Zukunft des Segelsports

Das Präsidium lädt Vereine und ihre Delegierten ein, ihre Meinung und Einschätzung zu dieser Analyse beizutragen. Das Dokument soll künftigen Diskussionen als Grundlage dienen und helfen, die Anliegen des Vereinssegelsports gemeinsam zu befördern.

Organisationsformen

Das Präsidium hat sich sehr eingehend mit den verschiedenen rechtlichen und organisatorischen Modellen für die zeitgemäße Organisation von segelsportlichen Aktivitäten beschäftigt und dabei die heute eindeutig gängigste Organisationsform „Gemeinnütziger Verein“ in einen kritischen Vergleich zu alternativen wirtschaftlichen Organisationsformen wie „Gesellschaft Bürgerlichen Rechts“ und „Gesellschaft mit beschränkter Haftung“ gestellt.

Zukunftsfähigkeit des Modells „Verein“

Das Präsidium hält das selbst verwaltete und demokratisch aufgebaute Organisationsprinzip „Verein“ nach wie vor für die beste Grundstruktur des gemeinnützigen Segelsports. Sport lässt sich in diesem organisatorischen und konstitutionellen Rahmen in Eigeninitiative und ständiger Rückkopplung mit den Interessen und Wünschen der Einzelmitglieder organisieren. Die Flexibilität der Struktur stellt sicher, dass sich die Interessen der Mitglieder entfalten und Einzelmitglieder sich mit den gemeinsamen gemeinnützigen Zielen identifizieren können. Das korporative Modell „Verein“ ist demokratisch angelegt und effizient handhabbar, weil es per Satzungsbeschluss der Mitgliederversammlung schnell an neue Anforderungen angepasst werden kann.

Größe der Vereine

Die realistische Betrachtung der Vereinswirklichkeit im deutschen Segelsport zeigt, dass die praktischen, personellen und finanziellen Möglichkeiten eines Durchschnittsvereins mit einer Größe von 130 Mitgliedern und einem durchschnittlichen Jahresbeitrag von 120 Euro begrenzt sind. Spitzenvereine mit 1000 und mehr Mitgliedern, hauptamtlich betreuten Vereinseinrichtungen und einem umfassenden Trainings- und Regattabetrieb sind – so wichtig sie als beispielhafte Vorbilder sind – im deutschen Segelsport die Ausnahme.

Erwartungen der Einzelmitglieder

Die Schere zwischen Erwartungshaltung – man könnte auch sagen: Anspruchshaltung – der Einzelmitglieder und der Leistungsfähigkeit öffnet sich gerade bei Durchschnittsvereinen immer weiter. Ein Dilemma, dem sich viele ehrenamtliche Vereinsvorstände gegenüber sehen.

Vereinsfinanzen

Die Haushaltssituation vieler Vereine wird zunehmend schwieriger, weil früher zur Verfügung stehende Quellen der komplementären Vereinsfinanzierung, wie z.B. öffentliche Fördermittel, wegfallen, reduziert oder an höhere Anforderungen geknüpft werden.

Externe Belastungen der Vereine durch Gebühren und Abgaben, behördliche Auflagen und notwendige Verwaltung nehmen tendenziell zu, auch wenn die Initiativen des Deutschen Olympischen Sportbundes und der Bundesregierung von dem erklärten Wunsch getragen sind, hier mehr Entlastung zu erreichen.

Demographie und Freizeitangebote

Die demographische Entwicklung und Ausdifferenzierung der Freizeitaktivitäten führen – bezogen auf den gesamten deutschen Sport – dazu, dass es vielen Sportarten zunehmend schwerer fällt, den Mitgliederbestand in ihren Vereinen zu halten. Die Analyse der Gesamtmitgliederentwicklung in den DSV-angehörigen Vereinen zeigt allerdings, dass die Segelvereine bisher insgesamt offensichtlich in der Lage waren, sich von diesem rückläufigen Trend abzukoppeln. Die Gesamtmitgliederzahlen und auch der Anteil von Jugendlichen an der Gesamtmitgliederzahl bleiben erfreulicherweise seit Jahren nahezu konstant.

Von zentraler Bedeutung ist dabei eine konsequente, gut organisierte Öffentlichkeitsarbeit.

