Zweimal Weltcup-Gold für die deutsche Segel-Nationalmannschaft

Die als Dritte ins Medaillenfinale der RS:X-Surferinnen gestartete Münsteranerin Moana Delle hielt ihre beiden direkten Rivalinnen im spannenden Medaillenkrimi clever in Schach und verwies die Chinesin Jiahui Wu und die Polin Maja Dziarnowska in der Endabrechnung auf die Plätze zwei und drei.

Mit ihrem Sieg verabschiedet sich die Top-Athletin vom Segelklub Bayer Uerdingen vom olympischen Leistungssport. „Wir respektieren diese Entscheidung, doch Moana Delle wird uns als Sportlerin und als Mensch sehr fehlen“, sagte DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner (Hamburg), „sie hat mit ihrem Weltcup-Sieg noch einmal ihr großes Talent und ihr Leistungsvermögen unter Beweis gestellt. Unsere Tür bleibt für sie immer offen.“

Moana Delle selbst sagte: „Ich bin erfüllt von Freude über eine großartige Woche in tollen Bedingungen.” Auch deswegen tritt sie “ohne Wehmut“ ab. Moana Delle sagt, sie habe ihre letzte Regatta genossen, sich selbst ein goldenes Abschiedsgeschenk gemacht und wolle sich nun auf ihr Studium konzentrieren und neue Ufer ansteuern. Dem olympischen Segelsport wird sie fehlen, denn Nachwuchs ist in dieser Frauen-Surfdisziplin, die der Weltseglerverband ISAF schon einmal aus dem olympischen Programm gestrichen, dann aber wieder eingesetzt hatte, für Rio de Janeiro noch nicht in Sicht.

Für vielversprechenden Ausgleich sorgt RS:X-Surfer Toni Wilhelm, der auch bei seiner zweiten Regatta nach dem Weltcup-Comeback im März Weltklasse-Leistungen zeigte. Der 31-jährige Sportwissenschaftler vom Württembergischen Yacht-Club beendete die sechstägige Serie in Winden zwischen elf und 18 Knoten als Siebter in der Gewissheit: „Ich bin trotz fast eineinhalbjähriger Pause dran und drin in der Weltspitze. Die eigentlich Arbeit beginnt ja erst jetzt und ich freue mich auf alles, was nun kommt.“ Der Olympia-Vierte will es noch einmal wissen und 2016 vor Rio de Janeiro nach der Medaille greifen, die er vor Weymouth so knapp verfehlt hatte.

Drei weitere DSV-Teams des Audi Sailing Team Germany konnten sich beim Klassiker vor Hyères für die Medaillenrennen der jeweils besten zehn Teams in ihren Disziplinen qualifizieren: Im 49er FX segelten Tina Lutz vom Chiemsee Yacht Club und Susann Beucke aus Strande auf Platz sechs. „Die beiden haben bestechend konstante Ergebnisse abgeliefert und sich verlässlich in den Top Ten etabliert. Eine starke und sehr konzentrierte Leistung!“, lobte DSV-Vizepräsident Torsten Haverland. Vorschoterin Susann Beucke vom Hannoverschen Yacht-Club sagte: „Wir haben in dieser Serie umsetzen können, was wir uns nach Palma vorgenommen hatten. Das war gut. Nicht ganz so gut sind die drei Medaillenrennen heute verlaufen. Wir sind gut gestartet, aber nicht optimal mit dem kleinen begrenzten Kurs zurechtgekommen. Daran werden wir nun feilen.“

Auch zwei 470er-Crews machten mit ihren Finalteilnahmen auf sich aufmerksam: Jan-Jasper Wagner und Dustin Baldewein gewannen sogar das Medaillenrennen, wurden insgesamt Zehnte. Annika Bochmann und Karoline Göltzer belegten im Finale Rang sieben und beendeten die Weltcup-Regatta als Achte. Beide Teams kommen vom Verein Seglerhaus am Wannsee und schickten mit ihren Leistungen Grüße an die 470er-Hochburg der Hauptstadt. „Das war ein gelungener Auftritt“, sagte Nadine Stegenwalner, „auf dieser Basis muss nun intensiv weitergearbeitet werden.“

