Das größte Yachtrennen der Welt

Es gibt kaum ein Yachtrennen, das an den Stellenwert des Rolex Fastnet Race herankommt. Vom Seglermekka Cowes auf der Isle of Wight führt der 605 Seemeilen lange Kurs durch den Ärmelkanal bis in die Irische See, rund um den berühmten Fastnet Rock und zurück ins Ziel nach Plymouth. Alle zwei Jahre stellen sich professionelle Segler auf ihren Speedmaschinen unter Segeln genauso der Herausforderung „Fastnet“ wie Amateurcrews mit ihren Regattayachten.

Adrenalingeladener Start beim Rolex Fastnet Race. 2019 sind 20 deutsche Yachten dabei. Foto: Rolex/Carlo Borlenghi
Adrenalingeladener Start beim Rolex Fastnet Race. 2019 sind 20 deutsche Yachten dabei. Foto: Rolex/Carlo Borlenghi

„Das ist ein Rennen, das jeder Segler in seinem Leben mindestens einmal segeln will“, sagt Chris Stone, Race Manager vom veranstaltenden Royal Ocean Racing Club (RORC). „Der Kurs ist schwierig, mit Strömungen, wechselnden Tiden und Annäherungen an die englische und irische Küste. Dazu kommt zum Teil heftiges Wetter, das die Segler für Tage bis ans körperliche Limit fordern kann.“

Die schnellsten teilnehmenden Boote in diesem Jahr die vier Ultime-Trimarane Sodebo Ultim‘ 3, Macif, Actual Leader und Edmond de Rothschild, die mit Hilfe ihrer Foils über 30 Knoten schnell werden. Wenn die Witterungsbedingungen einen „Flugmodus“ zulassen, ist es sehr wahrscheinlich, dass eines der Schiffe den 2011 von der Banque Populaire V aufgestellten Streckenrekord von 32 Stunden und 48 Minuten knacken wird. Ebenfalls Hoffnung auf einen neuen Rekord bei den Einrumpfyachten machen sich die Teams der beiden Rennyachten Scallywag und Rambler. Die derzeitige Bestmarke liegt bei 42 Stunden und 39 Minuten.

In der Flotte der Imoca 60, die von zwei Seglern über den Parcours gebracht werden, macht sich Malizia-Skipper Boris Herrmann, der 2020 als erster Deutscher am legendären Vendée Globe Rennen teilnehmen wird, zusammen mit seinem britischen Segelpartner Will Harris Hoffnungen auf einen Platz auf dem Podium. Seine Konkurrenten sind zahlreiche bekannte Segelprofis, die wie er das legendäre Yachtrennen als wichtige Vorbereitung für die kommenden Weltrennen sehen. Der DSV ist sowohl ideeller Partner des Team Malizia als auch des Offshore Team Germany, das mit Skipper Robert Stanjek auf dem Imoca 60 Einstein an den Start geht. Zu einem direkten Aufeinandertreffen der beiden deutschen Skipper und ‚The Ocean Race‘ Aspiranten auf der Regattabahn kommt es aber nicht, da die Einstein als einzige Imoca in voller Crewstärke nach der „fully crewed Imoca 60 Rule“ mit einer sechsköpfigen Crew an den Start gehen wird und in der Klasse der größten Yachten IRC Zero gewertet wird.

In der für Zweimann-Crews ausgeschriebenen Imoca 60-Klasse haben neben der Malizia 20 weitere Yachten gemeldet, in der Class 40 sind 22 Schiffe am Start, darunter die Iskareen. Unter deutscher Flagge starten außerdem in der Klasse der großen Yachten neben der Einstein die TP 52 Outsider und die Vereins- und Ausbildungsschiffe Haspa Hamburg, Broader View Hamburg, Bank vom Bremen und Zukunft IV. Dazu kommen zahlreiche deutsche Yachten, für deren Eigner und Crews es zu einer liebgewonnenen Selbstverständlichkeit gehört, an dem berühmten Rennen teilzunehmen, unter anderem Elan, Latona und Inschallah. Mit der Tutima-Crew um Skipperin Kirsten Harmstorf-Schönwitz nimmt erstmals auch ein deutsches Frauenteam am Fastnet Race teil.

Im Vorfeld der diesjährigen Regatta wird an das tragische Rennen 1979 erinnert, bei dem das Regattafeld in einen sehr spät vorhergesagten Orkan geriet. Vor allem im Bereich der Labadie-Sandbank kenterten zahlreiche Boote. Insgesamt havarierten 75 Boote, 15 Segler und drei Retter ertranken. Zur Erinnerung an die Opfer des Rennens vor 40 Jahren wird es in der Holy Trinity Parish Church in Cowes am 2. August um 18 Uhr einen Gedenkgottesdienst geben, der in eine Schweigeminute am Fastnet Memorial Garden übergeht. Nach Einschätzung von Chris Stone kann sich so eine Katastrophe nicht wiederholen: „Wir haben nun deutlich bessere Wetterdaten, zudem ist die Kommunikation mit den Rettungsleitstellen deutlich besser als vor 40 Jahren. Durch moderne EPIRB-Systeme und direkt am Körper getragene Notsender haben sich die Möglichkeiten, eine über Bord gegangene Person lebend wiederzufinden, deutlich erhöht.“

Unter den mehr als 400 teilnehmenden Yachten am diesjährigen Rennen sind auch zwei Schiffe, die beim Rennen 1979 dabei waren: die Contessa 32 Assent, die vor 40 Jahren als einzige Yacht der Meldegruppe V das Rennen beendete, und die Yacht Mar Menor, die vorher Yachtman hieß. Vor allem aus britischer Sicht einer der prominentesten Fastnet-Veteranen ist Richard Matthews, der dieses Jahr zum 23. Mal bei der Regatta dabei ist.

Start des Rennens ist am Samstag, 3. August um 13.30 Uhr deutscher Zeit. Die komplette Meldeliste, alle Informationen zum aktuellen Rennen und den Link zum Tracker gibt es hier: www.rolexfastnetrace.com.