Strukturelle Lösungen

a) Größe und Leistungsfähigkeit
Das vorhandene Datenmaterial lässt keinen singulären Zusammenhang zwischen Größe und Attraktivität der Vereine erkennen.
Die Stärke großer Vereine liegt allerdings eindeutig in den meist besseren Rahmenbedingungen für die professionelle oder semiprofessionelle Betreuung des Ausbildungs- und Trainingsbetriebs. Diesen Vereinen gelingt es dadurch, junge Mitglieder nachhaltig an sich zu binden.

Sehr positiv hat das Präsidium festgestellt, dass bei einzelnen Segelsportvereinen die Attraktivität der Sportangebote offenbar so groß ist, dass es bereits Wartelisten für jugendliche Mitglieder gibt.

b) Vereinsfusionen
Der auf den ersten Blick nahe liegende Weg einer Fusion zu größeren Organisationseinheiten ist angesichts des dazu notwendigen Eingriffs in die über viele Jahre gewachsenen örtlichen Strukturen vermutlich nur in wenigen Fällen wirklich gangbar. Die eigenständige Identität und örtliche Präsenz eines Vereins mit eigenem Clubstander und Clubnamen am Hausrevier ist oft die Wurzel des funktionierenden sozialen Gebildes „Verein“. Moderne, an die Wirtschaft angelehnte Managementmethoden sind daher für sich genommen wohl nur in wenigen Einzelfällen geeignet, Vereine zukunftsfähig aufzustellen.

c) Vereinskooperationen
An vielen Revieren funktionieren Vereinskooperationen, wie z.B. Regattagemeinschaften, Trainingsgemeinschaften oder die wechselseitige Bereitstellung oder gemeinschaftliche Nutzung von Booten, Material, Gebäuden und Hafenanlagen. In einzelnen Fällen ist es sogar gelungen, mehrere von Schließungen bedrohte Hafenanlagen in neue gemeinschaftliche Hafenanlagen zusammen zu fassen und damit auch organisatorisch deutlich effizienter zu gestalten. Dabei lassen sich auch Lösungen finden, die Rücksicht auf die Identität und Autonomie der einzelnen mitwirkenden Vereine nehmen.

d) Kooperationen Verein/Unternehmen
Eine Zusammenarbeit von gemeinnützigen Vereinen auf der einen und gewerblichen Unternehmen auf der anderen Seite funktioniert wegen der doch unterschiedlichen Grundinteressen insbesondere dann, wenn klare Leistungs- und Gegenleistungsverhältnisse vereinbart sind, beiderseits nachhaltige Vorteile bringen.
Beispiel: Verein – Gastronomie, Verein – Hafenbetreiber, Verein – Bootsbaubetrieb, Verein – Bootsvermieter/Vercharterer.

e) Kooperation mit anderen Sportartenvereinen
Einiges deutet darauf hin, dass die Attraktivität von Vereinen für ihre Einzelmitglieder mit der Bandbreite der angebotenen Sportarten steigt. Großvereine mit einem umfassenden „Warenkorb“ an Sportangeboten (Mehrsportartenverein) können ihre Mitglieder meist nachhaltig an sich binden. Kooperationen zwischen traditionellen Segelsportvereinen und solchen „Mehrspartenvereinen“ sind allerdings selten.

Ob eine Kooperation zwischen mehreren Einspartenvereinen verschiedener Sportarten geeignet ist, den gleichen Effekt zu erzielen, muss bezweifelt werden. Häufig spielt hier die gewachsene gesellschaftliche Struktur in den Ausgangsvereinen und die enge ideelle Bindung an die eigene Sportart eine erhebliche Rolle.

Die spezielle Beobachtung der Segelsportszene zeigt andererseits, dass solche Vereine durchaus erfolgreich sind, die ihre primäre Ausrichtung auf Segeln ergänzen durch kompatible Nebenangebote wie z.B. Fitness, Jogging, Tanzen etc.

f) Dienstleistung und Investition
Die Schaffung eines professionell oder semiprofessionell geprägten Vereinsangebots erfordert in aller Regel Vorabinvestitionen des Trägervereins. Je stärker ein Verein sich als Servicebetrieb und Dienstleister aufstellt, desto mehr wird er an den „echten“ d.h. gewerblichen Dienstleistern gemessen und muss in deren täglicher Konkurrenz bestehen.

