Deutscher Segelleistungssport im Aufwind – Erfolge bei Kieler Woche stärken DSV-Flotte in der neuen Segel-Nationalmannschaft

Hamburg (DSV, 25. Juni 2010) –  Insgesamt segelten 15 deutsche Mannschaften bei der 116. Kieler Woche in zehn olympischen Disziplinen und der Paralympics-Klasse 2.4mR in die Top Ten. „Darüber sind wir natürlich sehr glücklich“, sagt DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner, „jetzt führt die harte Arbeit unserer Segler und Seglerinnen und ihrer Trainer in den vergangenen Jahren endlich wieder zum verdienten Erfolg. Wir verspüren nach schweren Zeiten wieder Aufwind und werden den nutzen, um mit Blick auf die Olympischen Spiele 2012 weiter hart zu arbeiten.“
 
Besonders stark präsentierten sich vor Kiel die Disziplinen Laser, Starboot und 470er-Frauen, in denen jeweils mehrere Mannschaften die finalen Medaillenrennen erreichten. Nadine Stegenwalner sagt: „Es ist sehr erfreulich, dass so viele junge Talente ihren Rückstand auf die Weltspitze deutlich verkürzen konnten und nun ihre olympischen Chancen nutzen wollen.“

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Die Premiere des Audi Sailing Team Germany begrüßten Nadine Stegenwalner und das DSV-Präsidium in Kiel ausdrücklich. Die Bilanz von DSV-Vizepräsident Torsten Haverland, im Verband für den Leistungssport verantwortlich: „Man hat gesehen und gefühlt, dass die neue Segel-Nationalmannschaft den Aktiven zusätzlichen Rückhalt geben kann. Wir haben nicht ohne Grund sehr viel Zeit und Arbeit in diese Partnerschaft mit dem Sailing Team Germany investiert und freuen uns nun über den gelungenen ersten Auftritt. Natürlich liegt noch viel Arbeit vor uns, denn wir alle tragen gemeinsam eine Riesenverantwortung gegenüber unseren Seglern und den Mitgliedern im Deutschen Segler-Verband.“

Nach wie vor liegt die Verantwortung für die sportfachliche Besetzung und Nominierung von Trainern und Seglern im olympischen Leistungssport beim Deutschen Segler-Verband. Doch die wirkungsvolle Initiative und Flankierung durch das Audi Sailing Team Germany trägt bereits Früchte, eröffnet neue Freiräume. „Wir müssen vor allem der Jugend klare Wege in den Leistungssport aufzeigen“, so Haverland, der selbst olympischer Leistungssportler war, die Sorgen der Aktiven nur zu gut kennt und Mitglied im Aufsichtsrat des Audi Sailing Team Germany ist, „es geht um bessere Planbarkeit mit Blick auf aktuelle und mögliche zukünftige olympische Disziplinen. Dieser Punkt ist auch vom Weltseglerverband klar erkannt. Ziel ist es, schnellstmöglich acht olympische Klassen für zehn Jahre im Voraus festzulegen und zwei weitere für mindestens sechs Jahre zu fixieren. Nur dann ist es für viele Talente wieder möglich, auf dem Weg zu Olympischen Spielen auf die richtigen Klassen zu setzen und die notwendige Erfahrung zu sammeln.“ Haverland bezieht sich in seiner Forderung auf den durchaus selbstkritischen und für die Zukunft wegweisenden „Olympic Report“ den der Weltseglerverband gerade veröffentlicht hat. Der Report ist auf der ISAF-Homepage (www.sailing.org ) nachzulesen und birgt über sportfachliche Themen hinaus auch interessante Analysen zu Themen wie „Segelsport & Medien“.

KADER IM WANDEL
 
Der Leistungssportkader des Deutschen Segler-Verbandes wird planmäßig zum 30. Juni überprüft. Die Nominierungen und die Berufungen für das kommende Jahr 2011 erfolgen nach den Ausschuss-Sitzungen in der Präsidiumssitzung Ende September und werden wie gewohnt zum 1. Januar des kommenden Jahres wirksam. Hinzu kommt in diesem Herbst die Nominierung der Mitglieder für das gesondert geförderte TOP-Team. Die Kriterien für diesen „Olympiakader“ sind seitens des DOSB noch nicht endgültig festgelegt. Dazu informieren wir in einem der kommenden Trendletter gesondert. Der Deutsche Segler-Verband geht davon aus, dass die Kriterien noch enger und anspruchsvoller gesteckt sein werden als vor vier Jahren.

