Jahrestagung des Weltsegler-Verbandes (ISAF)

Das Starboot steht möglicherweise vor dem olympischen Aus. Das Events Committee und das Council des Weltsegler-Verbandes (ISAF) entschieden sich nach eingehenden Beratungen auf der Jahrestagung in Athen knapp gegen das Zweimann-Kielboot. Diese und weitere Entscheidungen mit Blick auf die Disziplinen für die Olympischen Spiele 2016 sind bis Mai des kommenden Jahres jedoch nur vorläufig. 

Das Starboot wurde als älteste aller zehn aktuellen olympischen Segeldisziplinen 1932 eingeführt. 1976 wurde der Star schon einmal zu Gunsten des Tempests aus dem olympischen Segelprogramm gestrichen, schaffte aber zwei Olympiaden später das Comeback. Immer wieder behauptete sich das schlanke 6,90 Meter lange und klassisch anmutende Boot seitdem gegen modernere Klassen. Internationale Segelstars wie Dennis Conner, Torben Grael oder Iain Percy sorgten für sportliche Ausrufezeichen im Starboot und Segelprominenz bei Olympischen Spielen.

Eine neue Chance dagegen gibt es für den Katamaransport. Ob der Tornado das Comeback schafft oder ein anderes Zweirumpf-Boot nominiert wird, will die ISAF zwar erst im kommenden Jahr nach intensiven Tests entscheiden. Einig waren sich die Deligierten aber darin, dass der attraktive Katamaran wieder olympisch und künftig von gemischten Crews – einer Frau und einem Mann – gesegelt werden soll.

Weiter entschied die ISAF, dass die Disziplin 2-Hand-Boot für Frauen durch eine Skiff-Jolle wie beispielsweise einem 29er für Frauen ersetzt werden soll. Auch in dieser Disziplin will der Weltverband vorerst in einer Evaluierung eine passende Skiff-Klasse ermitteln, bevor die Entscheidung endgültig fällt.

Der Weltsegler-Verband will im kommenden Jahr außerdem Testserien mit Surfboards und Kiteboards durchführen und prüfen, welche der beiden Disziplinen jeweils für Männer und Frauen 2016  – gegebenenfalls auch kombiniert – olympisch werden soll. Endgültige Entscheidungen werden auch hier nicht vor Mai 2011 gefällt.

DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner sagte nach den Entscheidungen von Athen: „Der Weltverband wollte ein klares Zeichen im Sinne des IOC setzen und Entscheidungen treffen. Man hat sich nicht gedrückt. Wir müssen aber auch erkennen, dass keine der gefällten Entscheidungen als endgültig betrachtet werden kann, denn bindende Beschlüsse werden erst 2011, einige sogar erst in 2012 gefasst.“

Nadine Stegenwalner war bei den Abstimmungsprozessen in Griechenland dabei und sagt: „Die Ergebnisse waren teilweise sehr, sehr knapp. Daher müssen wir die Beschlüsse im kommenden Jahr abwarten bevor wir selbst die Weichen neu stellen. Wir sind sicher, dass in den kommenden Monaten hinter den Kulissen weiter mit viel Einsatz um den olympischen Status gerungen wird.“

Sechs der zehn olympischen Segeldisziplinen für 2016 sollen als so genannte Kerndisziplinen möglichst längerfristig olympisch bleiben. Der Weltverband will damit den Aktiven in aller Welt und auch den nationalen Verbänden eine bessere Planbarkeit ermöglichen und verlässliche Wege in die Zukunft aufzeigen. „Diese Politik begrüßen wir ganz ausdrücklich und wünschen uns baldmöglichst klare und langfristige Entscheidungen“, sagte Nadine Stegenwalner.

Folgende Klassen wurden dafür nominiert:

Surfen oder Kitesurfen Männer – Evaluation (*)
Surfen oder Kitesurfen Frauen – Evaluation (*)
Einhandjolle Männer – Laser
Einhandjolle Frauen – Laser Radial
Zweihand-Skiff Männer – 49er
Zweihand-Skiff Frauen – Evaluation (*)

Folgende vier Disziplinen wurden für die Olympischen Spiele 2016 nominiert, sollen aber von einem zum nächsten olympischen Zyklus erneut überprüft werden und künftig flexibler gegen modernere Bootstypen austauschbar bleiben:

Zweite Einhandjolle Männer – Finn Dinghi
Kielboot Frauen – Elliott 6m
Mehrrümpfer mit gemischter Crew (Frau/Mann) – Evaluation (*)
Zweihandjolle mit gemischter Crew & Spinnaker – 470

(*) In den mit Sternchen versehenen Disziplinen sind Evaluationen (Material-, Test- und Präsentationsserien) geplant, in denen in Frage kommende Boot miteinander verglichen werden, um zu einer faktenorientierten Entscheidung zu gelangen.

Ob es aber tatsächlich bei den oben genannten Disziplinen bleibt, entscheidet die ISAF bei ihrer Halbjahresversammlung im Mai 2011 in St. Petersburg. Winterruhe wird in vielen Disziplinen bis dahin nicht herrschen. „Ich schätze, dass in einigen Disziplinen noch viel passieren wird“, sagt Nadine Stegenwalner. Um die aktuellen Beschlüsse zu kippen, werden im kommenden Jahr jedoch pro Entscheidung mindestens 50 Prozent der Stimmen im ISAF-Council benötigt.

Hamburg, 17. November 2010

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