Nebeneffekt kann sein: Ein noch deutlicher hervortretendes Kosten-Nutzen-Denken der Einzelmitglieder bis hin zu der Frage, dass Mitgliedschaften nur noch auf Zeit, nämlich für die Dauer einer konkreten Dienstleistung, eingegangen werden.

Beim Wechsel von der ideellen zur dienstleistungsorientierten Zielsetzung stellt sich für manchen Verein auch die Sinnfrage. Ist es Aufgabe eines gemeinnützigen Sportvereins, Sportbetrieb in Form gewerbeähnlicher Dienstleistungen bereit zu stellen?

Die Erwartungs- bzw. Anspruchshaltung der Einzelmitglieder ist das eine. Das andere ist die Bereitschaft ehrenamtlicher Funktionsträger, auf der Seite der Leistungserbringung persönlich als „Dienstleister“ für andere aufzutreten. Hier zeigt sich, dass ideelle Orientierung keine Einbahnstraße ist. Entscheidet ein Verein sich für eine Rolle als Dienstleister, wird er häufig auch nicht umhin kommen, mit bezahlten Kräften zu arbeiten.

Analog gilt dasselbe auch für den Bereich der Vereinsfinanzierung. In einem serviceorientierten Verein ist die Bereitschaft der Mitglieder, Nachwuchs- oder Leistungssportprojekte über den Vereinsbeitrag zu „subventionieren“, durchweg geringer als in einem ideell ausgerichteten Verein. Selbstlose finanzielle Förderung durch Erwachsene motiviert andererseits geförderte junge Mitglieder, sich im Gegenzug auch selbst ideell zu engagieren.

Hier bietet die Vereinslandschaft ein uneinheitliches Bild. Bei vielen Einzelmitgliedern in den Vereinen steht das eindeutige Interesse im Vordergrund, in erster Linie den eigenen Sport kostengünstig und im engen Freundeskreis zu organisieren. Dabei mag eine Rolle spielen, dass der Segelsport im Regelfall kein Mannschaftssport, sondern eine Individualsportart ist.

Einigen Vereinen gelingt es gleichwohl, die gesellschaftliche und soziale Brücke zwischen einer großen Zahl breitensportlich aktiver Mitglieder und einem kleinen Kreis geförderter Nachwuchs- und/oder Spitzensegler zu schlagen.

Vereinsfinanzierung

Die Möglichkeiten der Finanzierung eines modernen Vereinsbetriebs stellen nach Überzeugung des Präsidiums eine zentrale Bedingung für die Zukunftsfähigkeit der Segelsportvereine dar.

a) Beiträge
Die Beitragsfinanzierung des allgemeinen Vereinshaushalts und die Umlagenfinanzierung für Sonderprojekte sind nach wie vor die zentralen Säulen der regulären Vereinsfinanzierung.

b) Mäzenatentum
Das Mäzenatentum, d.h. die finanzielle Direktförderung, Schenkung sowie Einräumung von Erbschaften und Vermächtnisse durch einzelne private Personen, wie Vereinsmitglieder oder segelbegeisterte Dritte hat eine lange Tradition im Segelsport. Die persönlich geprägte Natur dieser Förderung bringt es mit sich, dass solche Modelle in der Praxis häufig im unmittelbaren Umfeld eines Vereins stattfinden und darauf beschränkt bleiben.

c) Spenden
Die freiwillige Hingabe von Finanzierungsmitteln für nicht wirtschaftliche Zwecke eines gemeinnützigen Vereins ist eine steuerlich begünstigte Form der Vereinsfinanzierung. Die Freiwilligkeit bringt es allerdings mit sich, dass eine langfristige Haushaltsplanung darauf in aller Regel nicht gestützt werden kann.

d) Projektfinanzierung mit Partnern
Als erfolgreich hat sich daneben – jedenfalls bei der Projektfinanzierung – die Zusammenarbeit zwischen Vereinen und Partnerunternehmen erwiesen. Ein gutes Beispiel ist hier das Projekt Alsterkids, Wannseekids und demnächst Warnowkids. Der Deutsche Segler-Verband unterstützt das Projekt fachlich wegen seines modellhaften Charakters. Zentral wichtig ist dabei die abgestimmte Öffentlichkeitsarbeit, die dem Partner einerseits die notwendige Publizität zur Erreichung seiner kommunikativen Unternehmensziele sichert und andererseits Hemm-schwellen für den Einstieg in den als aufwändig und teuer geltenden Segelsport abbauen hilft.

