kreuzer-Abteilung umgibt sich gerne mit maritimen Erinnerungsstücken.

Da ist zum Beispiel das gravierte Holz-Steuerrad, das ihm Kadetten eines Ausbildungsjahrgangs geschenkt haben – eine Erinnerung an die Offizierslaufbahn bei der Marine. 13 Jahre lang fuhr Oliver Kaus auf U-Booten und Fregatten auf Nord- und Ostsee, dem Mittelmeer und dem Atlantik, bis er sich entschloss, Nautik zu studieren und anschließend sein Kapitänspatent freizufahren. Ein anstrengender Rhythmus, wie Kaus rückblickend erzählt: „Sechs Wochen auf See, sechs Wochen zu Hause. Das war weit entfernt von jeglicher Work-Life-Balance. Vor allem die Wintermonate waren hart.“ Und auch die Familie war froh, dass Oliver Kaus in seinem neuen Job abends wieder zu Hause im Hamburg Umland sein konnte. An die Zeit auf See erinnert heute das gerahmte Kapitänspatent an der Büro-Wand.

Für Oliver Kaus ist die Arbeit für die KA weit mehr als hinzu gewonnene Lebensqualität. „Mit dem Segeln hat meine maritime Begeisterung begonnen“, erinnert sich der heute 41-Jährige an seine erste See-Erfahrung als Schüler auf dem IJsselmeer. Vom Plattbodenschiff war es nicht weit zu Segelyacht, und schon mit 17 Jahren segelte Kaus seinen ersten Chartertörn als Skipper. Am Marinestützpunkt Mürwik konnte später unter anderem ein 6,5-KR-Kreuzer für Touren genutzt werden – „eine echte Nautiquität“, schwärmt Kaus.

Schon 20 Jahre, bevor er deren Leiter werden sollte, trat Oliver Kaus in die Kreuzer-Abteilung ein. Da waren zum einen die Lehrgänge, die er spannend fand: Sicherheit, Wetter, Motor, Elektronik und Navigation, ausgerichtet auf die Bedürfnisse von Fahrtenseglern. Auch die schnelle, unbürokratische Hilfe wusste der junge Skipper schnell zu schätzen, zum Beispiel, als er mit einem Motorschaden einen KA-Stützpunkt in der Flensburger Förde anlief und der Hafenmeister schnell den Kontakt zu einem Reparaturbetrieb herstellte.

„Ich finde den Grundgedanken der KA einfach sympathisch“, sagt Kaus; „in einer Community zu sein, in der man auch als Charterskipper ohne eigenes Schiff nicht schräg angeschaut wird. Nicht zu vergessen natürlich der tolle Service und die hilfreichen Lehrgänge.“

Den zeitgemäßen Service für alle Mitglieder möchte der neue Leiter der Kreuzer-Abteilung zügig ausbauen. Dazu gehören für Kaus nicht nur neue Lehrgangs-Inhalte, sondern auch Digitalangebote. „Smartphone und Tablet sind von modernen Fahrtenyachten nicht mehr wegzudenken. Hier müssen wir ansetzen, um auch junge Segler wieder für die KA zu begeistern. Und auch in der Online-Kommunikation müssen wir besser werden.“ Stärker als bislang sollen überdies Charterskipper und Traditionsschiffer eingebunden werden, um alle Facetten des Segelns abzubilden. Denn, so Kaus: „Wir sind alle Segler. Da sollten wir aufeinander zugehen.“

173 Stützpunkte hat die Kreuzer-Abteilung weltweit. Auch wenn Kaus am liebsten alle von ihnen auf eigenem Kiel besuchen würde, auf Törn zieht es ihn bevorzugt nach Dänemark oder in die geliebte Flensburger Förde. Ein großes seglerisches Ziel hat sich Oliver Kaus allerdings gesetzt: die Überquerung des Atlantiks. „Mein anderer Traum ist ein Tauchgang auf den Malediven“, ergänzt der ausgebildete Sporttaucher. Der Globus hinter seinem Schreibtisch dürfte Kaus neben dem Kontakt zu den KA-Mitgliedern noch viele weitere Törn-Inspirationen geben.

Auch der Globus übrigens hat eine Geschichte und ein Geheimnis: Er lässt sich nämlich aufklappen. Was darin ist? „Wird nicht verraten“, sagt Oliver Kaus und lacht.