Europa-Auftakt mit viel Licht und ein paar Schatten

Das German Sailing Team hat den Auftakt zur europäischen Segelsaison mit einigen sehenswerten Erfolgen beendet. Bestes deutsches Team waren beim spanischen Klassiker Trofeo Princesa Sofía Iberostar die Kieler 49er-Segler Justus Schmidt und Max Boehme. Das Team vom Kieler Yacht-Club ersegelte im WM-reifen Feld der Skiffsegler Platz fünf und damit auch einen Etappensieg im nationalen Kampf um nur einen Startplatz bei den Pre-Olympics in Enoshima pro Nation und Disziplin.

Justus Schmidt und Max Boehme lieferten mit Platz 5 das beste deutsche Ergebnis bei der Trofeo Princesa Sofia ab. Foto: Sailing Energy/Trofeo Princesa Sofia
Justus Schmidt und Max Boehme lieferten mit Platz 5 das beste deutsche Ergebnis bei der Trofeo Princesa Sofia ab. Foto: Sailing Energy/Trofeo Princesa Sofia

„Wir haben nach fast zweijähriger Pause zuletzt sehr hart gearbeitet, seit November intensiv und kompromisslos in vielen Revieren trainiert. Wir freuen uns sehr, dass wir mit unserem Ergebnis an unsere schon im Training gezeigten Leistungen anknüpfen konnten. Dieses Ergebnis bestätigt unseren Weg und tut unserem Selbstbewusstsein gut“, sagte Steuermann Justus Schmidt.

Das nahm auch DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner bei der Nationalmannschaft auf Mallorca erfreut zur Kenntnis: „Justus Schmidt und Max Boehme haben gezeigt, dass mit ihnen wieder voll zu rechnen ist. Dass es für die beiden anderen deutschen Top-Teams im 49er dieses Mal nicht fürs Medaillenrennen gereicht hat, tut der Tatsache keinen Abbruch, dass wir in der Skiff-Disziplin der Männer auf sehr gutem Weg sind. Da erinnere ich auch gerne daran, dass Erik Heil und Thomas Plößel, die hier als Dreizehnte das Finale nur knapp verpasst haben, erst vor kurzem den Miami-Weltcup gewonnen haben.“

Das Medaillenrennen der 49er war in Palma am Samstag ebenso abgesagt worden wie das der FX-Seglerinnen und der Nacra-17-Crews. Starkwinde hatten die Bucht am Morgen aufgewühlt. „25 Knoten Wind wären durchaus machbar gewesen, aber die hohe Welle eben nicht mehr. Die Absage geht in Ordnung, obwohl wir gerne um eine Medaille gekämpft hätten“, beschrieb Justus Schmidt das Szenario.

Für die Nationalseglerinnen und -segler markierte die 50. Jubiläumsauflage der Spanien-Regatta in der Bucht von Palma Teil eins einer zweiteiligen Ausscheidung im Ringen um die Fahrkarte zur vorolympischen Regatta in Japan in diesem Sommer. Für die Mehrheit der Disziplinen wird die jeweilige Europameisterschaft der Klassen Teil zwei der Ausscheidung sein. Nur für die 49erFX-Seglerinnen gilt die Weltcup-Regatta in Genua als Entscheidungsserie.

Für Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer platzt eder Traum vom Medal Race ganz knapp. Das Nacra 17-Team kam auf Platz 11. Foto: Sailing Energy/Trofeo Princesa Sofia
Für Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer platzt eder Traum vom Medal Race ganz knapp. Das Nacra 17-Team kam auf Platz 11. Foto: Sailing Energy/Trofeo Princesa Sofia