e) Marketing über Tochtergesellschaften
Einzelne Vereine haben den Weg der Gründung einer Tochtergesellschaft gewählt, die dann aktives Marketing betreibt, Leistungssportler des Vereins fördert, als wirtschaftlich Verantwortlicher für Events auftritt und/oder eine dauerhafte Plattform für die Ansprache von Partnern aus der Wirtschaft bietet.

Eine sorgfältige Trennung der wirtschaftlichen Aktivitäten vom gemeinnützigen Vereinsbetrieb ist – schon aus steuerlichen Gründen – immer dann zu empfehlen, wenn der Verein bei der Akquisition von Zuwendungen aktive Marketingmaßnahmen plant. Zu beachten ist allerdings: Mit der Gründung und Führung einer gewerblich aufge-stellten Marketing-GmbH nimmt der Gesellschafter (Verein) eine unternehmerische Tätigkeit auf, nimmt am gewerblichen Markt teil und tritt mit anderen Anbietern in Wettbewerb. Die GmbH unterliegt mit ihren Gewinnen grundsätzlich der vollen Steuerpflicht. Vereine, die einen solchen Schritt erwägen, sollten sich darüber im Klaren sein, dass sie dazu in aller Regel ein professionelles kaufmännisches Management benötigen.

Das Präsidium hat sehr positiv zur Kenntnis genommen, dass der zum Thema Vereine und Steuern angebotene Workshop „DSV-Kompakt“ von den Mitgliedsvereinen gut angenommen worden ist. Es hat beschlossen, eines der Foren des Deutschen Seglertages 2007 ebenfalls diesem Thema zu widmen und dazu kompetente Fachleute als Referenten hinzu zu ziehen.

f) Stiftungen
Die Stiftung ist eine gemeinnützige, dauerhafte, etwas Bleibendes hinterlassende, ein Zeichen setzende Möglichkeit der Finanzierung, mit deren Hilfe sich über den Gründerwillen hinweg einen langen Zeitraum hindurch Förderziele verwirklichen lassen. Für die meisten Gründungswilligen ist eine Stiftung das ideale Mittel, um im eigenen Namen langfristig bestimmte segelsportliche Ziele zu fördern, die ihnen besonders am Herzen liegen. So gibt es viele, insbesondere auch ältere Mitglieder in den Vereinen, die auf lange Sportkarrieren zurückblicken und gerne möchten, dass sie zusammen größtenteils mit anderen eine dauerhafte Förderung ihrer Jugendlichen, des olympischen Sports oder des Fahrtenseglersports aufrechterhalten wollen, das mit normalen Beiträgen nicht mehr bezahlt werden kann. Hier ist die Stiftung das geeignete Finanzierungsinstrument. Es werden fixe Beträge zu einer Kapitalausstattung der Stiftung zusammengetragen und aus den Erlösen die gemeinnützigen Maßnahmen finanziert. Stifter bleiben dabei angesprochen, d.h. sie entscheiden über die Mittelverwendung, indem sie z.B. in einem Stiftungsgremium mitwirken. Gemeinnützige Stiftungen sind steuerbegünstigt. Im Bereich Kultur wird dieses Instrument seit langem genutzt.

Gender-Entwicklung / Frauen im Sport und im Vereinsmanagement

Aus gegebenem Anlass hat sich das Präsidium mit der besonderen Fragestellung befasst, welche Bedeutung die Gender-Entwicklung im organisierten Segelsport hat.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) und die International Sailing Federation (ISAF) fordern den gleichberechtigten Zugang der Geschlechter und aller gesellschaftlichen Gruppen zum Breiten- und Spitzensport. Die ISAF hat bei der letzten Wahl des Executive Committee ein neues Wahlverfahren mit einer Einschränkung des passiven Wahlrechts angewandt. Dies bedeutet, dass ab einer bestimmten Anzahl im Executive Committee vertretener Männer nur noch Frauen gewählt werden können. Auf diese Weise wurde das vom IOC geforderte Betei-ligungsverhältnis durchgesetzt.

Auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und die für Sportförderung zuständigen öffentlichen Stellen in Deutschland haben entsprechende Programme beschlossen. Der DOSB fragt bei seinen Mitgliedsorganisationen regelmäßig den Umsetzungsstand ab.

Bei jeder aus dem Kinder- und Jugendplan geförderten Jugendmaßnahme muss ein Sachbericht gegeben wer-den, in dem zur Frage der Gender Situation Stellung genommen wird. In diesen Sachberichten werden regelmäßig auch jugendspezifische Auswertungen zur Geschlechterrepräsentanz angefertigt.

Die statistische Analyse zeigt für den Segelsport:
Im jungen Clubsegeln wird das ausgewogene Verhältnis von Mädchen zu Jungen zunehmend Wirklichkeit. Je jünger die Mitglieder, desto größer ist der Anteil der weiblichen Mitglieder in den deutschen Segelvereinen. Bei den Kindern und Jugendlichen (bis 19 Jahre) beträgt das Verhältnis 65 Prozent Jungen zu 35 Prozent Mädchen. Bei den Melde- und Ergebnislisten der Jugend- und Jüngstenregatten liegt die Quote bei 70 zu 30 Prozent. Betrachtet man alle Altersgruppen in den Vereinen, liegt das Verhältnis bei 75 zu 25 Prozent. Bei der Versammlung der Jugendsprecher während des Jugendseglertreffen 2007 waren Jungen und Mädchen mit je 50 Prozent dabei. Bei den Teilnehmern des Jugendseglertreffens betrug der Anteil der weiblichen Delegierten etwa 1/3.

Das DSV-Präsidium sieht in dieser Entwicklung Potenzial. Wenn feststeht, dass Mädchen sich ebenso für den Segelsport begeistern wie Jungen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch im Erwachsenenbereich ein ausgewogenes Verhältnis erreicht ist. Dies kann man beschleunigen. Der DSV wird daher das Thema als eine der zentralen Zukunftsaufgaben in den Focus der Diskussionen beim diesjährigen Seglertag rücken.

Dabei stellt sich nach Ansicht des Präsidiums nicht nur die Frage, ob gleichberechtigter Zugang zu Sport und zu Ehrenämtern im Sport gewährleistet ist, sondern ob bisher unterrepräsentierte Gruppierungen darüber hinaus sogar interessante Zielgruppen für Mitgliederwerbung sein können.

Im Bereich Ehrenamt sieht die Situation wie folgt aus: 45 DSV-Mitgliedsvereine (von 1346) werden derzeit von einer ersten Vorsitzenden geführt. In den Vereinsvorständen sind 1.127 Frauen und Mädchen tätig (Die Gesamtzahl der Ehrenämter in den Vereinsvorständen liegt etwa bei 8.000). In den Vorständen der Landesseglerverbände sind 11, in DSV-Gremien 8 Frauen tätig.

Einige Vereine haben gute Erfahrungen damit gemacht, Männer und Frauen gleichberechtigt als Vollmitglieder zu führen und auf preisermäßigte Familienmitgliedschaften z.B. für Ehefrauen zu verzichten. Dies kann dazu beitragen, dass sowohl in der Mitgliedschaft als auch in der Führungsebene eines Vereins das Bewusstsein dafür geschärft wird, dass Mädchen und Frauen eigene Erwartungen an das Vereinsprogramm haben und sich dann auch ehrenamtlich engagieren.

Frauen und Mädchen sind aber auch eine interessante Zielgruppe für die Mitgliederwerbung. Für deren gezielte Ansprache kann es sinnvoll sein, spezielle Angebote zu schnüren. Der Deutsche Segler-Verband mit seiner Kreuzer-Abteilung hat ausgesprochen gute Erfahrungen damit gemacht, ein „Skipper-Training für Frauen“ anzubieten. Die Nachfrage überstieg schon nach kurzer Zeit das Angebot.

