Offshore-Regatta und Youngsters-Herbsttour – Premiere für die DSV-Juniorencrew

Um viele Erlebnisse reicher ist die DSV-Juniorencrew von ihrem Offshore-Segeltörn durch die dänische Südsee nach Kiel-Schilksee zurückgekehrt. Nach der Teilnahme am Commodore-Cup segelten die acht Jugendlichen und Junioren im Alter von 17 bis 25 Jahren sechs Tage weiter durch die Ostsee. Zu den Erfahrungen unterwegs gehörten Sturm- und Flauten-Etappen, Nachtfahrten mit Sternschnuppen und Meeresleuchten, ein am Ende glimpflich abgelaufener Unfall und vor allem viele neue Erfahrungen.

Die DSV-Juniorencrew auf der „Morningstar“ mit Bootseigner Jussi Rissanen (links), DSV-Vizepräsidentin Kathrin Adloff und DSV-Vizepräsident Jonathan Koch. Foto: Christian Beeck

Das Seesegeln und die Ausbildung der nächsten Generation fördern – mit diesem Ziel hatte der DSV junge Seglerinnen und Segler in seinen Mitgliedsvereinen aufgerufen, sich für den Commodore-Cup und den anschließenden Törn um einen der acht Plätze in der DSV-Juniorencrew zu bewerben. (Regatta-)Erfahrungen im Seesegeln waren nicht erforderlich. Vielmehr ging’s um Lust auf das Segeln auf einer großen Yacht, eine Portion Enthusiasmus und viel Teamgeist.

28 Seglerinnen und Segler aus dem gesamten Bundesgebiet hatten sich beworben. Mit dabei in der Crew aus vier Frauen und vier Männern im Alter zwischen 17 und 25 Jahren waren schließlich Lilly Baumann (Segel-Club Oevelgönne), Bengt Rüstemeier (Sail-Lollipop Regatta Verein), Frederica Braatz (Segler-Vereinigung Kiel), Julius Flader (Segler-Vereinigung Heilgenhafen), Pius Rawitzer (Motor-Yacht-Club Überlinger See), Felix Tischbirek (Duisburger Segel-Club), Amelie Rinn (Markelfinger Wassersport-Club) und Klarissa Fraunholz (1. Yacht Club Zwenkau 2000). Freizeitsegeln, Regattasegeln, auf Jollen und in Teilen auf Dickschiffen, Binnen und auf Nord- und Ostsee – die Jugendlichen, Juniorinnen und Junioren brachten verschiedenste Vorerfahrungen auf dem Wasser mit an Bord.

Das war perfekt so. „Durch die unterschiedlichen Fähigkeiten und Erfahrungen“, sagt die siebzehnjährige Seglerin Klarissa Fraunholz, „die jeder mitgebracht hat, haben wir uns super ergänzt.“

Und das auch super schnell. Erst einen Tag vor dem Start zum Commodore Cup, der speziell für den Seesegelnachwuchs von der Segelkameradschaft „Das Wappen von Bremen“ und dem Hamburgischen Verein Seefahrt in Zusammenarbeit mit dem Kieler Yacht-Club und dem Lübecker Yacht-Club organisierten Mittelstreckenregatta von Kiel nach Travemünde, traf sich die Crew mit Jussi Rissanen, dem Eigner der „Morningstar“, zum ersten Mal live in Kiel-Schilksee. Der DSV hatte für seine Juniorencrew die 15 Meter-lange-IOR Rennyacht (Frers 50) des finnischen erfahrenen Seglers gechartert. Vorab gab es nur Videokonferenzen, am Freitag ging es dann erstmals gemeinsam mit der Yacht aufs Wasser.

Unterschiedliche Fähigkeiten haben sich perfekt ergänzt

Die jungen Seglerinnen und Segler sind schnell zu einer Crew zusammengewachsen. Foto: Privat

Die Crew setzte unter anderem den Spi, übte verschiedenste Manöver, und Segler Felix Tischbirek, 18, ist auch nach dem Ende der Reise noch beeindruckt, „wie schnell wir als Team zusammengefunden, und wie gut wir in den verschiedensten Situationen funktioniert haben“.