Kleine Rückschläge musste Laser-Steuermann Philipp Buhl vom Segelclub Alpsee Immenstadt und die 49er-Crew Erik Heil/Thomas Plößel vom Norddeutschen Regatta Verein in Frankreich einstecken. Der WM-Dritte aus Sonthofen und das Duo aus Berlin konnten ihr Leistungsvermögen nicht konstant abrufen. Herausragenden Einzelplatzierungen ließen sie einige heftige Ausrutscher folgen. Am Ende verpassten sowohl Deutschlands Segler des Jahres 2013 als auch die Palma-Weltcup-Sieger von 2013 den Sprung in die Medaillenrennen. „Das ist sicher kein Drama, denn das Leistungsvermögen ist ja vorhanden und sichtbar“, sagte Nadine Stegenwalner, „dennoch muss hier bis zum Saisonhöhepunkt bei der Weltmeisterschaft vor Santander im September intensiv an Konsequenz und Kontinuität gearbeitet werden.“

Für Lichtblicke am bislang eher düsteren Horizont in den Klassen Laser Radial und Nacra 17 sorgte der Nachwuchs. Stegenwalner sagte: „Der 21. Platz der erst 20 Jahre alten Junioren-Weltmeisterin Svenja Weger vom Potsdamer Yachtclub, die mit einem dritten, einem vierten und einem achten Rang ihr Potenzial im Laser Radial mehr als angedeutet hat, macht viel Hoffnung. Und auch der 34. Platz der noch sehr jungen Mannschaft Paul Kohlhoff und Carolina Werner im Nacra 17 zeigt, dass es langsam bergauf geht.

DSV-Präsident Andreas Lochbrunner hatte die Segel-Nationalmannschaft in Hyères besucht um sich ein Bild von der Arbeit des Teams vor Ort zu machen und die Seglerinnen und Segler persönlich zu treffen. „Ich gratuliere Moana und Heiko sehr herzlich – das waren tolle Leistungen! Das Ergebnis von Hyères ist insgesamt eine Steigerung zu den Resultaten von Palma. Das ist erfreulich, auch wenn noch viel Arbeit auf uns wartet. Ich habe einige Punkte gesehen, die mir Anlass zum Nachdenken geben. Ich werde mich dazu jetzt mit dem zuständigen Vizepräsidenten, der Sportdirektorin, den Fachleuten und Förderinitiativen beraten. Danach werden wir mit Transparenz und Konsequenz den Kurs nach Rio vielleicht auch mit ein paar neuen Ideen fortsetzen.“

GESAMTERGEBNISSE

Die erfolgreichsten Starter der Deutschen Segel-Nationalmannschaft beim Sailing World Cup vor Hyères in Frankreich 2014:

Medaillenrennen:
1. Moana Delle (Kiel) – Surfen RS:X (Segelklub Bayer Uerdingen)
6. Tina Lutz/Susann Beucke (Bergen/Strande) – 49er FX (Chiemsee YC, Hannoverscher YC)
7. Toni Wilhelm (Dogern) – Surfen RS:X (Württembergischer YC)
8. Annika Bochmann/Karoline Göltzer (Kiel) – 470er (Verein Seglerhaus am Wannsee)
10. Jan-Jasper Wagner/Dustin Baldewein (Berlin) – 470er (Verein Seglerhaus am Wannsee)

11. Erik Heil/Thomas Plößel  (Kiel) – 49er (Norddeutscher Regatta Verein)
14. Philipp Buhl (Sonthofen) – Laser (Segelclub Alpsee Immenstadt)
14. Leonie Meyer/Elena Stoffers (Osnabrück) – 49er FX (Norddeutscher Regatta Verein)

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