100 Jahre Potsdamer Segler-Club Wiking: Mit dem Fährkahn ins Segelparadies

Der Potsdamer Segler-Club Wiking feiert in diesen Tagen seinen 100sten Geburtstag. Der DSV gratuliert dem Verein und seinen Mitgliedern zu diesem Jubiläum und stellt ihn im Porträt vor.

Er ist einer der kleinsten, aber seine Lage ist sicherlich eine der schönsten in Potsdam an der Havel. Die Rede ist vom Potsdamer Segler-Club Wiking mit seinen knapp 70 Vereinsmitgliedern. Hafen, Liegeplätze und das Clubhaus liegen idyllisch in der Natur auf der Oberen Planitzinsel – und trotzdem nur zehn Minuten zu Fuß entfernt von Brandenburgs Landeshauptstadt Potsdam mit seiner malerischen Innenstadt und Sehenswürdigkeiten wie Schloss Sanssouci.

„Das ist schon einzigartig und attraktiv“, sagt Matthias Markowski-Huhn, PSCW-Vorsitzender, „und nicht nur für Gäste in unserem Hafen, sondern immer wieder auch für unsere Vereinsmitglieder.“

Charmante Besonderheit: Wer aufs Clubgelände oder in die Stadt möchte, der muss paddeln. 15 Meter über die Havel, in einem kleinen Fährkahn, sechs Personen passen auf das offene Stahlboot. Und wer abends oder am Wochenende auf die Insel kommt, egal ob zum Segeln, Klönen oder Arbeiten am Boot, „ist nach der Überfahrt schon irgendwie entspannt und runtergefahren“.

Es ist, wie es ist – und es ist gut

Auf der Insel und in dem familiären Verein kennt man sich und hilft man sich. Entscheidungen werden zügig getroffen und gemeinsam umgesetzt. So wie zum Beispiel aktuell bei der Sanierung des Clubhauses – alles immer ein wenig im Stil der seefahrenden Wikinger, viel Holz und eher rustikal. „Wir sind uns meistens einig“, sagt Matthias Markowski-Huhn. Auch darüber, was aus finanziellen Gründen eben nicht geht auf der Oberen Planitz, wie zum Beispiel ein Kran. Der wäre hilfreich. Aber: Es ist, wie es ist – und es ist gut. „Hauptsache, unser Club existiert auch in den nächsten 100 Jahren noch.“

Wechselvolle Geschichte

Das erste Jahrhundert hat der Segelclub bereits geschafft, und seine Geschichte ist eine wechselvolle. In der Aufbruchsstimmung nach dem Ersten Weltkrieg gründen zwölf begeisterte Segler den Potsdamer Segler-Club Wiking am 16. November 1920. Ein Jahr später ziehen die Sportler auf ein Grundstück an der „Vorderkappe“, eine kleine Havelbucht in Stadtnähe. Gemeinsames Arbeiten und Geselligkeit auf dem Gelände, Wanderfahrten und Regatten segeln – das Vereinsleben entwickelt sich prächtig. Bis zu dem verheerenden Bombenangriff auf Potsdam 1945, bei dem auch viele Vereinsanlagen zerstört werden. Fünf Jahre später geht das Segelleben erneut los: Die „Wikinger“ gehören jetzt zur Betriebssportgemeinschaft Traktor Potsdam und erhalten ihr eigenes Grundstück auf der Oberen Planitzinsel. Zu den volkseigenen kommen private Boote, der Pirat wird zum Standardboot der Sektion, und PSCW-Seglerinnen und -Segler platzieren sich schnell bei Regatten auf vorderen Rängen. 1962 veranstaltet die Sektion Segeln in der BSG Traktor auch ihre erste eigene Regatta: die „Traktor-Regatta“, die später „Wiking-Regatta“ und heute „Opti-Oldie-Regatta“ heißt. Nach der politischen Wende löst sich die BSG auf, und seit 1990 gibt es ihn wieder unter altem Namen: den Potsdamer Segel-Club Wiking.

Fahrtensegeln, Wettkampf und ganz viel Gemeinschaft

Seine einzigartige Lage, sein besonderes Segelrevier, das mit dem Berliner Wannsee, dem Templiner und dem Schwielowsee sowie dem brandenburgischen Hinterland („wo man herrlich ankern und übernachten kann“) Junge und Ältere gleichermaßen zum Fahrtensegeln einlädt, die kleine, aber aktive Jugendabteilung – all das macht den Segler-Club Wiking in Potsdam heute aus.

Und nicht zu vergessen: die Nikolausregatta Anfang Dezember. Was in den 80er Jahren als reine Spaßregatta und dann nach der politischen Wende in Brandenburg eine der ersten gemeinsamen Wettfahrten überhaupt war, ist mittlerweile eine große Piraten-Ranglistenregatta mit regelmäßig mehr als 40 Startern aus Nord- und Ostdeutschland, Tschechien, Österreich und Italien.

Und wie, bitte, bewältigt ein kleiner Verein diese Großveranstaltung? Alle machen mit, sagt der Vereinsvorsitzende. Alle PSCW-Seglerinnen und Segler, aber auch die umliegenden Potsdamer Segelclubs am Festland kooperieren. „Sie stellen zum Beispiel ihre Slipanlagen bereit, und wir besetzen gemeinsam Start- und Sicherungsboote“, sagt Markowski-Huhn.

Die Nikolausregatta – sie ist inzwischen zum Aushängeschild der Vereinsgemeinschaft und ein weiterer, wichtiger Baustein ihrer Geschichte geworden.