Beim Commodore-Cup belegte die DSV-Juniorencrew Platz 16, am Tag darauf startete die Herbsttour gen Dänemark von Travemünde über Großenbrode, Hesnaes, Karrebaeksminde, Skaeskoer, Bagenkop und zurück über Laboe nach Kiel. Eigentlich sollte das DSV-Team gemeinsam mit anderen Yachten im Rahmen der „Offshore Youngsters-Herbsttour“ unterwegs sein. Doch es kam anders.

Gleich am zweiten Tag, auf der Etappe von Großenbrode ins dänische Hesnaes, schlug der Spibaum bei wenig Wind um und traf ein Crew-Mitglied am Kopf. Die Verletzung schien so stark, dass die Crew schnell den Seenotrettungskreuzer rief. Der 21jährige wurde zur Kontrolle in ein Krankenhaus geflogen, kehrte aber am selben Tag noch wohlbehalten zurück: Entwarnung.  „Ich habe mich zu keinem Zeitpunkt gefährdet gefühlt“, sagt Pius Rawitzter. Und das auch, weil die Crew zusammengestanden und schnell Hilfe geholt habe.

Auch in Ausnahmesituationen ein starkes Team

Dieser Unfall hat alle Seglerinnen und Segler an Bord beschäftigt. Für den 24-jährigen Bengt Rüstemeier war es ein starkes emotionales, aber am Ende irgendwie auch positives Ereignis. Vor allem, weil „wir auch in dieser Ausnahmesituation gut funktioniert haben. Das hat uns als Crew zusammengeschweißt“.

Wie Zahnräder – so haben die Crewmitglieder mit ihren unterschiedlichen Aufgaben ineinandergegriffen. Das hat auch Julius Flader, 23, aus Heilgenhafen beeindruckt. Nicht nur bei dem Unfall („eine lehrreiche Erfahrung für alle“), sondern auch beim Starkwindsegeln mit einer jungen und nicht eingespielten Crew: „Wir haben an Bord alles gegeben, sicher und mit guten Gefühlen im Hafen anzukommen.“

Oder das Etappenziel auch einfach mal anzupassen und eben nicht die Insel Femö anzulaufen, sondern mit den hohen Wellen in entgegengesetzte Richtung zu motoren. Bei Windböen bis 47 Knoten eine Entscheidung für Sicherheit von Mensch und Boot.

Frederica Braatz war als Skipperin an Bord. Für sie war die größte Herausforderung die „Ungewissheit welches Hintergrundwissen das Team hat“. Doch sowie der Motor aus war, lief alles wie am Schnürchen. Als sie einmal in ihrer Funktion als Skipperin ihren Ärger über ein nicht rund gelaufenes Ablegemanöver aussprechen musste, „hat das Team die Kritik verständnisvoll aufgenommen“.

Lust auf mehr Seesegeln

Der Törn macht vor allem eins: Lust auf mehr! Foto: Privat

„Die Tour hat auf jeden Fall Bock auf mehr gemacht“, sagt Klarissa Fraunholz. So oder so ähnlich äußerten sich alle Crewmitglieder zu ihrer Zukunft im Seesegeln. Lilly Baumann, 25, zum Beispiel hat sich inzwischen beim Hamburger Netzwerk „Offshoreseglerinnen“ gemeldet – einem Zusammenschluss von jungen Seglerinnen – und hofft, „über die Gruppe mal an einer Regatta teilnehmen zu können“.

„Die Kräfte von Wind und Welle auf See erleben, die eigenen Möglichkeiten und Grenzen erfahren, die Stärke eines Teams fühlen, alle Arbeiten an Bord ausprobieren, ein Netzwerk aufbauen“, fasst Jugendobmann Jonathan Koch die positiven Erfahrungen der DSV-Juniorencrew zusammen und ist mehr als zufrieden: „Diese Idee zur Förderung des Offshore-Nachwuchses ist aufgegangen, und im kommenden Jahr erhalten andere junge Seglerinnen und Segler die Chance.“

Leider ist die „Morningstar“ wie so viele andere Yachten während der schweren Sturmflut am 20. Oktober im Hafen von Kiel-Schilksee gesunken. Wir wünschen dem Eigner eine schnelle Bergung und erfolgreiche Reparatur der Schäden, damit der Saison 2024 nichts im Wege steht.