Glück und Leid der Paralympics-Segler

Siegerehrung Goldmedaille in der Sonarklasse
Foto: Getty Images / Chien Min Chung

(Hamburg, 13. September 2008) Des einen Freud war am Samstag im Olympiarevier von Qingdao des anderen Leid im Lager der deutschen Segler. Während das Sonar-Team um Steuermann Jens Kroker über Gold jubelte, musst 2.4mR-Steuermann Heiko Kröger zum zweiten Mal nach den Paralympics in Athen vor vier Jahren mit dem undankbaren vierten Platz zufrieden sein. In beiden Klassen hatte es zuvor Herzschlagfinals gegeben.

„Das ist der größte vorstellbare Erfolg, wir sind überglücklich, können es noch gar nicht fassen“, jubelte Jens Kroker nach seinem Sieg in der Fushan Bucht. Vier Sonar-Teams waren zuvor mit jeweils nur einem Punkt Unterschied in die elfte und entscheidende Wettfahrt gestartet. Zwar belegte die deutsche Mannschaft mit Siegmund Mainka und Robert Prem im hochspannenden Finalthriller nur Rang fünf, doch die ärgsten Konkurrenten waren noch schlechter.

Pech hatte die eine Woche lang in Führung liegende Mannschaft des Franzosen Bruno Jourdren, der beim Runden einer Wendemarke die Fock riss. Damit war der Weg frei für das deutsche Trio, dem in der Endabrechnung nach elf Wettfahrten 35 Punkte zum süßen Triumph reichten. Die Franzosen ersegelten mit 36 Punkten Silber. Das australische Team von Steuermann Colin Harrison sicherte sich mit gleicher Punktzahl aber weniger Tagessiegen die Bronzemedaille.

„Wir freuen uns jetzt wahnsinnig auf die Medaillenzeremonie und gehen heute Abend richtig feiern“, sagte der Münsteraner Jens Kroker, der für den Yachtclub Berlin-Grünau startet. „Dieser Sieg ist fast ein kleines Wunder, denn wir hatten als Team nach dem Ausfall von unserem Vorschoter Tobias Schütz in unserer neuen Konstellation gerade mal 20 Stunden gemeinsames Training.“ Profitiert hat die Kroker-Crew bei ihrem Sieg auch vom Strömungstraining in Wilhelmshaven, das der Skipper zur Vorbereitung auf das schwierige Strömungsrevier im Gelben Meer anberaumt hatte.

Nur einer konnte am Samstag in der olympischen Segelstadt Qingdao nicht jubeln: Heiko Kröger aus Mönkeberg bei Kiel musste sich im Ein-Mann-Kielboot 2.4mR im Endspurt denkbar knapp geschlagen geben. Nach Rang sieben im letzten Rennen war Kröger zwar punktgleich mit dem Bronzemedaillengewinner John Ruf aus Amerika (beide 28 Punkte), hatte aber weniger erste Ränge vorzuweisen. Olympiasieger wurde der Kanadier Paul Tingley (21 Punkte) vor dem am Finaltag stark aufkommenden Franzosen Damien Seguin (25 Punkte).

„Das einzige Licht, das ich heute am Horizont sehen kann, ist die leicht durch die Wolkendecke schimmernde Sonne“, sagte der restlos enttäuschte Steuermann vom Kieler Yacht-Club nach dem Finale. „Es ist bitter, zweimal hintereinander Vierter zu werden. Noch schlimmer ist, dass ich in Athen selber Schuld hatte. Mein Boot war damals nicht gut vorbereitet, ich selbst nicht in Bestform. Hier in Qingdao aber stimmte eigentlich alles. Ich habe selten eine so brilliante Serie gesegelt, bin auch rasend schnell über den Kurs gekommen. Da ist es hart, wenn man nach ein, zwei Aktionen und Situationen wie extremen Drehern, die man nicht selbst in der Hand hat, so abserviert wird.“

Ob Kröger als eines der prominenten Aushängeschilder des Deutschen Behinderten-Sportverbandes seine überaus erfolgreiche Karriere fortsetzen will und kann, stand am Samstag noch nicht fest. „Bei uns gibt es seit drei Jahren neue Kaderkriterien. Da verliert man als Vierter schon seinen Kaderplatz und fliegt damit aus der Förderung.“ Kröger will nach Rückkehr in die Heimat zunächst seine Optionen prüfen und dann eine Entscheidung über die Zukunft seiner Segelkarriere treffen.