Auffallend stark präsentierten sich vor Mallorca die Nacra-17-Crew Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer, denen in dieser Woche zwei Tagessiege und drei dritte Ränge im top-besetzten Feld der Mixed-Katamaran-Teams gelungen waren. Eine Tüte am Ruder, die das Team in einer Wettfahrt zeitweilig zum Rückwärtssegeln gezwungen hatte, ein gerissener Trapezhaken und ein unverschuldeter Crash im letzten Rennen aber ließen die junge Mannschaft vom Kieler Yacht-Club am Ende trotz der sehr guten Platzierungen das Medaillenrennen als Gesamt-Elfte punktgleich mit einer spanischen Crew verpassen. „Es war ein bisschen viel Pech im Spiel, doch das kann im Segelsport eben auch passieren und deswegen wollen wir darüber nicht lange lamentieren“, sagte Paul Kohlhoff. „Wir sind insgesamt mit unseren Leistungen zufrieden und wollen in Genua an diesem Punkt weitermachen und wieder angreifen. Wir fühlen uns fitter denn je.“ Auch Nadine Stegenwalner hat den Leistungssprung der norddeutschen Zweirumpf-Akteure beobachtet und sagte: „Das etwas schmerzlich knapp verpasste Finale ändert nichts an der super Serie, die Paul und Alica bestritten haben. Das war eine wirklich sehr gute Leistung.“

Tina Lutz und Susann Beucke fanden gut in die Woche und beendeten die Regatta auf Platz 7. Foto: Trofeo Princesa Sofia/Sailing Energy
Tina Lutz und Susann Beucke fanden gut in die Woche und beendeten die Regatta auf Platz 7. Foto: Trofeo Princesa Sofia/Sailing Energy

Die attestierte die Sportdirektorin auch den Frauen-Crews im 49erFX und 470er. In beiden Disziplinen hatten sich jeweils zwei Teams für das Medaillenfinale qualifiziert und der Konkurrenz damit ein deutliches Signal der Stärke gegeben. Im Skiff segelten Tina Lutz und Susann Beucke (Chiemsee Yacht-Club/Hannoverscher Yacht-Club) auf Gesamtplatz sieben. Vicky Jurczok und Anika Lorenz schlossen die Serie als Neunte ab. „Die beiden Teams trainieren sehr effizient miteinander und stehen sicher auf unserer Haben-Seite.“

Die 470er-Damen segelten ihr Medal Race bei anspruchsvollen Wind- und Wellenbedingungen. Frederike Loewe/Anna Markfort wurden achte, das Juniorenteam Luise und Helena Wanser neunte. Foto: Sailing Energy/Trofeo Princesa Sofia
Die 470er-Damen segelten ihr Medal Race bei anspruchsvollen Wind- und Wellenbedingungen. Frederike Loewe/Anna Markfort wurden achte, das Juniorenteam Luise und Helena Wanser neunte. Foto: Sailing Energy/Trofeo Princesa Sofia

Auch die 470er-Seglerinnen Frederike Loewe (Verein Seglerhaus am Wannsee) und Anna Markfort (Joersfelder Segel-Club/Verein Seglerhaus am Wannsee) sowie die Hamburger Schwestern Luise und Helena Wanser vom NRV Olympic Team konnten mit den Plätzen acht und neun überzeugen. Für die Miami-Weltcup-Siegerinnen Loewe/Markfort war es eine erneute Bestätigung ihrer Weltklassezugehörigkeit. Nadine Stegenwalner sagt: „Frederike und Anna haben sich im Kreis der Besten etabliert. Sie zeigen früh in der Saison, dass mit ihnen auf Kurs Olympia zu rechnen ist.“ Für die Wanser-Schwestern dagegen war es der erste Einsatz in einem Medaillenrennen im olympischen Seniorinnen-Feld. Die jungen Athletinnen ersegelten in leichten Winden sogar zwei Tagessiege.

Auffallend gut eingestiegen war Laser-Radial-Steuerfrau Svenja Weger in die 50. Trofeo Princesa Sofía. Am Ende hatte die am Bundesstützpunkt Kiel trainierende Athletin das Medaillenfinale als Dreizehnte aber knapp verpasst. Nadine Stegenwalner lobte dennoch: „Svenja ist auf dem richtigen Weg. Der Trainerwechsel funktioniert offenbar gut, die Zusammenarbeit mit Jonasz Stelmaszyk wirkt konstruktiv, zielführend und beflügelnd.“