Es gibt nach Einschätzung des Präsidiums keine Indizien dafür, dass geschlechtsspezifische Einstiegshürden im Sinne von harten Zugangskriterien für die Teilnahme am aktiven Breiten- oder Leistungssegelsport bestehen. Dasselbe gilt für die Mitwirkung in Ehrenämtern, insbesondere Vorstandsämtern der DSV-Mitgliedsvereine. Die Vereine sehen sich eher mit der zunehmenden Schwierigkeit konfrontiert, Ehrenämter überhaupt noch zu besetzen. Dabei werden infrage kommende Kandidaten oder Kandidatinnen unabhängig von ihrem Geschlecht gesucht. In der Praxis gelingt es nach wie vor seltener, Frauen als Männer für eine solche ehrenamtliche Tätigkeit zu gewinnen. Indizien dafür, dass Frauen in Ehrenämtern der Vereine nicht willkommen sind oder im Falle einer Kandidatur nicht gewählt werden, sind nicht bekannt. Es gibt auch keine Indizien dafür, dass die Besetzung von Ämtern oder die Wahrnehmung von Ämtern im Segelsport an geschlechtsspezifischen Strukturen scheitert.

Formate

Das Präsidium hat sich im Rahmen seiner Klausur ferner sehr intensiv mit der Zukunft des Regattageschehens befasst. Das Regelwerk und die dadurch vorgegebenen Formate für den sportlichen Wettkampf sind ein originäres und zugleich hocheffizientes Instrument der Verbandspolitik, wenn es darum geht, die Zukunft des Segelsports zu gestalten. In seinen Wettkämpfen präsentiert sich der Segelsport öffentlich. Er trägt maßgeblich zu seinem Bild in der Öffentlichkeit bei.

Die grundlegenden Zielrichtungen der Weiterentwicklung sind im Präsidium klar. Sie waren auch bereits Gegenstand vieler Diskussionsrunden und Gremiensitzungen innerhalb des deutschen und internationalen Segelsports. Es geht um medien- und zuschauergerechtere attraktive Regattaformate mit Spannung und hohem sportlichem Wert.
Der derzeitige Regattakalender ist bis zur Grenze der Machbarkeit belastet.

Als denkbares – allerdings noch auszuarbeitendes – Modell nach 2008 wurde diskutiert, im Zwischentakt der Olympischen Spiele abwechselnd gemeinsame Weltmeisterschaften und Kontinentalmeisterschaften in den olympischen Klassen stattfinden zu lassen.

Die von der ISAF geplante World Cup Serie wird grundsätzlich befürwortet; zu diskutieren ist noch, ob über die genannten Grade-1-Events hinaus noch ein weiteres Final-Event stattfinden soll.

Gemeinsame Weltmeisterschaften in den olympischen Klassen werden grundsätzlich befürwortet. Allerdings ist das bisherige Meldeverfahren zu aufwändig und zu kompliziert. Hierzu wird der Arbeitskreis Leistungs- und Wettsegeln gebeten, alternative Verfahren zu entwickeln, die dann im Rahmen der ISAF vorgeschlagen werden können.

Auch das bisher zweimal praktizierte Format Gemeinsame Deutsche Meisterschaften in den olympischen Klassen findet einhellige Zustimmung. Im Detail sind auch hier noch Verbesserungen möglich.

Mitgliederwerbung und Öffentlichkeitsarbeit

Das Präsidium hat Modelle diskutiert, bisher unerreichte Zielgruppen für den organisierten Segelsport zu gewinnen. Denkbar ist z.B. die Ansprache von Charterern, die zentral akquiriert und dann an die Vereine in ihrem Wohnortumfeld herangeführt werden. Eine breite Diskussion eines solchen Modells wird als wünschenswert angesehen, damit es von den Verbandsmitgliedern getragen und nicht als Konkurrenz angesehen wird. Ob die Akquisition auf zentral verhandelte Benefits, wie z.B. Preisrabatte gestützt werden sollte, wird unterschiedlich beurteilt. Die Möglichkeiten der speziellen Werbung von Mädchen und Frauen wurde im Themenblock Gender Entwicklung (siehe oben) gesondert diskutiert.

Der Mitgliederwerbung der Vereine dienen auch zentrale Maßnahmen des Deutschen Segler-Verbandes, wie die seit einigen Jahren erfolgreich laufende Kampagne „Willkommen im Club“ oder die Gestaltung von Club-Einladungskarten für Freunde und Bekannte. Der Verband unterstützt auch Projekte wie „Alsterkids“, „Wannseekids“ und „Warnowkids“, in dem der dem Träger Hamburg Messe mit entsprechendem Ausbildungs-Know-how für Neueinsteiger zur Verfügung steht.

