So segelt der deutsche Nachwuchs 2021 um die Meisterschaften

Meldelisten, die schon wenige Minuten nach Öffnung des Meldefenster voll sind, Regatten, die trotz ausgeklügelter Hygienekonzepte doch verschoben werden müssen und Seglerinnen und Segler, die 2020 und zu Beginn der Saison 2021 deutlich weniger Chance auf wertvolle Ranglistenpunkte haben als in den Vorjahren: Der Qualifikationsmodus für das Stelldichein der besten deutschen Nachwuchstalente in ihren Jollenklassen ist schwierig. Timo Haß, DSV-Jugendobmann, erklärt im Kurzinterview die derzeitigen Meisterschaftspläne für 2021.

Jugendmeisterschaften 2021
Endlich wieder aufs Wasser – das wünschen sich die Seglerinnen und Segler der Jugendbootsklassen. Foto: segel-bilder.de

Wie erschwert die Corona-Pandemie auch im Jahr 2021 die Planungen der Deutschen Jugendmeisterschaften?

Timo Haß Jugendobmann des DSV
Timo Haß, DSV Jugendobmann

Das Schwierige ist, dass wir zum Saisonauftakt nicht wissen, wann normales Segeln wieder möglich sein wird. Uns fehlt ein zeitlicher Horizont mit einer klaren Perspektive. Alle Planungen basieren immer auf der Annahme, dass die Corona-Fallzahlen eine Durchführung von Regatten erlauben. Aber ob im Vorfeld der geplanten Meisterschaften genug Regatten stattfinden können, um eine aussagefähige Rangliste zu erstellen, ist derzeit sehr ungewiss.

Wie belastend ist diese Situation für die ausrichtenden Vereine?

Viele Vereine scheuen sich derzeit davor, Regatten zu organisieren und auszuschreiben. Zum einen, weil sie den vielen Ehrenamtlichen den Frust ersparen wollen, im Falle einer Absage umsonst gearbeitet zu haben. Zum anderen, weil auch bei noch so ausgeklügelten Hygienekonzepten zu hohe Fallzahlen in der betroffenen Region eine kurzfristige Absage oder Verschiebung nötig machen. Mit jeder abgesagten Veranstaltung steigt die Verunsicherung bei den Vereinen, auch weil bei vielen die Sicherheit im Umgang mit den Regeln fehlt. Es gibt zum Beispiel gut eingeführte Veranstaltungen, zu denen in den vergangenen Jahren immer rund 20 Seglerinnen und Segler gemeldet haben. Und nun sind es auf einmal 80. Die Veranstalter, von diesem Ansturm überrascht, haben aber keine Meldebegrenzung eingeführt. Um die geltenden Abstands- und Hygieneregeln einhalten zu können, werden solche kleinen Regatten dann ganz abgesagt. Besser wäre es, hier schon im Vorfeld eine Meldebegrenzung einzuführen, damit zumindest einige wenige starten können.

In einigen Klassen ist aufgrund der beschränkten Segel- und Regattamöglichkeiten ein wahrer Hype um die verfügbaren Meldeplätze entstanden. Schon wenige Minuten nach Öffnung der Meldeliste erscheint bereits die Warteliste übervoll. Wie kann man diesem negativen Effekt entgegenwirken?

Aufgrund der großen Unsicherheit, was stattfinden wird und was nicht, melden viele parallel zu verschiedenen Veranstaltungen. Wir hatten schon Fälle, wo ein und derselbe Segler an einem Wochenende für fünf Regatten im gesamten Bundesgebiet gemeldet hatte. Hier appellieren wir vor allem an die Klassenvereinigungen und Vereine, die Vorgaben zur Durchführung von Wettfahrten an die aktuelle, für uns alle neue Situation anzupassen. Denkbar ist zum Beispiel, dass nicht nur ein Verein an einem Wochenende eine Regatta für eine bestimmte Bootsklasse anbietet, sondern alle Vereine zum selben Termin eine Regatta für die Klasse anbieten. Je nach Größe des Clubgeländes können dann pro Verein zwischen 20 und 30 Seglerinnen und Segler an den Start gehen, so dass zusammen fast 100 Segelnde an einem Wochenende an einer Regatta teilnehmen können.

Aber wie, wenn nicht nur die Wahrung möglichst vieler Startmöglichkeiten, sollen die Seglerinnen und Segler die nötigen 25 Ranglistenpunkte aus sieben Wettfahrten zusammen bekommen, ohne die sie nicht für eine Deutsche Meisterschaft melden können?