Nach den jüngsten Erfolgen deutscher Mannschaften und weiteren noch anstehenden Europa- und Weltmeisterschaften in vielen olympischen Klassen rechnen Nadine Stegenwalner und Torsten Haverland mit einem wachsenden A-Kader, der aktuell nur fünf Mitglieder hat. So konnten sich beispielsweise die neuen Starboot-Europameister Johannes Polgar und Markus Koy schon jetzt ihren A-Kaderplatz für 2011 sichern. Ebenso die Starboot-Segler Johannes Babendererde und Timo Jacobs mit ihrem zehnten Platz bei der Weltmeisterschaft Anfang des Jahres. In den B-Kader segelten bei der Laser-Europameisterschaft vor Tallinn der erst 20 Jahre alte Sonthofener Sportsoldat Philipp Buhl und sein 23 Jahre alter Trainingspartner Simon Grotelüschen aus Lübeck mit den Plätzen vier und sieben.

DER OLYMPISCHE QUALIFIKATIONS-MODUS STEHT
 
Auch der nationale Nominierungsweg für die Teilnahme an der olympischen Regatta 2012 vor Weymouth in Großbritannien wurde bereits festegelegt. „Er macht Sinn, ist fair und leicht verständlich, beinhaltet einen Auftritt vor heimischem Publikum, berücksichtigt das Anforderungsprofil an künftige Olympiateilnehmer und eröffnet viele Chancen“, sagt Torsten Haverland. Die Langfassung des Qualifikationssystems ist auf der Homepage des Verbandes (www.dsv.org) nachzulesen. Die wichtigsten Bausteine:
 
1.    Die finale Nominierung erfolgt durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB)
2.    Teilnehmer an Olympischen Spielen müssen die internationalen Kriterien zur Nationenqualifikation des Weltseglerverbandes (ISAF) erfüllen.
3.    Die Erfüllung dieser Nationenqualifikation ist kein Kriterium für die Nominierungsvorschläge des Deutschen Segler-Verbandes an den DOSB. Der Olympiateilnehmer muss nicht derjenige sein, der den Nationenplatz ersegelt hat. Anders herum ist der Nationenplatz die Voraussetzung für die Besetzung in einer Disziplin. Die Nationenplätze werden bei den ISAF Worlds 2011 (75 Prozent) oder bei den Weltmeisterschaften der einzelnen Klassen (25 Prozent) in 2012 vergeben.
4.    Die DOSB-Norm zum Nachweis der sogenannten Endkampfchance muss erfüllt sein. Hierzu werden aus deutscher Sicht alle internationalen und nationalen Teilnehmer der folgenden ISAF-Veranstaltungen nach einem festgelegten Punktsystem in einer speziellen DSV-Wertung erfasst: Der ISAF Weltcup Sail for Gold Regatta 2011 im Olympiarevier vor Weymouth, der ISAF Weltcup Kieler Woche 2011 und die Weltmeisterschaften 2011 vor Perth (Australien).
5.    Jeder deutsche Teilnehmer, der nach Abschluss der Weltmeisterschaft 2011 in der internen DSV-Wertung der drei oben genannten Regatten unter den ersten zehn Nationen platziert ist und mindestens sechs Punkte für die DSV-Wertung bei einer der drei Veranstaltungen ersegelt hat, hat die DOSB-Norm erfüllt.
6.    Das DSV-Punktsystem ist so konzipiert, dass Podiumsplätze im Verhältnis höher bewertet werden und damit besonders erstrebenswert sind. So soll der Kampf um Medaillen in den Mittelpunkt rücken und das in der Vergangenheit teilweise mögliche Taktieren unattraktiv gemacht werden.
7.    Der DSV wird dem DOSB die bestplatzierte Mannschaft der internen Wertung zur Nominierung für die Olympischen Spiele 2012 vorschlagen.
 
Das System sieht naturgemäß noch einige Sonderregelungen – beispielsweise für die Fälle von Punktgleichheit – vor, die auf der DSV-Homepage im einzelnen nachzulesen sind. Der den aktuell aktiven Kaderseglern und Trainern bereits vorgestellte Nominierungsweg ist auf große Zustimmung gestoßen.   

Information/Rückfragen:
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