In diesen Zusammenhang gehört auch die Unterstützung der Mitgliedsvereine im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. Der DSV veröffentlicht seit einigen Jahren Clubportraits in der Segler-Zeitung und stellt diese anschließend dauerhaft über das Internet der Allgemeinheit zur Verfügung. Weitere Maßnahmen sind die öffentliche Würdigung herausragender Vereinsleistungen im Bereich Fahrtenwettbewerbe, Veranstaltung von Regatten und erfolgreicher Vereinsausbildung. In der Verbandszeitschrift DSV-Spezial werden immer wieder vorbildhafte Vereinsprojekte vorgestellt und damit öffentlich gewürdigt. Das gleiche Ziel wird mit dem Lehrgangs- und Seminarangebot im Bereich Ausbildung und vereinsbezogene Öffentlichkeitsarbeit verfolgt. Die Vereine können hier das Wissen und die Beratung des Verbandes und der für ihn tätigen Fachjournalisten in Anspruch nehmen.

Mitgliederwerbung steht dabei in enger Wechselwirkung mit dem Aufgabenbereich Mitgliederbindung. Nur wer sich dauerhaft im Verein zuhause und gut betreut fühlt, wird die gemeinsamen Aufgaben und Anliegen nachhaltig mit tragen. Eine gemeinsame starke Interessenvertretung ist auf die Solidarität der organisierten Seglerinnen und Segler angewiesen. Dazu ist es wichtig, Vereine und deren Mitglieder über die wichtigsten Projekte auf dem Laufenden zu halten. Der DSV hat dazu den Informationsservice DSV-Intern eingerichtet, der die Vereine – als verbandsinternes Kommunikationsinstrument – kurz und prägnant über alle anstehenden Themen und politischen Positionen informiert. Die gedruckte Version geht an die Vereinsvorstände. Sie erhalten darüber hinaus eine digitale Version an die von ihnen angegebene E-Mail-Adresse, damit sie sich die fertig recherchierten und formulierten Texte ohne eigene redaktionelle Arbeit in vereinsinterne Clubzeitschriften, Aushänge, Online-Informationsforen oder E-Mail-Verteiler einspeisen können. Zugleich ist ihnen damit ein Instrument an die Hand gegeben, den eigenen Vereinsmitgliedern deutlich zu machen, dass eine Vereinsmitgliedschaft Sinn ergibt und eine gemeinsame Interessenvertretung zum Erfolg führt. Der Verband hat darüber hinaus sein Online-Informationsangebot erweitert und die Zusammenarbeit mit Wassersportzeitschriften ausgebaut.

Dopingbekämpfung

Dazu liegt die vom AK Umwelt und Recht erstellte Übersicht über den Status Quo vor. Die NADA bietet eine vollständige Übernahme des Ergebnismanagements einschließlich der Verfolgung von Dopingverstößen an. Das Präsidium hat den Syndikus gebeten, dieses Angebot zunächst zu prüfen. Inzwischen ist klar, dass die NADA vorläufig Abstand davon genommen hat, das gesamte Management von der Probennahme bis zur Ahndung an einer Stelle zusammen zu führen. Derzeit wird bei der NADA untersucht, ob den Mitgliedsverbänden jedenfalls ein zentrales Dopinggericht als Spruchkörper zur Verfügung gestellt werden soll.

Die öffentliche Diskussion um verfehlte Dopingkontrollmaßnahmen hat im übrigen dazu geführt, dass das Bundesministerium des Innern alle Spitzenverbände gebeten hat, ihre Verfahren der NADA mitzuteilen und zugleich darzulegen, wie der NADA Anti-Doping-Code verbandsintern umgesetzt wird.

Erfreulicherweise kann für den Bereich des Segelsports grundsätzlich festgestellt werden, dass das Thema Do-ping bisher kaum eine Rolle spielt. Aus den durchgeführten Trainings- und Wettkampfkontrollen hat es bisher lediglich drei „unechte“ Doping-Fälle bei den Kader-Athleten des DSV gegeben. Einzelne Athleten hatten entweder vergessen, ihre Ausnahmegenehmigung zur medizinisch notwendigen Einnahme eines Mittels gegen Asthma rechtzeitig verlängern zu lassen oder ihren Aufenthaltsort zum Zweck der Trainingskontrolle nicht gemeldet bzw. aktualisiert. Sie wurden von der zuständigen DSV-Schlichtungskommission verwarnt.