Wir verstehen den Druck, der auf den jungen Seglerinnen und Seglern lastet. Viele haben sich Ziele für die Saison gesteckt, durch die Altersbegrenzung in einigen Klassen ist der Traum von der Teilnahme an einer Deutschen Meisterschaft zeitlich begrenzt. Um möglichst vielen Segelnden die Gelegenheit zu geben, sich die nötigen Punkte zu sichern, haben wir zusammen mit den Landesseglerverbänden angeregt, die Ausschreibungen der Regatten auch regional zu begrenzen. In der Ausschreibung kann klar geregelt werden, dass ein Teil der Meldeplätze nur für Mitglieder des eigenen Vereins ist und ein weiteres Kontingent für Seglerinnen und Segler aus dem eigenen Bundesland. Sind nach Vergabe dieser Plätze noch Startplätze vakant, können diese an Seglerinnen und Segler aus den angrenzenden Bundesländern vergeben werden usw.

Ist es nach Ihrer Einschätzung derzeit noch möglich, sich mit Regatten im Jahr 2021 für eine Deutsche Meisterschaft zu qualifizieren?

Wir hatten eine gute Saison im Herbst 2020, hier konnten viele Veranstaltungen nachgeholt werden, so dass die jungen Starterinnen und Starter erfolgreich segeln konnten. Nun müssen wir abwarten, was passiert. Es ist nun die zweite Saison in Folge, in der wir vor einer völlig neuen Situation stehen, von der wir nicht wissen, wie sie sich entwickeln wird.

Wie wäre es, wenn man ausnahmsweise auf die Mindestpunktzahl von 25 Ranglistenpunkten aus sieben Ranglistenwertungen verzichtet?

Diese Regelung möchten wir nicht aufgeben. Zum einen, weil wir damit den Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein attraktives, kompetitives Umfeld garantieren, zum anderen, weil wir auch den ausrichtenden Vereinen so die Sicherheit geben, dass die Teilnehmenden alle den sportlichen und seglerischen Herausforderungen der Regatten gewachsen sind.

Bei welchen Meisterschaften entscheiden neben dieser Minimalqualifizierung die Positionen auf der aktuellen Rangliste über den Startplatz?

Hart umkämpft sind vor allem die Startplätze bei den Optimisten, gefolgt vom 420er. Manchmal wird es zudem beim Laser Radial und Laser 4.7 eng. In allen anderen Klassen gab es in den vergangenen Jahren immer mehr Startplätze als Meldungen.

Wir wird mit den Seglerinnen und Seglern der Jugendklassen umgegangen, die dieses Jahr das Alterslimit für die entsprechende Bootsklasse erreicht haben, letztes Jahr aber keine Chancen hatten, an der Deutschen Meisterschaft teilzunehmen?

Da haben wir uns zusammen mit den Vertretern von World Sailing und den Nachbarverbänden darauf verständigt, dass wir an den bisherigen Altersgrenzen in den einzelnen Klassen festhalten. So schaffen wir genug freie Kapazitäten für die nachwachsenden Jahrgänge, auch wenn es für den einen oder anderen Segelnden, gerade im Opti-Bereich, natürlich bitter ist, wenn das Ziel einer Teilnahme bei der Deutschen Meisterschaft nicht verwirklicht werden kann.

Haben alle Vereine, die im letzten Jahr auf die Austragung einer Meisterschaft verzichten mussten, dieses Jahr wieder den „Zuschlag“ für das Event bekommen?

Ja, die Pläne für das Jahr 2020 sind auf dieses Jahr übertragen worden, wobei ich fürchte, dass die eine oder andere Veranstaltung ein weiteres Mal verschoben werden muss.

Wie wahrscheinlich ist es heutiger Sicht, dass die bereits für Mitte Mai geplante Deutsche Meisterschaft der Europe-Klasse auf dem Saaler Bodden stattfindet?

Mit Blick auf die aktuellen Infektionszahlen halte ich das für wenig realistisch. Denn auch, wenn die Wettfahrten auf dem Wasser durchgeführt werden können, ist die Anreise zu einer solchen Veranstaltung eine nicht gewünschte touristische Reise. Hinzu kommen die fehlenden Übernachtungsmöglichkeiten für die auswärtigen Teilnehmer*innen.

Termine und weitere Informationen zu den Deutschen Meisterschaften in den Jugendbootsklassen

Mit vorausschauendem Blick auf die weiter grassierende Corona-Pandemie, die weiterhin eine Verschiebung vieler Regatten nötig macht, hat der DSV die Termine für die Deutschen Jugendmeisterschaften auf die zweite Jahreshälfte gelegt.

Alle Meisterschaften für den Segelnachwuchs übersichtlich aufgeführt finden Sie hier.