Bei viel Licht gab es auch ein paar Schatten. Laser-Steuermann Philipp Buhl musste sich bei dieser Trofeo-Auflage als 33. deutlich unter Wert geschlagen geben. Der Weltranglisten-Dritte kam mit den unbeständigen Bedingungen auf der Laser-Außenbahn nicht zurecht. Die DSV-Sportdirektorin macht sich deswegen aber keine Sorgen. Nadine Stegenwalner sagte: „Philipp hat seine Weltklasse schon so oft unter Beweis gestellt. Man kann auch als verlässlicher Leistungsgarant unglückliche Serien erleben. Ich bin überzeugt, dass er schon sehr bald zu seiner bekannten Stärke zurückfindet und zeigen wird, was ihn auszeichnet.“

GESAMTERGEBNISSE: Trofeo Princesa Sofía Iberostar 2019

FINN DINGHI

1. Andrew Maloney (NZL), 41 Punkte
2. Giles Scott (GBR), 43 Punkte
3. Josh Junior (NZL), 68 Punkte
21. Max Kohlhoff (Norddeutscher Regatta Verein), 136 Punkte

LASER

1. Christopher Barnard (USA), 67 Punkte
2. Elliot Hanson (GBR), 69 Punkte
3. Nick Thompson (GBR), 79 Punkte
33. Philipp Buhl (Segelclub Alpsee-Immenstadt), 209 Punkte

LASER RADIAL

1. Anne-Marie Rindom (DEN), 75 Punkte
2. Marit Bouwmeester (NED), 79 Punkte
3. Erika Reineke (USA), 85 Punkte
13. Svenja Weger (Potsdamer Yachtclub), 124 Punkte

470ER MÄNNER

1. Anton Dahlberg/Fredrik Bergström (SWE), 47 Punkte
2. Jordi Xammar/Nicolas Rodriguez (ESP), 84 Punkte
3. Luke Patience/Chris Grube (GBR), 86 Punkte
23. Malte Winkel/Matti Cipra (Schweriner YC/Plauer WSV), 133 Punkte

470ER FRAUEN

1. Hannah Mills/Eilidh McIntyre (GBR), 39 Punkte
2. Camille Lecointre/Aloise Retornaz (FRA), 56 Punkte
3. Tina Mrak/Veronika Macarol (SLO), 67 Punkte
8. Frederike Loewe/Anna Markfort (VSaW/Joersfelder SC), 115 Punkte
9. Luise Wanser/Helena Wanser (Norddeutscher Regatta Verein), 132 Punkte

NACRA 17

(Medaillenrennen entfallen)

1. Jason Waterhouse/Lisa Darmanin (AUS), 69 Punkte
2. Vittorio Bissaro/Maelle Frascari (ITA), 83 Punkte
3. John Gimson/Anna Burnet (GBR), 84 Punkte
11. Paul Kohlhoff/Alica Stuhlemmer (Kieler Yacht-Club), 131 Punkte

49ERFX

(Medaillenrennen entfallen)

1. Martine Soffiatti Grael/Kahena Kunze (BRA), 64 Punkte
2. Alexandra Maloney/Molly Meech (NZL), 81 Punkte
3. Charlotte Dobson/Saskia Tidey (GBR), 82 Punkte
7. Tina Lutz/Susann Beucke (Chiemsee YC/Hannoverscher YC), 113 Punkte
9. Victoria Jurczok/Anika Lorenz (Verein Seglerhaus am Wannsee), 122 Punkte

49ER

(Medaillenrennen entfallen)

1. Dylan Fletcher/Stuart Bithell (40 Punkte)
2. Diego Botín Le Chever/Iago López Marra (ESP), 64 Punkte
3. Yago Lange/Klaus Lange (ARG), 70 Punkte
5. Justus Schmidt/Max Boehme (Kieler Yacht-Club), 79 Punkte
13. Erik Heil/Thomas Plößel (Norddeutscher Regatta Verein), 107 Punkte
20. Tim Fischer/Fabian Graf (NRV/VSaW), 126 Punkte

Anmerkung:
Gelistet sind in den aufgeführten Disziplinen die Medaillengewinner und die deutschen Teams in den Top 20 oder mindestens die jeweils beste deutsche Crew. In den Disziplinen RS:X Männer und Frauen waren keine deutschen Starter im Einsatz.