Die satzungsrechtlichen Grundlagen für ein Doping-Verfahren des DSV sind unsere Disziplinarordnung sowie die Schlichtungsordnung, die gemäß § 2 Abs. (II) Grundgesetz Bestandteil der Satzung sind.

Durch den generellen Verweis auf die Wettfahrtregeln der ISAF und den nationalen NADA-CODE in § 1 2.Spiegelstrich der Disziplinarordnung ist die Anwendbarkeit beider Anti-Doping-Regelwerke für ein DSV-Doping-Verfahren gewährleistet.

Die Zuständigkeit für Doping-Verfahren liegt seit dem Seglertag 2003 beim Schlichtungsausschuss (§ 2 Disziplinarordnung). Dieser besteht aus zwei Kommissionen mit je einem Vorsitzenden und zwei Beisitzern, die abwechselnd tätig werden. Mindestens ein Mitglied jeder Kommission muss die Befähigung zum Richteramt haben. In der derzeitigen Zusammensetzung haben alle sechs Mitglieder diese Befähigung.

Das Verfahren richtet sich vorrangig nach den Bestimmungen entsprechenden Regelungen des NADA-CODES. Unsere Schlichtungsordnung selbst beinhaltet neben der Pflicht zur Beachtung der rechtsstaatlichen Grundsätze und der zwingenden Vorschriften der Zivilprozessordnung über das schiedsrichterliche Verfahren keine konkreten Verfahrensbestimmungen.

Um die kurzen Fristen nach dem NADA-CODE für die Einleitung eines verbandsrechtlichen Dopingverfahrens nach Benachrichtigung über einen Verstoß einhalten zu können, hat der DSV-Syndikus die Vertretungsregelung des Schlichtungsausschusses so modifiziert, dass zur schnellen Bildung der zuständigen Kommission eine größtmögliche Flexibilität gewährleistet ist. Darüber hinaus erarbeitet er in Abstimmung mit den Ausschussmitgliedern ein standardisiertes Verfahren zur Einleitung eines Dopingverfahrens.

Alle Kadersegler des DSV unterwerfen sich mit einer jährlich neu zu unterzeichnenden Erklärung dem Anti-Doping-Regelwerk der NADA. Ferner ist in allen Arbeitsverträgen mit unseren Bundestrainern ein außerordentliches Kündigungsrecht für den Fall eines Verstoßes gegen das Doping-Verbot enthalten.

Trainings- und Wettkampfkontrollen werden in Abstimmung mit der NADA entsprechend den geltenden Regularien durchgeführt.

Das Präsidium geht danach davon aus, dass der DSV nicht nur verbandsrechtlich gut aufgestellt ist für den Kampf gegen das Doping, sondern auch die Voraussetzungen für die Bundesförderung erfüllt.

Auf Initiative des Bundesministeriums des Innern hat der Deutsche Segler-Verband seine Anti-Doping-Regelung auch gegenüber der NADA offen gelegt. Sollten sich aus diesem Dialog mit der Nationalen Anti-Doping-Agentur ggf. noch Optimierungsmöglichkeiten ergeben, würde das Präsidium diese erforderlichenfalls bis zum Seglertag 2007 auf den Weg bringen können.

Das Präsidium bittet die Landesseglerverbände und Vereine, ihre Kader-Athleten für dieses Thema zu sensibilisieren. Doping ist ein ernstes Problem im weltweiten Sport. Der Segelsport muss, auch wenn er bisher keine praktischen Fälle hatte, mit gleicher Entschlossenheit wie die anderen Sportspitzenverbände gegen das Doping positionieren und glaubwürdig dafür sorgen, dass Segeln dopingfrei bleibt. Gerade in der geringen bisherigen Relevanz liegt die latente Gefahr, dass wir mit unseren Schiedsgerichten und Verbandgremien unangemessen reagieren, wenn es doch zu einem Fall kommen sollte.

Weiterführende Informationen und Unterlagen zu diesem Thema sind auch auf der Internet-Seite der NADA unter www.nada-bonn.de abrufbar.